Im Turm ist die Turmuhr eine der vielen Raritäten der Kirche. Archiv-Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Förderverein Alte Friedhofskirche: Erhalt von St. Peter und Paul

Der Förderverein "Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul" in Nusplingen blickt auf 20 Jahre seines Bestehens zurück. Am 17. September 1996 wurde der Zusammenschluss gegründet mit dem Ziel, das Wahrzeichen des Ortes zu erhalten. Das haben die Mitglieder erreicht.

Nusplingen. Bei der ersten Führung durch die alte Friedhofskirche St. Peter und Paul im Jahr 1996 roch es noch modrig und muffig im historischen Gemäuer – bedingt durch den Algenbewuchs an den Wänden. 20 Jahre und 7000 ehrenamtliche Arbeitsstunden später blicken die Mitglieder des Fördervereins "Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul" zufrieden zurück: Mit ihren mehr als 300 000 Euro, die der Verein bis heute in die Restaurierung des Gebäudes investiert hat, trugen sie wesentlich mit bei zum Erhalt der Kirche. Feierlichkeiten wird es dennoch keine geben zum Geburtstag.

In den 1970er und 1980er Jahren hatte die Gemeinde Nusplingen wiederholt Anläufe gemacht, die Kirche instandzusetzen, doch das blieb Stückwerk. Dann regte das Denkmalamt an, einen Verein zu gründen, um an Fördergelder zu kommen. Das stieß auf offene Ohren, unter anderem bei Herbert Schäfer und Herbert Ottenbreit, die das Gebäude ihren Schülern näherbrachten. So war ein Jahr lang eine Kirchen-AG tätig, die sich aus Nusplinger Hauptschülern der Klassen sieben bis neun zusammensetzte. Die Jugendlichen vermaßen die Kirche, skizzierten die Decke, nummerierten die Holzbänke und räumten sie aus, putzten mit Hilfe eines Schlossermeisters alte Grabkreuze, ergänzten sie und renovierten den Opferstock.

Eine Renovierung der Friedhofskirche war dringend notwendig: "Mehr als 45 Jahre war das Gebäude verschlossen. Der letzte Rosenkranz war dort 1950 gebetet worden", erzählt der frühere Bürgermeister Alfons Kühlwein, der stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins ist. Die Wände waren durch Algenbewuchs grün, Marder und Vögel hatten sich eingenistet: "ein katastrophaler Zustand". Vielleicht auch deshalb hielt sich die Begeisterung bei der Gründungsversammlung "sehr in Grenzen". Einer schlug damals sogar vor, das Gebäude abzureißen.

42 Personen wurden trotzdem Mitglieder des neuen Fördervereins. Heute zählt der Zusammenschluss 170 Mitglieder, auch 13 Vereine, die Kommune und die Kirchengemeinde gehören dazu. "Am Anfang gab es Vorbehalte, das alles sei rausgeschmissenes Geld", erinnert sich Gründungsvorsitzender Herbert Schäfer: "Die Bevölkerung mitzunehmen, war deshalb die große Aufgabe. Ich denke, das ist uns gelungen." Mit seinen Anteil daran hatte Manfred Maute als Presse- und Schriftführer.

Gebäude ist so wichtig wie das Ulmer Münster

Motivation kam auch durch das Denkmalamt, dessen damaliger Präsident betonte, dass die Friedhofskirche so wichtig sei wie das Ulmer Münster – als ältestes sakrales Gebäude in der Region und damit mit seiner Bedeutung für das Christentum und als Zeugnis der christlichen Entwicklung in der Region, das in seinen sechs Bauphasen 1400 Jahre dokumentiert. "Die Gemeinde konnte das nicht leisten, der Förderverein war wichtig sowie die fachliche und finanzielle Begleitung des Landesdenkmalamts", betont Kühlwein. 100 000 Mark hatte die Kommune kalkuliert für die Sanierung; am Ende, 2003, war eine Million Euro investiert, 20 Mal so viel wie geplant. Dafür war man nach sieben Jahren fertig, statt wie gerechnet nach 15 Jahren, und bei der Eröffnung im September "war das Objekt bezahlt".

Das bürgerschaftliche Engagement habe mit dazu beigetragen, sagt Wilhelm Kleiner, der als Architekt das Projekt begleitet hat. "Unsere Erwartungen sind über die Maßen erfüllt", betont Schäfer und Kühlwein ergänzt, dass die Restaurierung gut gelungen sei und die kulturelle Nutzung der Kirche mit Konzerten, Ausstellungen, Vorträgen, Feiern, sakralen Veranstaltungen und Trauungen "hervorragend" laufe. Der Ex-Bürgermeister wünscht sich nur noch mehr Zulauf in den Sommermonaten von Touristen und Ausflüglern.

Als nächstes steht die Renovierung des Glockenturms an. Derweil befindet sich der Förderverein in einer schwierigen Situation. Die Mitglieder sind älter geworden, einige sind gestorben wie die beiden Mitbegründer des Vereins Josef Braun und Pfarrer Gebhard Streicher: "Wir brauchen eine Verjüngung", sagt Kühlwein, wobei sich Schäfer zuversichtlich zeigt: "Junge Leute schließen in der Kirche ihre Ehe und erhalten damit einen Bezug zum Bauwerk." Die Verantwortlichen wollen dennoch Ideen entwickeln, junge Menschen für den Verein zu gewinnen. Eine ist, wie Herbert Ottenbreit informiert, 2017 bei der Ausstellung "150 Jahre Post in Nusplingen" die Grundschulen anzusprechen und sie für einen Besuch zu interessieren.

Nach 20 Jahren fällt die Bilanz insgesamt positiv aus. Die Mitglieder um den neuen Vorsitzenden Udo Klaiber sind stolz auf das Erreichte. Die Bürger waren immer äußerst spendenfreudig. Als als erste Restaurierungsarbeit damals die Sanierung der Kassettendecke mit einem Volumen von 150 000 Mark anstand, musste der Förderverein ein Siebtel der Kosten aufbringen.

Spendenfreudigkeit der Bürger war immer hoch

Die Verantwortlichen riefen zu Patenschaften für die Decke auf: In sechs Wochen hatten sie für die 65 Kassetten und das zentrale Bild – dafür zahlte eine Spenderin 3000 Mark – Paten gefunden, die für ihre Spende in Höhe von 500 Mark pro Kassette eine Urkunde mit einem Foto der jeweiligen Kassette bekamen.