Verena Becker und Siegfried Buback. Foto: Archiv

Udo Schulze veröffentlicht sein Buch "RAF – Becker, Buback und Geheimdienste".

Pfalzgrafenweiler - Jahrelang hat er recherchiert, Akten durchforstet und mit Zeitzeugen gesprochen – jetzt hat der Journalist Udo Schulze aus Pfalzgrafenweiler sein Buch "RAF – Becker, Buback und Geheimdienste" veröffentlicht.

In dem Buch beleuchtet Schulze nicht nur den Mord an Generalstaatsanwalt Siegfried Buback in Karlsruhe oder die Verhaftung von Verena Becker und Günter Sonnenberg in Singen, sondern auch die Verstrickung internationaler Geheimdienste ins terroristische Netz der RAF. Besonders die Stasi hat laut Schulze Einfluss auf die Terrorgruppe ausgeübt und sie unterstützt.

Dass die Veröffentlichung von Schulzes Buch genau mit dem Prozess gegen Verena Becker zusammenfällt, damit hätte der Autor nicht gerechnet: "Ich hätte nicht gedacht, dass es noch mal zu einer Verhandlung gegen Verena Becker kommt", so Schulze, der den Prozess beobachtet. Bis jetzt habe es schließlich von offizieller Stelle immer geheißen, Verena Becker sei am Attentat gegen Buback nicht beteiligt gewesen.

Der Prozess selbst sei bis jetzt recht unspektakulär verlaufen: "Die Verhandlung ist relativ schlecht besucht, es läuft alles sehr geschäftsmäßig ab", erklärt Udo Schulze. Verena Becker habe bislang geschwiegen. Aufgrund von DNA-Spuren Beckers an den Bekennerschreiben zum Buback-Mord wird jetzt gegen sie wegen Mittäterschaft verhandelt.

Interview mit Buback

Michael Buback, der Sohn des ermordeten Generalstaatsanwalts, hat ebenfalls über die Hintergründe des Attentats recherchiert. Dabei lernte er Udo Schulze kennen. Ein Interview mit Buback findet sich am Ende des Buchs. Beide sehen sich regelmäßig an den Verhandlungstagen. Buback sei zwar erschöpft, so Schulze, doch froh, dass es zu einem Prozess gekommen ist.

Für Schulze gibt es allerdings jede Menge offene Fragen: "Warum hat man gerade jetzt die Briefe untersucht? Und die Untersuchungsergebnisse sind nicht öffentlich einsehbar." Auch die Tatsache, dass plötzlich das Motorrad auftauchte, das die Terroristen bei der Tat fuhren, findet der Journalist sehr ominös. Eine Motorradgruppe im Kreis Böblingen habe das Motorrad nach dem Abschluss der Ermittlungen erstanden, so Schulze. Besonders merkwürdig: "Es wurde den jetzigen Besitzern gestohlen und schließlich in einem See wieder gefunden. Allerdings waren einige Teile abmontiert worden."

Viele weitere Ungereimtheiten und laut Schulze womöglich als Ermittlungspannen getarnte Vertuschungen in Sachen RAF listet er auf. Immer wieder zeigt der Autor, wie und wo Agenten verschiedener Geheimdienste – auch des BND – ihre Hände im Spiel gehabt haben könnten. Er kratzt am Vertrauen des Lesers in den Rechtsstaat und in die, die ihn damals lenkten. "Sicherlich, das sind alles nur Spekulationen", schreibt Schulze an einer Stelle des Buchs, die aber für das gesamte Werk gelten kann. "Aber solange uns nicht die ganze Wahrheit gesagt wird, sind sie nicht nur erlaubt, sondern sogar nötig."

Das Buch: Udo Schulze, RAF – Becker, Buback und Geheimdienste, Argo-Verlag, 263 Seiten, 19,90 Euro.