Sehr aufwändig gestalten sich die Baumfällarbeiten an den Steilhängen entlang der L 415. Foto: Wolf

Entlang der Bergstrecke sind die Baumfällarbeiten mit Seilkran und schwerem Gerät im Gange.

Oberndorf - Das laut-sirrende Kreischen von Motorsägen durchschneidet die Luft, immer wieder schallt das Knacken von Ästen und das Rauschen von fallenden Bäumen über das Tal. All diese Geräusche verdichten zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Man versteht kaum sein eigenes Wort, geschweige denn das des Gegenübers. Voll belaubte Baumstämme, die über das Seil einer mächtigen, mobilen Seilkrananlage den extrem steilen Hang hochgezogen wurden, schwingen am Spezial-Greifer eines großen Baggers über die breite Straße.

Waldarbeiter sind damit beschäftigt, die Baumstämme aufzuarbeiten, die Äste abzusägen. Schon liegen auf einigen hundert Metern Länge auf und neben der Straße Polter mit bearbeiteten Stämmen sowie große Haufen mit dem Restmaterial. Ein Blick auf dieses "Stillleben" macht deutlich, warum die Bergstrecke zwischen der Oberstadt und dem Lindenhof für jeglichen Fahrzeugverkehr gesperrt ist. Seit gestern ist ein Team von Waldarbeitern und Spezialisten eines Unternehmens sowie der Stadt unter der Regie von Revierleiter Werner Bauer nach den Vorbereitungsarbeiten mit den eigentlichen Baumfällarbeiten in den Steilhängen entlang der L 415 beschäftigt. Dabei setzt es nicht nur einen mobilen Seilkran, sondern auch noch eine Reihe anderer schwerer Maschinen ein.

Warum nun dieser enorme Aufwand? Bis zum 19. Jahrhundert wurden diese Hänge als Weideflächen genutzt. Mit der zunehmenden Nachfrage nach Bauholz wurden auch diese Hänge mit Bäumen bepflanzt. Seit den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden diese Flächen nicht mehr bewirtschaftet. So verwilderten diese zusehends, ein für diese Steillage ungeeigneter Hochwald mit Fichten, Kiefern, Akazien, Tannen, Eschen, Ahorn, Buchen und Eichen entstand. Der Waldbestand ist inzwischen sehr instabil, so dass es keinen Sinn macht, nur vereinzelte Bäume herauszunehmen. "Deshalb soll nun der Wald so verjüngt werden, dass man einen für Hänge besser geeigneten Niederwald erhält", erklärt Bauer.

Die Baumfäll-Maßnahmen sind aus Verkehrssicherungsgründen dringend geboten, besteht doch die Gefahr, dass bei einem Unwetter-Ereignis Bäume auf die Straße oder auch auf den Fußweg vom Lindenhof in die Oberstadt stürzen. Wie Bauer unterstreicht, soll die Fläche von nun an möglichst alle fünf Jahre durchforstet werden, "damit der Niederwald praktisch immer im Zustand der Verjüngung bleibt".

Trotz der Sperrung herrscht auf der L 415 ein reges Geschehen. Bagger fahren hin und her, transportieren Baumstämme, Waldarbeiter sind mit den verschiedensten Tätigkeiten befasst. Da muss jeder Handgriff sitzen. Tempo ist Trumpf, schließlich soll bereits zum Unterrichtsbeginn in der kommenden Woche die Strecke für den Busverkehr wieder geöffnet werden. Am 7. Mai sollen die Arbeiten insgesamt abgeschlossen sein. Drei Arbeitsgruppen sorgen dafür, dass die Strecke so bald wie möglich wieder befahren werden kann. Was die Arbeiten jedoch behindern und verzögern, sind die Leitplanken. "Das macht viel zusätzliche Arbeit. Außerdem müssen wir mehr schweres Gerät einsetzen", betont Bauer. Wer den Waldarbeitern eine Weile zusieht, stellt fest, dass die Arbeiten hier wahrlich kein Zuckerschlecken sind. Da gilt es, unten im Hang einen unter Seilsicherung frisch gefällten Baum an der Seilwinde zu befestigen, sofort das 70 Grad und mehr steile Gelände hochzuhasten, um oben den Baum wieder los zu machen, damit der Greifer des Baggers den Stamm fassen kann. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch nicht ganz ungefährlich. Hier sind aber Profis am Werk, die ihr Handwerk verstehen.