Wollen bei der neuen internationalen Maurerklasse kräftig anpacken (von links): die Lehrer Christoph Walz und Friedhelm Waidelich, Isabel Götz und Özlem Celikci vom Landratsamt, Bauinnungsobermeister Martin Hirschberger, Schulleiter Reinhard Maier und sein Abteilungsleiter Rolf Auchter sowie Christin Hain von der Kreishandwerkerschaft. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausbildung: An der Rolf Benz-Schule in Nagold soll eine internationale Maurerklasse entstehen / Heute Informationstag

Sie wissen, dass es ein Wagnis ist. Und doch machen sie sich mit Feuereifer an die Umsetzung ihres Vorhabens. Kreishandwerkerschaft, Landkreis und die Rolf-Benz-Schule Nagold planen für das nächste Schuljahr eine internationale Maurerklasse auch für Flüchtlinge.

Nagold. Am Ende sollen beide Seiten etwas davon haben: Die Bauunternehmen in der Region bekommen ihren so dringend benötigten Nachwuchs und die jungen Flüchtlinge werden integriert, sind sinnvoll beschäftigt, kommen in Lohn und Brot und legen auch noch die Basis für eine berufliche Karriere. Die Idee hatte Reinhard Maier, Leiter der Rolf-Benz-Schule in Nagold, schnell formuliert.

Und auch der Weg zur Umsetzung dieser Idee war ihm schnell klar: eine internationale Maurerklasse an der Rolf-Benz-Schule, in der junge Flüchtlinge gemeinsam mit deutschen Azubis den Maurerberuf erlernen.

Die Idee war also schnell geboren, doch Reinhard Maier war ebenso schnell klar, dass deren Umsetzung einiges an Planungsarbeit und die Mithilfe von etlichen Partnern verlangt.

Berufsschulklassen sind aktuell sehr klein

Und einer dieser Partner ist logischerweise zunächst einmal die Bauinnung und mit ihr auch die Kreishandwerkerschaft in Calw. Bei denen stieß die Idee aus Nagold spontan auf Gegenliebe. "Die Baubranche boomt, doch unsre Berufsschulklassen sind klein", berichtete Innungsobermeister Martin Hirschberger bei der Vorstellung des Projekts. Zudem sei es wichtig, dass die jungen Flüchtlinge wüssten, wie es für sie weiter gehen kann. Für Christin Hain von der Kreishandwerkerschaft hat die Sache in anderer Hinsicht einen gewissen Charme. "Selbst wenn sie eines Tages wieder gehen müssen oder wollen, als ausgebildeter Maurer können sie in ihrer Heimat perfekt Aufbauhilfe leisten oder sich vor Ort eine Existenz aufbauen", meint Hain.

Bei aller Sympathie für das Projekt ist sich Handwerksmeister Martin Hirschberger aber auch im Klaren darüber, dass das Vorhaben auch seine Tücken hat. "Es wird nicht einfach werden", ist sich Hirschberger sicher. Potenzielle Probleme könnte es wegen der Sprache geben, aber auch interkulturelle Schwierigkeiten könne man nicht ausschließen. Und dann sind da ja auch noch die nicht gerade unkomplizierten rechtlichen Belange rund um die Flüchtlinge.

In der Hinsicht werden sich zwei weitere Beteiligte in das Vorhaben einbringen: die neu beim Landkreis installierte Bildungskoordinatorin für Flüchtlinge, Özlem Celikci, und Isabel Götz, Leiterin der Abteilung Flüchtlinge und Integration beim Calwer Landratsamt. Doch nicht nur in rechtlichen Belangen werden die beiden ihre Kompetenz einbringen. Sie sollen auch ihre intensiven Kontakte zu den Asylarbeitskreisen in den Kommunen und zu den Sozialarbeitern nutzen, um das Projekt in die Unterkünfte zu tragen und um zunächst einmal herauszufinden, wer sich überhaupt für die Maurerklasse eignet. Auch was die weitere Betreuung der Flüchtlinge innerhalb des Projekts betrifft, setzen die beiden Frauen auf das Engagement der Asyl-AKs und der Sozialarbeiter. Trotzdem wissen auch Celikci und Götz, dass bei dem Versuch so manche Klippe zu umschiffen ist. "Es ist ein Wagnis", sagt Celikci, die trotzdem an die Realisierung des Projekts glaubt und es vorantreiben will.

"Die Betriebe werden nicht allein gelassen"

Was alle Beteiligten optimistisch macht, ist die Tatsache, dass so viele Partner an der Sache beteiligt sind, im übrigen auch die Arbeitsagentur und das Jobcenter. "Die Betriebe werden auf jeden Fall nicht allein gelassen", betont Christin Hain von der Kreishandwerkerschaft.

Dass auch das Lehrerteam um Abteilungsleiter Rolf Auchter und die Lehrer Christoph Walz und Friedhelm Waidelich vor Herausforderungen stehen wird, das weiß Schulleiter und Initiator Reinhard Maier nur zu gut, doch er weiß auch, dass sein Team bereits in den bestehenden VABO-Klassen an der Schule seine Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht hat. Zudem sollen die Lehrer im Frühjahr zusätzlich geschult werden, wie Maier ankündigte.

Eine Unbekannte bei dem Vorhaben ist zweifellos die Frage, wie viele jugendliche Flüchtlinge sich für das Projekt interessieren und sich dafür gewinnen lassen. In der Hinsicht will man sich in der Rolf-Benz-Schule nicht nur auf die Kontakte der Sozialarbeiter und Ehrenamtlichen verlassen, sondern auch selbst etwas dafür tun. Als erste Aktion setzt die Schule da auf ihren Berufsinformationstag, der heute stattfindet, und auf dem sich potenzielle Interessierte in einem eigens umgebauten Info-Bus über die Berufe in der Baubranche und auch die internationale Maurerklasse informieren können. Auch die Werkstätten sind zwischen 15.30 und 19 Uhr zu besichtigen.

Am 16. Februar soll es dann eine Informationsveranstaltung für die tatsächlich an dem Projekt Interessierten an der Schule geben. Darauf aufbauend planen Schule und Bauinnung zunächst am 9. März eine Baustellenbesichtigung, bei der die Interessierten den Beruf in der Praxis erleben können. Danach können die Kandidaten Schnupperpraktika in Betrieben der Innung machen.