Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Billard ist hartes Training gefragt . und das richtige Gefühl für den Queue.

Nagold - Billard – die Kneipensportart, bei der Spieler mit Zigarre im Mund und Whisky in der Hand mit viel Glück gewinnen. Trifft diese Vorstellung auf die Realität, scheitert sie gnadenlos. Wer diese Disziplin beherrschen möchte, braucht Fleiß, Fleiß und noch mehr Fleiß. Ein Selbstversuch.

Ist es hoffnungslos? Ich frage: "Ronny, wenn Du meine Leistung heute Abend bewerten müsstest, welche Schulnote würdest Du mir geben?" – "Eine Sieben." Doch von vorne.

Der Abend beim Pool Billard Club Nagoldtal beginnt harmlos. Auf dem Barhocker am Tresen erklären sie mir, wie es funktioniert und worauf es ankommt. Zu tun habe ich es mit Profis: Mit Sandra Höll, sie ist Bezirksmeisterin und trainiert für Wettkämpfe sieben Tage in der Woche. Neben ihr steht Ronny Barth, er hat eine Trainerlizenz und zeigt den Spielern wie sie die Kugel am besten stoßen.

"Billard ist wie Fahrradfahren", so vergleicht es Ronny. Und er will damit sagen: Wer es einmal kann, kann es. Und schiebt das Aber gleich hinterher: Solange man nicht aus der Übung kommt. "Es ist eine Wiederholungsgeschichte", weiß Sandra. Das ausführliche Training hat zum Ziel, nicht nachdenken zu müssen, wenn man an den Tisch geht. "Die Profis spielen intuitiv. Sie üben jeden Grundstoß drei- bis 5000-mal", sagt Höll.

Davon gibt es nur drei: Mit dem "Läufer" läuft die Kugel über die Ecke. Beim "Rückläufer" rollt die Kugel nach dem Zusammenprall wieder zurück – "die Wenigsten können das", bemerkt Sandra. Und der "Stoppball" stoppt nach dem Aufprall mit der Kugel.

Auch ich versuche mich am "Schlagen" – "beim Billard heißt es stoßen, nicht schlagen." Ich werde diesen Fehler den Abend über noch ein paar Mal wiederholen und Sandra korrigiert ihn immer wieder.

Trainer Ronny erklärt: "Der Spieler muss den Treffpunkt der weißen Kugel bestimmen können." Es sei einfache Geometrie: "Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel." Anders ausgedrückt: "Man muss wissen, wo man die Kugel trifft, um zu wissen, wo sie rauskommt."

Es gibt einen einfachen Weg, mit dem Anfänger herausfinden können, ob sie die Kugel in der Mitte treffen. Ich versuche es. Stoße die Kugel, sie prallt an die gegenüberliegende Bande und hätte eigentlich wieder auf die Spitze meines Queues prallen müssen. "Nicht frustriert sein", tröstet Sandra. "Das machen viele Hobbyspieler falsch."

Die Regeln des Spiels sind einfach: Nur die weiße Kugel darf gestoßen werden. Entweder man hat die Halben oder die Vollen. Das Spiel läuft mit Ansage: Jeder Spieler muss sagen, wo er seine nächste Kugel versenken möchte. Tut er das nicht, darf sein Gegner die weiße Kugel frei auf dem Tisch verschieben, "Ball in Hand" heißt der Fachausdruck dafür.

Was aber deutlich schwieriger ist: die korrekte Stoßtechnik. "Der Queue ist das verlängerte Auge", erklärt Ronny. Meine ersten Versuche erscheinen dem Profi wahrscheinlich ein wenig kläglich. Ich stoße die weiße Kugel zwar in die richtige Richtung, bin aber gefühlte Kilometer vom Ziel entfernt, das ich zuvor angesagt habe. Doch die Profis zeigen sich gnädig mit mir.

Mein Problem Nummer eins: die Körperhaltung. Den Queue muss ich mit einer Hand zwischen Zeigefinger und Daumen am hinteren Ende halten, vorne gleitet er zwischen Daumen und Zeigefinger Richtung Kugel. Schwierig: "Wenn Du gestoßen hast, muss der Arm im 90-Grad-Winkel sein", erklärt Sandra. Schon das fällt mir nicht so leicht, wie ich es vermutet hätte. Außerdem: "Die Bewegung muss so sein, dass sie im Einklang mit der natürlichen Körperbewegung ist."

"Das machen nur Amateure"

Mein Problem Nummer zwei: Amateurhaftigkeit. Die weiße Kugel liegt mitten auf dem Tisch und was ich tue, ist das: Ich sitze auf den Rand, in der Hoffnung, die Weiße besser zu erreichen. "Das machen nur Amateure", klagt Sandra. "Wir haben hier eine Verlängerung, aber wenn ich sehe, wie die Kugeln auf dem Tisch verteilt sind, bietet sich dieser Stoß sowieso nicht an."

Mein Problem Nummer drei: kein Gefühl für den Queue. Ja, es ist nicht einfach mit diesem langen Ding. Unfassbar: Mein Queue hat mal 900 Euro gekostet und ist nicht einmal einer der Besseren. Ein Mittelklasse-Queue reicht für mich auch. Wichtigste Übung mit dem Queue: den Mittelpunkt finden, sodass das knapp 160 Zentimeter lange Teil zwischen Zeigefinger und Daumen ausbalanciert ist. "Das ist die natürliche Position des Queues", erklärt Ronny.

Doch diese natürliche Position muss man erst einmal finden. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich sie gefunden habe. Sandra meint jedenfalls ich sei "verkrampft" und animiert mich daher zu Lockerungsübungen: Schultern kreisen lassen, Arme und Hände schütteln. Ich komme mir vor wie ein hoffnungsloser Fall.

Passend dazu lautet das Resümee des Experten Ronny: "Der Stand muss noch besser werden. Du musst zum Beispiel den Kopf gerade halten und deinen Griff verbessern." Auch die Hand-Augen-Koordination sei noch ausbaufähig. "Für den ersten Tag ok, Du hast Potenzial", meint er relativierend. Und auf die Frage, wie er mich bewertet, antwortet er ironisch: "Eine sieben."

Die Mitglieder des Pool Billard Clubs Nagoldtal treffen sich immer dienstags im Kö22 von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren samstags von 15 bis 17 Uhr. Interessierte können unverbindlich vorbeischauen. Weitere Informationen gibt es bei Trainer Ronny Barth, Telefon 0160/4 66 48 97, und auf der Website www.pbcnagoldtal.de. Der Club hat momentan rund 70 Mitglieder.