Christian Hilz ist der neue Geschäftsführer bei Zeyko und will dem Unternehmen eine Zukunft geben. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Christian Hilz neuer Geschäftsführer bei Zeyko / Ziel ist Qualitätsführerschaft

Geht es nach der Insolvenz wieder aufwärts? Christian Hilz, der neue Geschäftsführer, gibt sich im Pressegespräch zuversichtlich. Zudem erklärt er, warum die Höhe des Umsatzes "nicht im Mittelpunkt" stehen soll. Wichtig sei etwas ganz anderes.

Mönchweiler. In den besten Zeiten beschäftigte Zeyko hunderte Mitarbeiter, der Umsatz lag bei zwölf bis 15 Millionen Euro jährlich und die hochwertigen Küchen setzten Maßstäbe – dann erschütterte der Paukenschlag Anfang des Jahres nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch Mönchweiler und Teile der Branche: Zeyko meldete Insolvenz an.

Die Gründe dafür seien bis heute nicht in vollem Umfang bekannt. "Bei Zeyko waren die Zahlen nicht schlecht", sagt Katrin Schmidt, damals tätig in der zweiten Management-Ebene. Der Mönchweiler Küchenhersteller sei vielmehr von den Turbulenzen in der La-Cour-Gruppe mitgerissen worden, zu der auch Zeyko zum Zeitpunkt der Insolvenz gehörte. In ihrer Not verschickten leitende Mitarbeiter einen Brief mit der Bitte um finanzielle und beratende Unterstützung an Unternehmer in der Region, während die Mitarbeiter auf ihren Urlaub verzichteten und praktisch umsonst weiterarbeiteten.

Viele potenzielle Interessenten verschafften sich in den vergangenen Wochen ein Bild des insolventen Küchenherstellers. Bis auf eine Interessentengruppe sind alle wieder abgesprungen – ein Hoffnungsschimmer für die Mitarbeiter und den Standort Mönchweiler. In den vergangenen Wochen hatten auch die Verhandlungen um den Markennamen Erfolg, dessen Rechte bislang nicht beim Möbelhersteller, sondern einem Unternehmen der La-Cour-Gruppe lagen.

Seit dem ersten September hat nun Christian Hilz die Geschäftsführung bei Zeyko offiziell übernommen. Der BWLer aus Oberbayern hat mit insolventen Unternehmen bereits Erfahrung: 2012 hat er den Ladenmöbelhersteller Trendstore (Greding) und nur ein Jahr später den Innenausstatter BES Brunold (Schwandorf) als Geschäftsführer übernommen und erfolgreich aus der Zahlungsunfähigkeit geführt. Beide Unternehmen liegen in Bayern.

Eingestiegen sind bei Zeyko auch seine Geschäftspartner: ein Ex-Entwicklungs- und Produktionsingenieur bei VW-Nutzfahrzeuge, ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender der gleichen Sparte, die Firma Trendstore, fünf Führungskräfte von BES Brunold und Hilz als Geschäftsführer Zeykos selbst. Sie alle bringen ein Stammkapital von 100 000 Euro beim Mönchweiler Küchenhersteller ein.

"Damit kriegt man bei der Bank aber keinen Kredit", gibt Hilz zu. Die Investitionen, etwa in neue "IT Prozesse" und Maschinen belaufe sich auf ein Vielfaches. Daher hafteten er und die beiden ehemaligen VW-Manager mit ihrem Privatvermögen und bringen zudem eigene finanzielle Mittel ein, um die Ausgaben der nächsten Jahren zu stemmen. Das größte Risiko gehe Hilz selbst ein.

Dieses geht er offenbar bereitwillig ein, auch weil ihn die Belegschaft überzeugte: "Ich habe das Leuchten in den Augen der Mitarbeiter gesehen." Kaum ein Mitarbeiter sei nach der Zahlungsunfähigkeit freiwillig gegangen. Die Verbundenheit zum Unternehmen und zum Standort Mönchweiler sei stark ausgeprägt: "Das hat mich überrascht, das habe ich in dieser Form noch nie erlebt", betont der neue Geschäftsführer.

Das gelte auch für die Partner Zeykos: "Selbst während der Insolvenz konnten die meisten Händler gehalten werden." Die rund 100 Partner will Hilz bis Ende des Jahres persönlich getroffen haben. "Zeyko ist wie eine kleine Familie, mit den Partnern eine große Familie" – da müsse in den persönlichen Gesprächen manchmal auch die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Gut ein Viertel der Händler habe er bereits besucht. Sie alle warteten, bis Zeyko wieder auf die Beine komme: "Auf dem Markt haben sie nichts Vergleichbares gefunden", berichtet Hilz. Die Küchen seien nach wie vor gefragte Produkte.

Ab dem zweiten Jahr wolle das Unternehmen "positive Zahlen" in den Büchern stehen haben. Die zwei bayerischen Firmen, denen Hilz ebenfalls als Geschäftsführer vorsteht, sollen das erleichtern: Er sieht Synergien zum Beispiel beim Einkauf. Gut die Hälfte der Lieferanten von Zeyko bedienten auch BES Brunold und Trendstore. Auch wenn es um die Entwicklung von neuen, exklusiven Oberflächen geht, biete sich die Zusammenarbeit an.

Nicht der Umsatz soll im Mittelpunkt stehen: "Wir wollen Qualitätsführer bei unserer Zielgruppe werden." der Umsatz sei "für uns nicht so wichtig" – der komme nämlich von alleine. Die "beste Qualität" zu erreichen, bezeichnete Hilz als "langfristigen Geschäftszweck". Immerhin: Die Mitarbeiter können wieder optimistischer in die Zukunft blicken – Erfahrung mit zwei insolventen Unternehmen hat der Bayer bereits.