Stuttgart - Weil sie allein durch den Verkauf von Strom und Gas immer weniger Geld verdienen können, drängen die klassischen Energieversorger mit aller Macht in neue Märkte. Dabei machen sie sich nicht nur Freunde.

Albert Volkwein ist sauer. Gerade eben ist er bei einem Großauftrag nicht zum Zuge gekommen. Für ein Neubaugebiet hatte die Stadt Ravensburg den Bau der kompletten Straßenbeleuchtung ausgeschrieben. Fünf lokale Elektromeisterbetriebe gaben Angebote ab. Alle bewegten sich zwischen 62000 und 67.000 Euro. Dann stieg der Karlsruher Energieversorger EnBW als Neuling in den Bieterwettkampf mit ein und unterbot die Konkurrenz "um rund 10000 Euro", wie Volkwein sagt. "Wettbewerb in allen Ehren, aber keiner der örtlichen Handwerker hätte den Auftrag zu diesem Preis durchführen können", beteuert der Ravensburger Obermeister. Gegen die geballte Einkaufsmacht eines Konzerns und die damit verbundene günstige Teilebeschaffung käme der einzelne Betrieb nicht an.

Die Renditen bei Strom und Gas schmelzen

Das Beispiel ist kein Einzelfall. Mit Nachdruck streben derzeit Energieversorger überall in Deutschland in neue Geschäftsfelder. Konzerne, Regionalversorger, Stadtwerke - alle versuchen auf bisher unbekanntem Gelände Fuß zu fassen. Im Hintergrund steht ein immer härterer Wettbewerb auf den Strom- und Gasmärkten, der die Gewinne der Ex-Monopolisten schrumpfen lässt. Dazu kommen staatliche Regulierungsbemühungen - etwa im Bereich der Netze -, die die einstigen Traumrenditen beim Strom- und Gastransport schmelzen lassen. Alles zusammengenommen wird in den klassischen Geschäftsbereichen der Konzerne und Stadtwerke - dem Energievertrieb und dem Netzgeschäft - das Klima rauer. Und daher hält man Ausschau nach angenehmeren Gefilden.