Setzt sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung in der Stadt ein: Simon Höge. Foto: Madlen Falke

Menschen mit Behinderung haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Diese Barrieren zu beseitigen, hat sich Simon Höge zum Ziel gesetzt

Menschen mit Behinderung sehen sich in der Gesellschaft vielfältigen Barrieren gegenüber – auch in Villingen-Schwenningen. Seien es bauliche Gegebenheiten, wie unzugängliche Gebäude oder die Gestaltung und Bereitstellung digitaler Inhalte auf Social Media. Diese zwei Gegebenheiten erschweren eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bereits, sind aber nicht unveränderbar, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Durch strukturierte Planung und Umsetzung können solche Hindernisse Schritt für Schritt abgebaut werden. „Bedeutend schwieriger ist es, die Barrieren im Kopf der Mitmenschen zu verändern. Immer wieder berichten Menschen mit Behinderung davon, dass sie in unserer Gesellschaft nicht ernst genommen oder grundlegende Gegebenheiten, die ihnen die Teilhabe ermöglichen sollen, ignoriert werden“, berichtet Simon Höge, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Stadt Villingen-Schwenningen.

Dies zeigt sich auch an zwei alltäglichen Beispielen. So liegt es in der Verantwortung der Nutzer von E-Scootern, dass diese sachgemäß abgestellt werden. Die Realität zeigt aber, dass diese so geparkt werden, dass Menschen mit Hilfsmitteln wie einem Rollator oder Rollstuhl, aber auch Fahrradfahrer, Personen mit Kinderwagen und normale Fußgänger häufig eingeschränkt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von Parkplätzen für Menschen mit Behinderung.

Menschen ohne Behinderung stehen auf Parkplätzen

Diese dürfen nur Personen mit dem entsprechenden blauen Sonderparkausweis nutzen. Häufig ist es innerhalb der Stadt zu beobachten, wie Personen ohne Behinderung die entsprechend gekennzeichneten Parkplätze belegen, um „nur kurz“ eine Erledigung zu machen. Menschen mit Behinderung, die auf diesen Parkplatz angewiesen sind, können dieses „nur kurz“ aber nicht immer abwarten, da entweder andere Verkehrsteilnehmer hinter ihnen sind oder sie terminlich gebunden sind. Ihnen bleibt nur die Weiterfahrt. Diese Verstöße seien keine Ausnahme, stellt die Stadtverwaltung fest. So kam es im Jahr 2022 in Villingen-Schwenningen zu 820 festgestellten und geahndeten Verstößen. 2023 (ausgewertet bis zum 21. Oktober) wurden 530 Verstöße festgestellt.

„Viele Menschen mit Behinderung haben sich mit der Haltung der Gesellschaft abgefunden und ‚machen das Beste draus‘ oder aber verzweifeln“, weiß Höge zu berichten. Andere würden ihre Rechte aktiv einfordern und leisten auch Aufklärungsarbeit. Sie würden teilweise auf offene Ohren stoßen und Verständnis erhalten. Manche würden leider auch angefeindet oder gar beleidigt.

Es kommt zu verbaler Diskriminierung

Dies zeige sich auch in der Nutzung von Durchgängen zwischen Läden und Gastronomiebetrieben. Die Stadt hat eine Durchgangsbreite von 1,5 Metern vorgegeben. Diese sollte sollte von Menschen im Rollstuhl genauso genutzt werden können wie ohne Rollstuhl. Eine einfache Bitte wie „Könnten Sie bitte etwas Platz machen, dass ich mit meinem Rollstuhl vorbeikomme“, sollte nicht mit einer verbalen Diskriminierung quittiert werden, appelliert die Stadt. Diese Extremfälle seien selten, würden aber immer noch vorkommen.

Viele würden vergessen, dass das Leben ohne Behinderung nicht selbstverständlich ist. „Durch unvorhersehbare Einflüsse und Ereignisse, ein Unfall oder eine Erkrankung, kann das gewohnte Leben sich sehr schnell verändern“, stellt die Stadt fest. Jeder wäre dann froh über eine Begegnung mit Verständnis und Offenheit und die Überwindung von Barrieren im Kopf. Denn diese Faktoren bringen nicht nur jeden einzelnen, sondern auch die Gesellschaft weiter.