Bestattungen: Gemeinderat Pfalzgrafenweiler schnürt umfangreiches Paket / Friedhofskultur im Wandel

Pflegeleichte Rasen- und Baumgräber, einheitliche Ruhezeiten sowie Gebühren: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und veränderter Bedürfnisse hat der Gemeinderat Pfalzgrafenweiler zahlreichen Änderungen im Friedhofswesen mehrheitlich zugestimmt.

Pfalzgrafenweiler. Daran, dass ein Friedhof heuer auch wirtschaftlich betrieben werden müsse, erinnerte Kämmerer Reinhold Möhrle am Ende einer Diskussion um die individuelle Gestaltung von Rasengräbern. Adolf Gärtner (FWV) monierte, dass auf dieser Form von Grabstätten Grabmale und sonstige Dekorationen nicht zugelassen seien. Ein Friedhof sei eine Kulturstätte. Die Liberalisierung der Gestaltung, so Gärtner, sei in den vergangenen Jahren ein Gewinn gewesen. Rasengräber würden die Gefahr der Monotonie beinhalten, könnten "wie ein Fußballfeld" wirken, meinte Gärtner und beantragte eine gesonderte Abstimmung über diesen Punkt des mit 13 Themen umfangreichen Beschlussvorschlags.

Gremium lehnt Antrag Adolf Gärtners ab

Die Ortsvorsteherinnen von Edelweiler, Doris Sannert, und Herzogsweiler, Sieglinde Rohrer (beide FWV), fassten die Meinung ihrer Ortschaftsräte zusammen. Man sei sich darüber einig, dass bei der Wahl eines Rasengrabs bereits im Vorfeld die Entscheidung für eine pflegeleichte Grabstätte getroffen worden sei. Wer auf einen Grabstein und individuellen Grabschmuck nicht verzichten wolle, könne sich für ein Einzelgrab entscheiden. Die Ortsvorsteherinnen argumentierten, dass es auch hier pflegeleichte Alternativen gebe, etwa durch Grabplatten oder Kiesel.

Ob der Diskussion zeigte sich Bürgermeister Dieter Bischoff leicht genervt. Angesichts des demografischen Wandels und veränderter Bedürfnisse sei es unerlässlich, pflegeleichte Grabstätten anbieten zu können. Die Gefahr einer monotonen, wie ein Fußballfeld wirkenden Fläche durch Rasengräber sah der Verwaltungschef nicht. Auch "Baumgräber" seien, als Alternative zu einem Friedwald, Antwort auf den Wunsch nach unkomplizierten, kostengünstigen und vor allem pflegeleichten Grabstätten, ergänzte Reinhold Möhrle.

Der Antrag Gärtners auf gesonderte Abstimmung über die Gestaltung von Rasengräbern wurde mehrheitlich abgelehnt. Mit einer Enthaltung mehrheitlich zugestimmt wurde dem Gesamtpaket "Friedhofswesen". Neben der Verlegung von Rollrasen auf Rasengräbern wurde auch die einheitliche Berechnung von Grabplattenumrandungen abgesegnet. Letztere sollen künftig in die Gebühr einkalkuliert werden, erläuterte der Kämmerer – für alle Ortsteile gleichermaßen. Die Bestatterpreise werden aktualisiert. Der seitherige "Auswärtigenzuschlag" wird ersatzlos gestrichen, weil rechtlich umstritten.

Tuchbestattungen als Alternative zu Sargbestattungen werden nicht zugelassen, weil dafür gesonderte Grabfelder ausgewiesen werden müssten. Die Ruhezeit von Kindern unter drei Jahren wird einheitlich für alle Ortsteile auf 25 Jahre festgelegt. Dabei wolle man dem Wunsch der meist jungen Eltern entsprechen, ergänzte Dieter Bischoff. Für die Aussegnungshalle in Pfalzgrafenweiler, die momentan saniert wird, wird stundenweise eine Reinigungskraft eingestellt. Die Errichtung eines weiteren Urnenbereichs für Baumgräber mit Stahlsäulen zur Anbringung von Namensschildern wird vorerst zurückgestellt, da erst vor Kurzem eine neue Urnenwand errichtet worden sei. Man wolle die weitere Entwicklung und damit auch die Nachfrage abwarten, resümierte Bischoff.

Weil sich die Friedhofskultur grundlegend im Wandel befinde, müsse man sich um die künftige Gestaltung Gedanken machen. Der Trend zu pflegeleichten, auch kostengünstigen, Bestattungsmöglichkeiten sei wegen des gesellschaftlichen Wandels nicht mehr aufzuhalten.