Willkommen: Damit die Flüchtlinge sich zurechtfinden, gibt es eine Sozialbetreuung. Archiv-Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Sozialbetreuung: Maria Vogel und Eike Kloka sind für das Rote Kreuz bei den Asylbewerbern unterwegs

Sie besprechen alle lebenswichtigen Dinge, erklären beispielsweise die Post, welche die Flüchtlinge nicht verstehen: Maria Vogel und Eike Kloka sind beim Roten Kreuz in der Sozialbetreuung im Einsatz und helfen Asylbewerbern bei alltäglichen Fragen.

Obernheim. "Wir hören uns alle Sorgen und Nöte an", sagt Eike Kloka. Er ist als Sozialbetreuer und Integrationshelfer beim Roten Kreuz in Sachen Sozialbetreuung für Asylbewerber unterwegs, was praktisch heißt, die ihm anvertrauten Familien einmal in der Woche zu besuchen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn manche Flüchtlinge können kaum oder kein Deutsch, andere dagegen etwas mehr.

Ein besonderes Augenmerk legen die DRK-Mitarbeiter auf die Gesundheit. Vor allem die Kinder schauen sie genauer an. "Wir sind Mädchen für alles, weil die Menschen mit allem zu uns kommen", fasst Kloka zusammen. Wichtig sei etwa, die Kinder an Schule oder Kindergarten zu binden. Und bei traumatischen Erlebnissen der Flüchtlinge arbeiten die DRK-Helfer mit der psychologischen Beratungsstelle zusammen, erläutert Maria Vogel, ebenfalls Sozialbetreuerin und Integrationshelferin.

"Die Menschen möchten gerne in Vereine gehen, wissen aber nicht, wie sie das bewerkstelligen und den ersten Schritt gehen sollen und wo sie Informationen bekommen. Wir geben ihnen diese Informationen, damit sie diesen Schritt machen können", beschreibt Maria Vogel. Denn es geht um die Integration ins Gemeinwesen. Die DRK-Mitarbeiter vermitteln zudem bei Konflikten – zwischen den Flüchtlingen und mit den Einheimischen. "Unser Ziel ist, präventiv zu wirken und dabei mit den ehrenamtlichen Betreuern zusammenzuarbeiten", sagt Marlene Klingspiegl, beim DRK-Kreisverband Zollernalb Leiterin des Fachbereichs Soziale Dienste.

Entscheidend bei der Hilfe ist die Frage, was die Familien selbst machen können, was sie selbst machen sollen und wo sie sich ausprobieren sollen. "Es geht darum, Fähigkeiten zu stärken und auf Ressourcen zu schauen", so Kloka. "Flüchtlinge wollen nicht als Flüchtlinge begutachtet, sondern als normale Menschen akzeptiert werden", betont der Sozialbetreuer.

"Wir nehmen ihnen nicht alles ab"

Grundlegend sei, dass sie ihre Schwierigkeiten mit der Sprache und der Bürokratie überwinden, um sie so zur Selbstständigkeit zu bringen: "Wir nehmen ihnen deshalb nicht alles ab." Die Sozialbetreuung geht über eineinhalb bis zwei Jahre. In diesem Zeitraum tauchen auch immer mal wieder Schwierigkeiten auf. Vor allem die Beratung in Sachen Asylrecht und bei der Rückkehr, wenn die Menschen nicht bleiben dürfen, bildet einen "großen Punkt" bei der Betreuung. "Es geht um Beziehungsarbeit", sagt Kloka: "Die Menschen erzählen immer mehr Privates, je länger man sich kennt und die Betreuung dauert." Nicht einfach für die Betreuer zu verarbeiten bei den Schicksalen, die ihnen da begegnen.

Der Blick richte sich deshalb in die Zukunft, betont Vogel: "Die Menschen haben viele schlimmen Sachen erlebt, beweisen aber auch viele Stärken und Fähigkeiten. Sie haben es nach Deutschland geschafft und wollen nun wissen, wie es weiter geht." Dass die Sozialbetreuer vor Ort die Familien besuchen, ist ein Angebot. "Wir versuchen aber auch, dass die Familien in die DRK-Zentrale nach Balingen kommen", erläutert Klingspiegl.

Derweil erfahren die Sozialbetreuer draußen viel Gastfreundschaft, sehen, was bei den Menschen zu Hause geschieht, und "können gegensteuern, wenn es nötig ist", betont Kloka, der sich in den Familien aufgenommen fühlt: "Das ist herzlich und persönlich und macht die Arbeit einfacher." Die Flüchtlinge jedenfalls, so Kloka, nähmen die Hilfe gerne in Anspruch.

Obernheim (hol). Das Rote Kreuz ist bis dato nicht tätig gewesen in der Sozialbetreuung für die Asylbewerber. Mittlerweile ist diese Aufgabe neu verteilt im Landkreis, um den gesamten Zollernalbkreis abzudecken: weil bislang ein paar Bereiche unterversorgt waren.

