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Kurz nach Beginn des Streiks leitet die Lufthansa juristische Schritte gegen den Ausstand ein.

Frankfurt/Main - Wenige Stunden nach Beginn des Pilotenstreiks hat die Lufthansa juristische Schritte gegen den Ausstand eingeleitet. Das Frankfurter Arbeitsgericht setzte nach einem Antrag des Unternehmens auf Einstweilige Verfügung für Montagnachmittag eine Verhandlung an, wie Gerichtspräsident Frank Woitaschek sagte. Direkt im Anschluss soll eine Entscheidung fallen.

Die Lufthansa begründete ihre Vorgehen damit, dass der Pilotenstreik unverhältnismäßig sei. Der Lufthansa-Vorstand sei verpflichtet, Schaden vom Unternehmen abzuwenden, erklärte Sprecherin Amelie Schwierholz. Der Chef der Tarifkommission der Vereinigung Cockpit (VC), Thomas von Sturm, hatte allerdings schon am Wochenende erklärt, dass eine rechtliche Prüfung ergeben habe, dass der Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit völlig haltlos sei.

Bei Arbeitskämpfen ist grundsätzlich das Gebot der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Vor einem Streik müssen alle Verständigungsmöglichkeiten ausgeschöpft worden sein. Hauptstreitpunkt ist die Sicherung von Piloten-Arbeitsplätzen im ganzen Konzern.

Sonderflugplan größten Teils eingehalten

Seit Mitternacht bestreiken Mitglieder der Vereinigung Cockpit (VC) den Flugverkehr von Lufthansa, Germanwings sowie der Frachttochter Lufthansa Cargo. Das Unternehmen hatte bereits zuvor einen Sonderflugplan aufgestellt, der nach eigenen Angaben zum großen Teil eingehalten wurde.

In München mussten trotzdem schon am Vormittag drei Verbindungen des Sonderflugplans gestrichen werden. Diejenigen Flüge, die stattfanden, wurden zum großen Teil über Regionalpartner der Lufthansa ausgeführt. Die Situation an den Terminals war nach Angaben der Lufthansa relativ ruhig, weil sich die Passagiere im Vorfeld informiert hätten.

Reisende weichen auf Bahn aus

Viele Reisende wichen auf zusätzliche Angebote der Deutschen Bahn aus. "Wir haben ein erhöhtes Reisenden-Aufkommen", sagte ein Bahnsprecher. Auf den Fernverkehrsstrecken Köln-Hamburg und Köln-Berlin wurden nach diesen Angaben zusätzliche Züge eingesetzt. Auf der Strecke Hamburg-Kassel-Nürnberg-München wurden die Platzkapazitäten erhöht.

Die Gewerkschaft zeigte sich am ersten der vier angekündigten Streiktage kämpferisch: Rund 500 Piloten demonstrierten am Vormittag vor dem Lufthansa-Gelände am Frankfurter Flughafen, wie Cockpit mitteilte. Die Polizei sprach von 300 Kundgebungsteilnehmern.

Cockpit ist kämpferisch

Cockpit-Sprecher Alexander Gerhard-Madjidi, sagte am Morgen im Bayerischen Rundfunk: "Die vier Tage reichen offensichtlich noch nicht aus, um die Lufthansa in Bewegung zu versetzen, sich mit uns am Verhandlungstisch zu einigen." Er fügte den Angaben zufolge hinzu: "Wir werden natürlich die Eskalation nach diesen vier Tagen nicht beenden, das heißt, wir werden natürlich weitere Streikmaßnahmen vorbereiten und die werden dann auch in der Länge und Dauer entsprechend ausgeweitet." Dennoch sei die Gewerkschaft offen für weitere Gespräche mit der Lufthansa.

Vertreter des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und der CDU äußerten sich derweil besorgt über mögliche negative Auswirkungen des Ausstands auf die Wirtschaft. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben erklärte in der "Berliner Zeitung", er sei vor allem besorgt über die Folgen für den Frachtverkehr. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs, CDU, erklärte im Südwestrundfunk, die Piloten gefährdeten durch ihren Streik den Wirtschaftsaufschwung.