Der Freudenstädter Parkour-Sportler Andy Haug erreicht bei den Ninja Games den 13. Platz. Foto: Andy Haug

Parkour: Sportler fiebert kommenden Monaten entgegen. Die nächsten Höhepunkte schon im Blick.

Es war der Jahresabschluss, den er sich erhofft hatte: Mit einem guten 13. Platz bei den Ninja Games im japanischen Handa hat sich der Freudenstädter Parkour-Sportler Andy Haug in die Winterpause verabschiedet – und die ist denkbar kurz.

Es war eine Generalprobe. Allerdings eine, der besonderen Art, die Andy Haug in Japan erlebt hat. Bei den Ninja Games in Handa, einer 116000 Einwohner Stadt zirka vier Autostunden süd-westlich von Tokio, wurde es für ihn vor gut drei Wochen noch ein letztes Mal im Jahr 2019 ernst. In einem starken Teilnehmerfeld von mehr als 50 Athleten positionierte er sich mit Rang 13 weit vorne. Viel wichtiger aber scheinen dem 29-Jährigen die Eindrücke zu sein, die er aus Japan mitgenommen hat – denn im April wird es für ihn wieder nach Fernost gehen, zur ersten Parkour-Weltmeisterschaft, die in Hiroshima steigen wird. Und um dann optimale Rahmenbedingungen zu haben, hat der gebürtige Freudenstädter seine Möglichkeit für einen Testlauf genutzt.

Starker Auftritt

Erst am späten Abend vor dem Wettkampf Anfang Dezember war Andy Haug in Handa angekommen, war am Vorabend des Wettkampfes entsprechend erschöpft. "Beeinträchtigt hat mich das am nächsten Tag nicht – aber ich weiß, dass es bei der WM anders laufen muss", gibt der 29-Jährige zu. Einen gesamten Tag lang musste er die Anspannung hoch halten.

Bei den Ninja Games standen neben den Parkour-Sportlern auch weitere Sportarten wie Slacklining und Trial auf dem Programm. "Es war unfassbar laut", erinnert sich Andy Haug und lacht, "die Japaner scheinen laute Musik zu mögen." Schon beim Warmmachen sei ihm das aufgefallen, da waren noch andere Wettkämpfe in vollem Gange. Das zweite Ungewohnte: Die Kommunikation stellte sich schwieriger dar als erwartet. "Alles wurde nur auf Japanisch angesagt, es gab keine englische Übersetzung, wie es bei den meisten Wettkämpfen der Fall ist", erklärt Haug. Deshalb wusste er nach der Disziplin Speed auch nicht, wo er steht. Der 13. Rang in der Endabrechnung, bestehend aus dem Speed und dem Freestyle, stellte ihn aber mehr als zufrieden.

Training in Tokio

Im Anschluss an den Wettkampf ging’s für Haug weiter nach Tokio. "Ich wollte dort unbedingt noch trainieren", erklärt er. Die gesamte Restwoche nutzte er, um die besten Spots in der japanischen Metropole kennenzulernen und sich kulturelle Eindrücke zu verschaffen. "Die Menschen dort gehen wahnsinnig respektvoll miteinander um", sagt er. "Selbst in den Massen, die sich zum Beispiel über den Zebrastreifen bewegen, rempelt sich niemand an." Besonders aber ist ihm eines in Erinnerung geblieben: Bei einem Training etwas außerhalb der Stadt wurde er von den Sprösslinge eines Waldkindergartens entdeckt. "Nach und nach standen immer mehr um mich herum und haben sich an dem erfreut, was ich da gemacht habe", sagt er. "Nur ein einziges Mädchen von diesen Kids konnte ein wenig Englisch – ansonsten haben wir uns mit Händen und Füßen verständigt. Aber es hat eines wieder gezeigt: Man braucht in diesem Sport keine Wörter, um zu begeistern. De Kinder lieben das einfach."

Feiertage in der Heimat

Diese Begeisterung zu entfachen scheint ein Teil von dem zu sein, was den 29-Jährigen antreibt. "Wenn ich mit Freunden, die mich schon lange kenne, darüber spreche, sagen sie mir immer wieder, dass es erstaunlich sei, was aus dem Parkour-Sport geworden ist." Mit seinem City-Event in Stuttgart und der Teilnahme am Weltcup in Montpellier hat Andy Haug ein mehr als erfolgreiches Jahr erlebt. Satt ist er deshalb aber noch lange nicht, im Gegenteil: In diesem Winter will Haug wieder Vollgas geben – Schokolade an Weihnachten sollte die Ausnahme bleiben, sagte er im Vorfeld. "Ich möchte meine Fitness unbedingt halten, wenn nicht noch weiter verbessern". Aus gutem Grund, denn im kommenden Jahr steht neben der WM in Japan noch ein weiteres Highlight an. Parkour wird im Rahmen der Finals, bei denen die Deutschen Meisterschaften zehn verschiedener Sportarten ausgetragen werden, einen großen Auftritt bekommen. "Die Wettkämpfe sollen von den öffentlich-rechtlichen Sendern live übertragen werden", sagt Haug.

Eine riesige Bühne also für seine Sportart – zumal es dabei auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele gehen wird, bei denen Parkour vorolympisch sein wird. "Egal wo wir in Japan waren", sagt er, "überall begegnen einem dort die Olympischen Spiele 2020. Ob als Plakate, auf Mützen, oder bei den Sportstätten." Dort dabei sein zu dürfen, "ist für mich das oberste Ziel", erklärt Andy Haug. "Ich denke spätestens seit ich in Japan war jeden einzelnen Tag daran."

Genau deshalb soll 2020 das vergangene Jahr, das er als sein bislang erfolgreichstes bezeichnet, aus sportlicher Sicht noch einmal toppen. Sich ausbremsen zu lassen scheint für Andy Haug keine Option zu sein – auch nicht von der Prellung des Handgelenks, die er sich in Japan zugezogen hat. Denn abgesehen davon lief der Testlauf mehr als vielversprechend.