Das DRK übernimmt nunmehr die Randbezirke im östlichen Kreis mit den Orten Bitz, Straßberg, Winterlingen, Nusplingen, Meßstetten und zuletzt Obernheim. Start war im Oktober in Bitz, die anderen Orte folgten. In Obernheim sind die Mitarbeiter seit Februar im Einsatz. Im gesamten Gebiet betreuen sie rund 70 Flüchtlinge. Zwei Familien sind es in Obernheim, die miteinander verwandt sind. Dort lernen sich Helfer und Betreute gerade kennen.

"Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, darum, einen Rahmen zu bieten, damit die Menschen gut ankommen, sich wohlfühlen und gut eingewöhnen. Ziel ist, dass sie baldmöglichst ohne uns klar kommen", erläutert Sozialbetreuer und Integrationshelfer Eike Kloka.

Die vom DRK betreuten Menschen kommen aus Syrien, Somalia, Afghanistan, aus dem Irak, aus Serbien und Tschetschenien. Zum größten Teil sind sie dankbar für die Unterstützung. Die Helfer erklären das deutsche System, damit die Menschen sich gut einfinden. Ein Thema ist zudem die Integration in den Arbeitsmarkt, wenn der Asylbewerber seine Anerkennung und einen Integrationskurs besucht hat.

Die Sozialbetreuung war zunächst nur für nicht anerkannte Flüchtlinge gedacht, aber im Zollernalbkreis wird darüber hinaus die freiwillige Leistung offeriert, dass auch Flüchtlinge betreut werden, die 2015 ihre Anerkennung bekommen haben.

Das freut die Sozialbetreuer, denn es gebe viele Asylbewerber, die schnell anerkannt würden, bei denen aber die Integration noch gar nicht vollständig zu bewerkstelligen gewesen sei.

Bei den finanziellen Aufwendungen für die Sozialbetreuung übernimmt das Landratsamt die Personalkosten und deckt zu einem Prozentsatz auch die Sachkosten ab. Das Rote Kreuz ist aktiv in der Sozialbetreuung und zudem in der Integrationshilfe. Zwei Einsatzkräfte sind unterwegs, unterstützt durch einen Dolmetscher für Arabisch, mit dessen Hilfe die DRK-Mitarbeiter die schwierigen bürokratischen Fragen mit den Familien klären. Ansonsten verständigen sie sich "viel mit Hand und Fuß" mit den Flüchtlingen, wobei die Menschen willig und dabei seien, Deutsch zu lernen und zu verbessern. "Das wollen wir fördern", betont Kloka, denn die Sprache sei der wesentliche Teil für das Ankommen. Das Ziel ist, auf Deutsch mit den Menschen zu sprechen.

Im Einsatz für rund 15 Familien

Die beiden DRK-Sozialbetreuer Maria Vogel und Eike Kloka haben einen pädagogischen Hintergrund: Er ist ausgebildeter Erzieher mit Zusatzqualifikation in der Beratung; sie hat soziale Arbeit studiert. Jeder von ihnen ist knapp 14 Stunden pro Woche in Sachen Sozialbetreuung im Einsatz – in der direkten Betreuung vor Ort und indirekt bei der Büroarbeit, bei Kontakten zu Behörden, Schuldnerberatung und Jugendhilfe, bei Austauschtreffen mit anderen beteiligten Wohlfahrtsverbänden und den Ehrenamtlichen.

Rund 15 Familien, zumeist kinderreich, betreuen die beiden DRK-Mitarbeiter, sind immer jeweils allein vor Ort, tauschen sich aber gegenseitig aus. Die technische Ausstattung, zum Beispiel mit einem mobilen Kopierer, ist vorhanden: "Die Menschen sind froh, dass wir da sind."

(hol). "In der Flüchtlingsarbeit ist das Rote Kreuz schon lange aktiv", sagt Marlene Klingspiegl, Leiterin des Fachbereichs Soziale Dienste beim DRK-Kreisverband Zollernalb. Es gebe seitens des Landesverbands Schulungen für die Hauptamtlichen in rechtlichen Themen, zum Asylverfahren und zum Bereich Trauma. Solche regelmäßigen Fortbildungen schützten auch die Mitarbeiter selbst und brächten sie auf den aktuellen Stand.

"Innerhalb von betreuten Familien kann es unterschiedliche Stufen der Traumatisierung geben", weiß Sozialbetreuer Eike Kloka: "Die Menschen müssen ihr gewohntes Umfeld verlassen und haben Angst um Leib und Wohlergehen. Da hilft uns die Ausbildung."

Bei der Arbeit mit den Flüchtlingen sei Nähe und Distanz ein großes Thema, betont Integrationshelferin Maria Vogel. "Wir sind keine ausgebildeten Psychologen, deshalb fragen wir nicht explizit nach. Bei Gesprächsbedarf sind wir aber da, hören zu und machen gleichzeitig das Angebot, die Personen an spezielle Stellen und Fachkräfte zu vermitteln." Die Arbeit könne da schon mal belasten. Wichtig sei deshalb, sich dessen bewusst zu sein und damit umzugehen, für die eigene Psychohygiene zu sorgen, indem man einen Ausgleich zur Arbeit im Privaten schaffe.