Kooperation im Dienste der Innovation unterzeichnet (von links): Pforzheims Hochschul-Rektor Ulrich Jautz, Calws Landrat Helmut Riegger, "Nox the Robot", Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Hochschul-Konrektorin Katja Rade (mit "Nox" kleinen Bruder auf dem Arm). Foto: Kunert

Bildung: Netzwerktreffen zum Start des neuen Weiterbildungsangebots "Digitale Innovation". Kooperationsvereinbarung.

Nagold - Wenn "Nox the Robot" – ein mit 2,40 Metern überlebensgroßer Roboter – per Handschlag den Calwer Landrat Helmut Riegger begrüßt, ahnt man: Hier geht es um Innovationen. Genau genommen ums erste Netzwerktreffen "Digitale Innovation" im Nagolder Kubus.

Was impliziert, dass es künftig reichlich weitere solcher Netzwerktreffen geben soll – initiiert von der Hochschule Pforzheim, eben dem Landkreis Calw und der Stadt Nagold. Weshalb diese drei Partner dieses Premieren-Event samt der Aufmerksamkeit durch "Nox the Robot" nutzten, um vor fachkundigem Publikum aus Unternehmern, Kommunalpolitikern und den Teilnehmern des neuen akademischen Weiterbildungsangebotes der Hochschule Pforzheim eben in Nagold einen sogenannten "Letter of Intent" (LoI) zu unterschreiben – soetwas wie eine schriftliche Selbstverpflichtung, künftig noch enger zusammenarbeiten zu wollen.

Ganz aus der Luft gegriffen sind solche Träume nicht

Wobei der "Traum" von Nagolds OB Jürgen Großmann, den er bei diesem Netzwerktreffen denn auch fast schon erwartungsgemäß kundtat, "reichlich langen Atem" brauchen werde – wie der Ehrengast und Gastredner des Abends, der ehemalige hessische Wirtschaftsminister und VW-Vorstand Ulrich Steger, kommentierte: denn Großmann hatte das "zarte Kooperationspflänzchen" der Hochschule mit dem Kreis Calw und der Stadt Nagold mit der Hoffnung verbunden, dass irgendwann einmal vielleicht ja eine richtige Hochschule-Außenstelle der Pforzheimer Renommee-Uni komplett in Nagold aufmachen könnte. Wobei der OB dabei sicher die ganz frische Ankündigung aus dem benachbarten Freudenstadt vor Augen gehabt haben dürfte, wo demnächst eine Campus-Dependance der Universität Stuttgart sich niederlassen wird. Klar, dass man da nun auch ganz identische Ambitionen im Kreis Calw entwickelt.

Und so ganz aus der Luft gegriffen sind solche "Träume" mit dem frisch unterzeichnetem "LoI", dem in der vergangenen Woche gestarteten Zertifikatsprogramm "Digitale Innovation", dem neuen Weiterbildungsangebot der Hochschule Pforzheim für Mitarbeiter von Unternehmen in Nagold und Umgebung, sowie dem Willen der Hochschule Pforzheim selbst, künftig noch stärker "raus" zu gehen zu den Studenten und "lebenslang Lernenden", eben nicht. Wie sich nach Festreden (Landrat Riegger, OB Großmann und Uni-Rektor Ulrich Jautz) und Impuls-Vortrag (Ulrich Steger) in der anschließenden "Fishbowl-Diskussion" zeigen sollte. "Fishbowl" (englisch für Fischglas) deshalb, weil die Diskussion-Teilnehmer im großen Rund sitzen – mit den Experten (quasi den "Fischen") wie in einem "Stuhlkreis" in dessen Mitte.

Einer dieser Experten war der Nagolder Unternehmer Achim Aldinger, der zwar einerseits damit haderte, warum gerade er als Beispiel innovativer Unternehmer in diesem illustren Kreis gerufen worden war, wo doch sein Unternehmen auf dem Wolfsberg "nur Blech verbiegt" - womit er die Innovationskraft des von seinem Vater aufgebauten Betriebes und des familiären Engagements im Nagolder Jugendforschungszentrum, bekanntlich der Nachwuchs-Innovations-Schmiede schlechthin, etwas "unter den Scheffel" stellte. Aber dann doch die "perfekte" Anregung in die Runde warf, als er von Hochschule und Kooperationspartner forderte, dem "akademischen" Zertifizierungs-Angebot, das sich ausschließlich an Bachelor-Absolventen wendet, solche Angebote etwa auch für qualifizierte Facharbeiter ohne akademischen Grad folgen zu lassen.

Die perfekte "Steilvorlage" für Katja Rade, die Konrektorin der Hochschule Pforzheim und Leiterin des neuen Weiterbildungsangebots ihrer Uni im Kreis Calw: Das Zertifikatsprogramm "Digitale Innovation" sei nur der allererste Schritt, weitere Module für weitere Berufsgruppen mit unterschiedlichen Qualifikationen würden auf jeden Fall folgen. Wobei, wie es Rektor Jautz zuvor in seinem Grußwort gesagt hatte, das Angebot im Kreis Calw und Nagold "weit über die Region hinaus" strahlen werde als Modell für eine unternehmens- und firmenorientierte Bildungsoffensive, die die Innovationskraft der Betriebe nachhaltig verbessern werde.

Innovationen bedeuten vor allem auch Risiken, oder umgekehrt Mut

Was allerdings Ehrengast Ulrich Steger dazu veranlasste, den "inflationären Verbrauch" des Wortes "Innovation" ein wenig in die Schranken zu weisen – mit seinen "fünf grausamen Wahrheiten" zu diesem Thema. Tenor dabei: trotz technologischem Fortschritt, den Innovationen, seien in den letzten Jahrzehnten hierzulande die Produktivität und die Wachstumsraten gesunken. Innovationen bedeuteten daher vor allem auch Risiken, oder umgekehrt Mut. Oder eben den langen Atem – wie halt ja auch bei jener Idee von Nagolds OB Großmann, aus Nagold irgendwann einmal einen wirklich "echten" Hochschul-Standort zu machen. Nicht unmöglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, aber auf jeden Fall allein Ergebnis eines langen Weges, verbunden mit reichlich viel Arbeit und echter "Leidensbereitschaft".