So idyllisch wie der Neckar in der Dollau fließt - bei einem Jahrhunderthochwasser kann er gefährlich werden. Foto: Danner

Bei HQ 100 wäre in Oberndorf in einigen Bereichen Land unter. Feuerwehrhaus und Umspannwerk betroffen.

Oberndorf - Käme morgen ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser (HQ 100), dann wäre in Oberndorf in einigen Bereichen Land unter. Die Stadt muss sich, wie die übrigen Kommunen im Neckartal, um den Hochwasserschutz kümmern. Zunächst wird der Abschnitt von Altoberndorf bis hin zum Umspannwerk bei Aistaig unter die Lupe genommen. Christian Stieler vom Büro "Wald + Corbe" und Oliver Stenzel vom Baureferat des Regierungspräsidiums Freiburg brachten die Gemeinderäte in der Sitzung am Dienstag auf den aktuellen Stand. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist das Land nicht überall Vorhabensträger. Denn im Zuge der Neckarumlegung entlang der Industrieanlagen (Mauser-Werke) in den Jahren 1914 bis 1916 ging die Unterhaltungslast für die Dämme in diesem Bereich auf die Stadt Oberndorf über. Es können allerdings Fördermittel beantragt werden. Stenzel geht optimistisch davon aus, dass diese bei 70 Prozent liegen könnten. Und da das Land bei den selbst finanzierten Maßnahmen ohnehin 30 Prozent Ausgleich von der Stadt verlangt, wäre die finanzielle Belastung für die Stadt dann in etwa die gleiche.

Ein neuralgischer Punkt ist bei HQ 100 der Bereich der Dollau bei der Feuerwehr. Anhand einer digitalen Simulation zeigten die Planer auf, dass das Gerätehaus im Überschwemmungsgebiet liegt. Weiterhin muss entlang der Gebäude von Rheinmetall und des Mauser-Gewerbeparks gehandelt werden.

Und auch bei den Firmen Richtung Aistaig und am Umspannwerk ist eine Absicherung gegen Überflutung vonnöten.

Da die bisher vorhandenen Dämme im Ernstfall eher nutzlos sind, wie die Planer bei ihren Untersuchungen festgestellt haben, wird nun geprüft, wie der Hochwasserschutz stattdessen aussehen könnte. Eine Ertüchtigung ist kaum möglich – die Damm-Kronen sind zu schmal und die Böschungen zu steil. Die Dämme breiter zu machen, ist aus Platzmangel oft nicht möglich. Deshalb wird jetzt untersucht, inwieweit eine Spundwand die Lösung sein könnte. An anderen Stellen reiche es, Mauern zu bauen.

Die gesamte Maßnahme von Altoberndorf bis zum Umspannwerk kostet laut Schätzung 2,8 bis 3,1 Millionen Euro. Der Gemeinderat beauftragte das Büro "Wald + Corbe" für Kosten in Höhe 225 000 Euro mit der Objektplanung für den Teil des Neckars, der verlegt wurde.

Laut Planern werden etwa sechs Monate vergehen, bis die Machbarkeitsuntersuchungen für die Spundwand vorliegen. Wenn dann direkt in die Entwurfsplanung eingestiegen werden könne, läge nach einem Jahr eine genehmigungsreife Planung vor.

Der Hochwasserschutz hört allerdings nicht am Umspannwerk auf. Denn in Aistaig liegen mehrere Wohngebiete direkt am Neckar. Wie Bürgermeister Hermann Acker auf unsere Anfrage hin erklärte, wird auch dort geplant und später umgesetzt. Das Thema und die Vorgeschichte seien jedoch sehr komplex.