Das Frachtschiff „Fremantle Highway“ brennt weiterhin. Foto: dpa/Jan Spoelstra

Bei der riskanten Abschlepp-Aktion des brennenden Frachters vor der niederländischen Küste ging alles glatt. Doch die Gefahr ist nicht gebannt. Wie geht es jetzt weiter?

An der niederländischen Küste beim Wattenmeer wird aufgeatmet. Inselbewohner, Bergungsexperten und Behörden sind erleichtert. Der brennende Frachter mit 1,6 Millionen Liter Schweröl an Bord ist an einem weniger gefährlichen Ankerplatz angekommen. „Das Verschleppen des Schiffes verlief ohne Probleme“, teilte die Wasserbehörde am Montag in Den Haag mit. Es gab keine Schäden für die Inseln und die Naturgebiete im Wattenmeer.

Die etwa 200 Meter lange „Fremantle Highway“ mit rund 3800 Autos an Bord erreichte nach mehr als 15-stündiger riskanter Fahrt ihren neuen vorläufigen Ankerplatz etwa 16 Kilometer im Norden der Wattenmeerinseln Schiermonnikoog und Ameland. Der Transport hatte am Sonntagabend weiter im Westen vor der Insel Terschelling begonnen.

Das hat der neue Platz für Vorteile

Der neue Platz liegt weit entfernt vom Schiffsverkehr und windgeschützter. Dort liegt das Schiff vor Anker, wird aber auch stabilisiert von zwei Schleppern. Auch bleibt das Spezialschiff, das Öl räumen kann, weiter ganz in der Nähe.

Doch das ist erst eine Etappe auf dem schwierigen Weg zum Ende des Dramas mit der „Fremantle Highway“. Das hatte vor fast einer Woche begonnen, als das Feuer in der Nacht zum Mittwoch auf den Autodecks ausgebrochen war. Bei der Evakuierung war ein Mann aus Indien gestorben, die übrigen 22 Besatzungsmitglieder wurden verletzt. Die meisten von ihnen seien nun aus dem Krankenhaus entlassen worden, teilte die japanische Reederei mit.

Frachter brennt weiter

Nun ist die Frage, wie es weitergeht. Noch immer brennt das Schiff. „Das Feuer ist deutlich schwächer geworden, und auch die Temperatur hat abgenommen“, sagte der Direktor der Wasserbehörde, Joost de Ruig, dem Radiosender NOS. Das Schiff sei stabil und intakt. Das ist eine gute Nachricht. Doch die Gefahr ist nicht gebannt, dass doch noch die Stahlwände aufreißen und Öl heraussickert.

Zunächst sollen Bergungsspezialisten an Bord den Zustand des Schiffes eingehend überprüfen. Erst wenn es tatsächlich stabil genug ist, dann kann es zu einem Hafen transportiert werden. Doch dafür muss das Feuer erloschen sein. Bisher war das direkte Löschen gar nicht möglich. Denn wenn zu viel Wasser ins Schiff gelangt, könnte es instabil werden und kentern.

„Hier bleibt das Schiff, bis das Feuer erloschen ist“

Also heißt es wieder Abwarten. Ideal sei das nicht, sagte Direktor Ruig. Und schon gar nicht in der Nähe des Weltnaturerbes Wattenmeer. „Aber unter diesen Umständen ist es der beste Ort“, sagte er. „Hier bleibt das Schiff, bis das Feuer erloschen ist. Erst dann kann es sicher weitergeschleppt werden.“

Die folgende Frage ist: Wohin? Ein Hafen muss für eine solche Operation ausgerüstet sein. Das Schiff muss entladen, abgewrackt und das Schweröl abgepumpt werden. Im Notfall könnte das Abpumpen bereits auf See am heutigen Ankerplatz geschehen, um Gefahren bei einem Weitertransport zu reduzieren.

Endziel noch nicht entschieden

Noch ist nicht entschieden, wohin die „Fremantle Highway“ geschleppt wird. Es könnte auch ein Hafen in Deutschland sein. Die Kosten des gesamten Einsatzes muss der japanische Eigentümer bezahlen.

Das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zum Mittwoch Feuer ausbrach. Die Ursache ist noch nicht bekannt. Man vermutet jedoch, dass der Brandherd eine Batterie eines E-Autos war. Das Schiff hatte etwa 500 elektrische Autos geladen und damit weit mehr als die 25, die zuerst gemeldet worden waren. Akkus von E-Autos seien viel schwieriger zu löschen, sagen Brand-Experten.

Inzwischen fordern Umweltschutzorganisationen auch in Deutschland strengere Regeln für den Transport von E-Autos. „Es ist längst überfällig, solche Transporte als Gefahrguttransporte zu deklarieren und nicht länger nah entlang der Küste fahren zu lassen“, sagte Nadja Ziebarth, Leiterin des Meeresschutzbüros beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Auch die niederländischen Wattenmeerinseln drängen darauf, den Schiffsgüterverkehr von und nach Deutschland weiter nach Norden zu verlegen, weiter entfernt von den Inseln und dem Wattenmeer.