Mit dem Wahlsieger Jörg Alisch freuten sich zuerst seine Frau Stephanie und die Kinder Lucas, Benedikt und Amelie (von links). Foto: Eyrich

43-jähriger Balinger wird Alfons Kühlweins Nachfolger. Hochkarätige Gratulationscours. Mit Kommenar

Nusplingen - Donnergrollen ist am Sonntag der Verkündung eines Ergebnisses vorausgegangen, das nicht kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Jörg Alisch hat die Bürgermeisterwahl mit 83,98 Prozent der Stimmen gewonnen, Martin Gundelach holte 14,66 Prozent.

Nusplingen. Noch ehe rund 300 Nusplinger auf dem Heira-Platz erfuhren, wer neuer Bürgermeister wird, hat Kämmerer Hans Hager seinem künftigen Chef den Marsch geblasen: Er verstärkte den Fanfarenzug, der mit dem Musikverein Nusplingen – très chic in neuer Uniform – das Ereignis umrahmte.

Plötzlich Donner: Zwischen das Ständchen und die Rede von Bürgermeister Alfons Kühlwein schien sich ein Gewitter mischen zu wollen, doch der Schein trügte. Trockenen Fußes verkündete der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, dass Jörg Alisch sein Nachfolger wird, gratulierte ihm zum "überragenden Wahlergebnis" von 84 Prozent und wünschte ihm "alles Gute, robuste Gesundheit, Durchsetzungskraft, Gelassenheit und Mut zum Konsens".

Martin Gundelach, der mit 14,7 Prozent ein respektables Ergebnis erzielte, hörte gerade noch Kühlweins Dank für den Einsatz der beiden Bewerber – er hatte "bewusst nur von zwei Kandidaten gesprochen" und Michael König von der "Nein!-Idee", der 0,8 Prozent der 961 Wählerstimmen auf sich vereinigte, nicht erwähnt. Wohl aber die Wahlbeteiligung, wenngleich sie mit 67,6 Prozent – 1422 Bürger waren wahlberechtigt – unter den erhofften 70 blieb.

"Ich wünsche Ihnen, dass die nächsten acht Jahre besser werden als die heutige Wetterlage", kommentierte Vorsitzender Hans Klaiber vom Musikverein, der im Namen der Vereine gratulierte, ehe Jörg Alisch das Wort ergriff: "bewegt vom Ergebnis, das mich in dieser Höhe überrascht". Freude, unglaubliche Dankbarkeit und ein Stück Erleichterung mischten sich in ihm, betonte der Balinger, dankte den Wählern "für den großen Vertrauensbeweis und allen, die mich bestärkt haben", allen voran seiner Frau Stephanie und seinen Kindern Lucas, Amelie und Benedikt, die – stolz auf ihren Papa – über das ganze Gesicht strahlten.

Ehe im "Karpfen" und im "Stern" das Wahlbier floss, versprach Alisch, "dass ich mich voll einsetzen werde, damit ich hoffentlich auch das Vertrauen jener gewinne, die mich nicht gewählt haben". Danach hatte der 43-Jährige eine hochkarätige Gratulationscours abzuarbeiten: Die neue Wirtschaftsministerin und Landtagsabgeordnete Nicole Hoffmeister-Kraut führte sie an, gefolgt von Landrat Günther-Martin Pauli, dem Ersten Landesbeamten Matthias Frankenberg – Stephanie Alischs Bruder – und den künftigen Kollegen aus der Nachbarschaft, die sich allesamt über die Wahl freuten.

