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Oberndorfer Chefarzt sieht Gesundheitsinfos aus dem Internet skeptisch. " Es braucht den Blick des Fachmanns".

Oberndorf - Erst Symptome googeln, dann zum Arzt: Wenn es um Krankheiten und Medikamente geht, suchen viele Deutsche im Internet nach Infos. Roland Praßler, Chefarzt der Inneren Medizin am SRH Krankenhaus, sieht dies skeptisch.

Jeder zweite Deutsche informiert sich im Internet, wenn es um seine Gesundheit oder die naher Angehöriger geht. Dies ist das Ergebnis der "EPatient Surveys", so der SRH-Konzern in seinem Magazin "perspektive". Die einen suchen gezielt nach Behandlungsmethoden, Medikamenten oder Verläufe für bereits diagnostizierte Erkrankungen, die anderen wollen erst einmal herausfinden, was sie haben. Und wieder andere sind auf der Suche nach Fachleuten oder Leidensgenossen.

Den Umgang mit "Dr. Google" sieht der Chefarzt der Inneren Medizin am Oberndorfer Krankenhaus, Roland Praßler, "eher ungünstig". Und damit ist er nicht allein. Auch viele niedergelassene Ärzte erachten übers Netz informierte Patienten als "problematisch", berichtet die "Ärzte-Zeitung". Ihre Sorge sei, dass Informationen aus dem Netz das Vertrauensverhältnis gefährden und falsche Erwartungen an Arzt und Therapie wecken.

"Es braucht auf jeden Fall den Blick des Fachmanns", sagt Praßler. Ob die Patienten mit Vorwissen aus dem Internet zu ihm kommen, sei meist eine Generationen-Frage. Jüngere nehmen demnach öfter "Dr. Google" in Anspruch, als ältere. Wie die Infos dann interpretiert werden, sei unterschiedlich. "Menschen, die zu Übertreibungen neigen, lesen gleich das Schlimmste heraus." Oder das Gegenteil ist der Fall – und die Patienten nehmen ihre Beschwerden nicht ernst genug.

Ist die Diagnose erst einmal vom Arzt gestellt, kann das Internet durchaus nützlich sein, so Praßler. "Dann finden sich mit den entsprechenden Schlagworten hilfreiche Zusatzinfos und auch Verhaltentipps für die Patienten."

Die Informationsflut und die Anzahl der Anbieter von Gesundheitsseiten ist mittlerweile so groß, dass der medizinische Laie sich eine gewisse Kompetenz zulegen muss, um die Erläuterungen und Quellen richtig einzuordnen. "Im Netz kann jeder über Krankheiten oder Therapieformen publizieren, der will", warnt Sylvia Sänger, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit. Dadurch wachse die Gefahr der Irreführung. Leser sollten deshalb immer prüfen, woher die Infos stammen, ob sie aktuell sind, Nutzen und Risiken aller Maßnahmen beschreiben und klar ist, auf welche Quellen sie sich beziehen.

Weitere Informationen: Der Umgang mit medizinischen Infos aus dem Internet lässt sich erlernen: "Kompetent als Patient" der Techniker Krankenkasse kann man kostenlos unter www.tk.de herunterladen.