Setzten sich bei den Suchtpräventionstagen am OHG auch künstlerisch mit dem Thema Sucht auseinander (von links): Walter Kinkelin, Olivia Krokus, Ralf Bieg, Annika Fuchs, Fabian Wüst, Fabian Sternad und Tamara Volk. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

OHG: Berichte von Ex-Süchtigen beeindrucken Schüler / Suchtpräventionstage gibt es seit 25 Jahren

Klassische Suchtprävention bedeutete früher die Konfrontation mit Schockbildern, verbunden mit der Aufforderung: "Mach’ das nicht nach." Das Otto-Hahn-Gymnasium hat mit den "Suchtpräventionstagen" schon früh erkannt, wie es besser geht.

Nagold. Das Bild vom Raucherbein vermochte offensichtlich nicht, die Menschen vom Rauchen abzuhalten. "Man hat Anfang der 90er erkannt, dass die klassische Suchtprävention nicht mehr funktioniert", erklären Ralf Bieg und Tamara Volk, die die jüngsten "Suchtpräventionstage" am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) organisiert haben. Vor mehr als zwei Jahrzehnten ging es darum, neue Wege zu finden und nicht nur auf Abschreckung zu setzen. "Wir wollten weg von den Negativbildern und stattdessen die jungen Leute stärker machen", sagt Bieg.

Achtklässler starten in neue Lebensphase

Dazu sollen seit 25 Jahren die dreitägigen Präventionstage maßgebend beitragen. Jedes Jahr finden sie immer Mitte November statt. Angeboten wurden dieses Jahr 16 Module, von denen die rund 130 Schüler aus fünf achten Klassen sechs auswählen dürfen. Die 13- bis 14-Jährigen stünden, sagen die Organisatoren, am Beginn der Pubertät, einer Lebensphase, in der die Heranwachsenden viel probieren möchten. Die Suchtpräventionstage sollen daher auch Orientierung und Entscheidungshilfe für die Achtklässler sein.

In den drei Tagen setzen sie sich intensiv und auf verschiedenste Weise mit Themen rund um Suchtkrankheiten auseinander. Dabei heißt es jedoch nicht wie früher: "Mach’ das nicht nach." Es geht vielmehr darum, den Heranwachsenden ohne erhobenen Zeigefinger auf drastische Art vor Augen zu stellen, welche körperlichen, juristischen und sozialen Konsequenzen Sucht haben kann.

Dazu laden die Organisatoren der Präventionstage unter anderem ehemalige Abhängige ein, die über ihr Schicksal berichten. Olivia Krokus, inzwischen in der elften Klasse, erinnert sich noch heute an einen Vortrag: "Ich fand das schockierend. Es war beeindruckend, so etwas aus dem echten Leben zu hören." Da komme die Stimmung ganz anders rüber als mit einem nüchternen Bericht. Fabian Wüst meint, dass sich nachdenklich die Frage gestellt habe: "Will ich das genauso machen?".

Solche Erlebnisse sind es, die sich unter den Schülern herumsprechen: "Ich war selbst nicht dabei", sagt Annika Fuchs. Vom Vortrag eines ehemaligen Spielsüchtigen habe sie trotzdem erfahren. Die Suchtpräventionstage wirkten so eindrücklich, dass die Schüler, etwa in den Pausen, immer wieder darauf zu sprechen kommen: "Das Thema betrifft uns nachhaltig", sagt Krokus. "Nach vier Jahren ist noch viel hängen geblieben, was Alkoholsucht bewirkt", unterstreicht Fabian Sternad.

Polizei zeigt beschlagnahmte Drogen

Die Vorträge der ehemaligen Alkohol- und Drogenabhängigen sind jedoch nicht die einzigen Programmpunkte der "Suchtpräventionstage". Zu Besuch kommen darüber hinaus Polizisten, die beschlagnahmte Drogen zeigen und erklären, welche schwerwiegenden rechtlichen Folgen der Konsum illegaler Substanzen haben kann. Daneben gibt es auch Angebote, mit denen sich die Schüler auf kreative Weise mit der Thematik befassen durften, etwa mit der Komposition eines Anti-Drogen-Raps.

Über die drei Präventionstage hinaus werden Themen rund um Sucht auch während des Schuljahres angegangen. Etwa im Biologieunterricht, der die Folgen des Rauchens aufzeigt. Außerdem stehen am OHG drei Vertrauenslehrer bereit, die für die rund 1150 Schüler bei Problemen da sind.

Wie Kinkelin ausführt, bedeuteten die Präventionsmaßnahmen nicht, dass "wir eine Problemschule sind". Unter den rund 1150 Schülern gebe es zwar einzelne Fälle, doch "wir sind gut gerüstet", bewertet der Schuldirektor.