"Wir haben einen erfahrenen Fachmann gewonnen"

Den drei Stellvertretern des Bürgermeisters im Gemeinderat, Angela Mauch, Pius Horn und Ludwig Kleiner, behagt vor allem die breite Rückendeckung, auf die Alisch bei seinem Amtsantritt – Kühlweins Amtszeit endet am 15. August – setzen kann. "Knapp 84 Prozent sprechen eine deutliche Sprache", betonte Angela Mauch (Freie Bürger). "Wir haben einen erfahrenen Fachmann gewonnen." Ebenso sieht es Pius Horn (Freie Wähler), der dem neuen Mann auf dem Chefsessel wünschte, er möge gut im Bäratal ankommen. Sofort reichte Horn, wie seine Ratskollegen, Alisch die Hand zur Zusammenarbeit. Bislang, so Horn über den amtierenden Bürgermeister Kühlwein, hätten Verwaltung und Ratsgremium hervorragend mit den Vereinen kooperiert: "Diesen Weg möchten wir alle sehr gerne fortsetzen."

Georg Leibinger (Junge Liste) ist ebenfalls beeindruckt von Alischs Ergebnis: Auf Basis dessen könne der neue Schultes wirklich mit ganzer Kraft durchstarten. Auch aus der Nachbarschaft, vor allem aus der Verwaltungsgemeinschaft mit Obernheim und Meßstetten, gab es herzliche Glückwünsche. Josef Ungermann, der Obernheimer Schultes, sieht Kontinuität in der engen Kooperation: "Wie gehabt", lächelte er, "in sehr guter Kameradschaft."

Frank Schroft, das Meßstetter Stadtoberhaupt, unterstrich ebenfalls die starke Vertrauensbasis, auf die der künftige Rathauschef setzen könne: "Die Bürger stehen hinter Jörg Alisch. Das haben sie mit ihrem Votum eindrücklich gezeigt." Selbstverständlich, so sprach Schroft augenzwinkernd wohl ein klein wenig aus eigener Erfahrung, stehe der neue Mann nun in der Bringschuld: "Doch Jörg Alisch bringt breiten Erfahrungsschatz mit, der ihm sicher zugute kommen wird."

Landrat Günther-Martin Pauli schüttelte Alisch besonders lange die Hand: "Als einstiger Bürgermeister einer Kommune am Rand des Kreisgebietes bin ich sozusagen ein Verbündeter", lachte er, "doch Sie bringen alles mit, was man hier brauchen kann."

Die Nachbarin wünscht Gelassenheit und das nötige Quäntchen Glück

Roswitha Beck, als Schwenninger Rathauschefin seit wenigen Wochen im Amt, wünschte Jörg Alisch neben Gelassenheit "das nötige Quäntchen Glück".

Alfons Kühlwein freut, "dass die Wahl so klar und eindeutig ist – das ist ein starker Vertrauensbeweis und ein großer Rückhalt".

Und der Schwager? Matthias Frankenberg weiß, in welch’ große Fußstapfen Jörg Alisch tritt. "Alfons Kühlwein hat Maßstäbe gesetzt und seine Arbeit super gemacht." Deshalb werde ihm der scheidende Schultes "persönlich auch sehr fehlen".

Kommentar: Klarer Sieg

Von Karina Eyrich

Jörg Alischs Wahlsieg ist keine Überraschung – selbst in dieser Deutlichkeit: Als einziger Kandidat hatte er im Vorfeld der Wahl Bürgergespräche angeboten. Er präsentierte sich sehr gut informiert und hat bereits Brücken zu den Vereinen geschlagen. Dafür ist er mit klaren 84 Prozent der Stimmen belohnt worden. Schwerer dürfte es nach dem Amtsantritt werden, denn Alisch findet nicht nur eine bestens bestellte Gemeinde vor, sondern tritt auch in die Fußstapfen des höchst beliebten Alfons Kühlwein. Bei einer solchen Ausgangslage eigene Akzente zu setzen: kein Kinderspiel. Martin Gundelach hat sich – wohl vor allem aufgrund seines guten Auftritts bei der Kandidatenvorstellung – besser geschlagen, als viele erwartet hatten. Gerade deshalb hätte es ihm gut zu Gesicht gestanden, Jörg Alisch zu gratulieren. Dass er so schnell verschwand, hat einige verärgert.