Die ersten Neugierigen probieren die neue Bahn schon einmal aus. Fotos: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Eröffnung: Einweihung lockt zahlreiche Neugierige an / "Offenes Wohnzimmer" soll Dorfmittelpunkt werden

Von Sylvia Fahrland

Ein Ort der Begegnung soll die neu eingeweihte Boule-Bahn in Boll sein. Das hat bereits bei der kleinen Feierstunde zur offiziellen Eröffnung bestens funktioniert.

Oberndorf-Boll. Zahlreiche Neugierige fanden sich ein und übertrafen damit die Erwartungen aller Beteiligten.

In zwangloser Atmosphäre kamen Senioren und sonstige Interessierte in der Ortsmitte unweit von Rathaus und Kirche zusammen, um das Angebot für die Allgemeinheit in Augenschein zu nehmen und probehalber die Kugeln rollen zu lassen. Selbst das Wetter hatte in der vorigen, regenreichen Woche ein Einsehen und lieferte die besten Voraussetzungen dafür, dass aus "einer" kleinen Feierstunde drei vergnügliche Stunden mit regem Kommen und Gehen wurden.

Auch die Ortschaftsräte waren da, einige Senioren mit Rollator oder Rollstuhl, Pfarrerin Friederike Heinzmann sowie zwei Profispieler aus Leinstetten, die zweimal wöchentlich in Horb trainieren. Eine solche Spielmöglichkeit vermissen sie bislang in ihrem Ort.

Bevor Besitzer Erich Keser unter dem Beifall der Anwesenden das symbolische Band durchschnitt, bedankte sich Ortsvorsteher Wolfgang Schittenhelm für dessen Eigeninitiative zum Bau der Boulebahn und seine Bereitschaft, die Anlage auf eigenem Gelände zur öffentlichen Benutzung zur Verfügung zu stellen. Dank galt auch Kesers jahrzehntelangem Weggefährten, dem Boller Kochbuchautor Manfred Helle, der sozusagen als Bauleiter agiert habe.

Auf die Idee des "Offenen Wohnzimmers" war Sieglinde Schatz durch ihr Engagement bei der Bürgerstiftung gekommen. Mit ihrem Vorschlag stieß sie bei Eigentümer Erich Keser auf offene Ohren. Sie erläuterte, der Boule-Platz solle vor allem für ältere und weniger mobile Menschen ein Treffpunkt im Dorf sein, wo man sich unterhalten und Kontakte pflegen könne. Die Kugeln samt Spielregeln sind in der angrenzenden Bäckerei-Filiale hinterlegt und können während der Öffnungszeiten kostenlos ausgeliehen werden. Schatz ermunterte mit den Worten "Es ist lustig, unterhaltsam und preiswert noch dazu" zum Spielen der geselligen Kugelsportart und bat lediglich darum, die Bahn stets pfleglich zu behandeln und in gutem Zustand zu hinterlassen. Sie selbst hatte gegen eine Spende kurz vor der Einweihung noch Pflastersteine aufgetrieben und durch einen Fachbetrieb verlegen lassen. Damit war der stolperfreie Zugang hergestellt. Hinten existiert bereits eine Rampe, die Erich Keser mit seinem Elektro-Scooter nutzt.

Die Ortsverwaltung hatte zur Eröffnung für musikalische Unterhaltung durch Akkordeonspieler Florian Schäuble gesorgt und vom städtischen Werkhof eine Sitzbank aufstellen lassen. Weitere Sitzgelegenheiten bietet das kleine Café der Bäckerei Walz an. Dort können sich die Boule-Spieler mit Kaffee, Kuchen, kleinem Imbiss und Getränken versorgen.

Es habe sich bereits eine zehnköpfige Frauengruppe für diese Woche zum Frühstück mit Boule-Spiel angemeldet, verkündete eine freudestrahlende Sieglinde Schatz.

"Unser Beispiel könnte auch andernorts Nachahmer finden", hofft sie und gesteht im Gespräch noch einen weiteren Hintergedanken, nämlich den Erhalt der Bäckereifiliale in Boll, wo außer den saisonal bedingten Angeboten einer Gärtnerei und eines Fischhändlers am mobilen Verkaufswagen keine weiteren Einkaufsmöglichkeiten mehr existieren.