Fotos: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Siegfried Loyall aus Mönchweiler lacht: Ein Bayer, der bei ihm wohnte, machte die Frucht im Ort heimisch

Für Siegfried Loyall ist es eine Wonne, wenn er sich an die reich behangenen Äste mit den prächtigen Pfirsichen erinnert. Doch erst ein Zufall wollte, dass der sonst wärmeliebende Baum ausgerechnet im raueren Schwarzwald heimisch geworden ist.

Mönchweiler. Die Geschichte beginnt in Bayern, irgendwo hinter Passau. Auch von dort kamen inländische Gastarbeiter nach Mönchweiler. Einer davon wohnte in einer kleinen Mietwohnung bei den Loyalls in Mönchweiler. "Er hat im Alu-Werk in Villingen gearbeitet", berichtet Siegfried Loyall. Das sei aber schon lange her: Mehr als zwei Jahrzehnte mit Sicherheit. Dieser Gastarbeiter war es, der ganz besondere Samen nach Mönchweiler brachte. "Er hat sie aus seiner Heimat zu uns mitgebracht, aber wie er in Bayern dazu gekommen ist, weiß ich nicht." Es ist der Samenstein einer besonders standhaften Pfirsichbaumsorte, die auch im rauen Klima des Schwarzwalds gedeiht.

Blüten und Holz sind verhältnismäßig frostunempfindlich

Loyall schlägt das Buch "Großvaters alte Obstbaumarten" auf. Dort wird die Frucht beschrieben als "Kernechter vom Vorgebirge", "Roter Ellerstädter" und "Vorgebirgspfirsich". Darin steht auch: "Sowohl die mittelfrühen Blüten wie auch das Holz sind verhältnismäßig frostunempfindlich." Unter der Rubrik "schlechte Eigenschaften", steht nur: "keine bekannt". Der Baum scheint wie geschaffen für das etwa 700 Meter hoch gelegene Mönchweiler – sonst kennt man die Baumart vor allem in Regionen mit milderen klimatischen Bedingungen.

Die Loyalls gehörten zu den Ersten, die den Baum im Garten in Mönchweiler aufwachsen sehen. Die Sorte hat noch einen weiteren Vorteil, von dem Siegfried Loyall aus eigener Erfahrung berichten kann: "Man steckt den Samenstein in die Erde und die Pflanze kommt von alleine."

Auf einmal sieht man im Garten ein kleines Pflänzchen, das sich über das niedrige Gras zu erheben beginnt. Der Gastarbeiter aus Bayern pachtete einen Garten von der Gemeinde, auf dem er genau diese Pfirsichbäume wachsen ließ: "Der Arbeiter aus Bayern hat einfach mehrere Kerne hintereinander in die Erde gesteckt", erzählt Loyall. "Dann haben viele gedacht: Da kann ich auch einen setzen."

Äste wegen schweren Pfirsichen abstützen

Und genau diese Eigenschaft, gepaart mit klimatischer Widerstandsfähigkeit, machte die Pflanze beliebt. Manche Steine hätten die Loyalls verschenkt, auch als Mitbringsel aus Mönchweiler. Den Baum gibt es inzwischen in der ganzen Gemeinde. Wie er sich konkret ausbreitete, wer wem einen Stein schenkte, kann niemand genau sagen.

Sicher ist: Der Baum trägt reiche Frucht. "Es ist eine Wonne, wenn man die Pfirsiche da hängen sieht", betont Loyall. Sie seien zwar etwas kleiner, aber umso süßer und saftiger. Da hingen so viele, dass er einzelne Äste abstützen müsse, damit sie nicht abbrechen. "Man muss ganz schön drücken, dass man den Ast hoch bekommt", sagt er aus eigener Erfahrung.

Doch das prächtige Gewächs ist nach zwei Jahrzehnten eingegangen. Grund: Altersschwäche. Nun entstand aus einem Samenstein eine neue, junge Pflanze. Bis sie Früchte trägt, müsse man mit sieben bis acht Jahren rechnen. Nun komme es darauf an, die Äste richtig zu schneiden. Die Frage sei dabei immer: "Was hat getragen?" Es seien nämlich nur die einjährigen Äste, die Früchte tragen.

"Zu viel darf man aber auch nicht wegschneiden", sagt er. Das wäre selbst der eigensinnig-bayerischen Widerstandskraft zu viel.