Fachbereichsleiter Bernd Pfaff (von links), Oberbürgermeister Christian Ruf, Revierleiter Thorsten Weil und dessen Stellvertreter Michael Roh präsentieren gemeinsam die Zahlen der Kriminalitätsstatistik. Foto: Günther

Ohne die Rivalitäten zwischen Schülern Anfang 2022 hätte der Jahresbericht Kriminalität in Rottweil noch freundlicher ausgesehen. Doch auch so sehen OB Ruf und Revierleiter Weil keinen Anlass zur Besorgnis.

Oberbürgermeister Christian Ruf nahm das Resümee in seinem ersten Satz vorweg: „Alles im grünen Bereich.“

Gemeinsam haben der OB, der Leiter des Rottweiler Polizeireviers, Thorsten Weil, dessen Stellvertreter Michael Roh sowie Fachbereichsleiter Bernd Pfaff der Öffentlichkeit am Montag den Jahresbericht der Kriminalität in Rottweil 2022 präsentiert. Für OB Ruf, der die gute Zusammenarbeit mit der Polizei lobte, lautete die wichtigste Botschaft: „In Rottweil lebt es sich sehr sicher.“

Ein ähnliches Fazit zog auch Revierleiter Thorsten Weil: Trotz Steigerungen bei der Zahl der Straftaten bestehe eine stabile Sicherheitslage.

Auch die Zahl der Opfer nahm zu

Dass sich die Zahl der Straftaten nach oben bewegt hat, nachdem die Einschränkungen durch die Pandemie entfielen, sei erwartbar gewesen, trug Thorsten Weil vor. Die Fallzahlen stiegen auf 1331 und damit leicht über den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Bei der Kriminalitätsbelastung seien jedoch keine neuen Höchststände erreicht worden, betonte Weil.

Auch die Zahl der Opfer nahm zu, sie lag bei 349. Bei den meisten handelte es sich um erwachsene Männer. Am sichersten leben der Statistik zufolge Frauen über 60. Unter ihnen zählt die Polizei lediglich acht Opfer.

Bei Jugendlichen stieg die Zahl der Fälle stark an

Auffällig wirkt die Zunahme von Straftaten durch Asylbewerber. Diese lagen 2022 im Vergleich mit dem Vorjahr um 33 Prozent höher. Thorsten Weil sieht jedoch keinerlei Anlass zu Besorgnis. „Das spiegelt die Migrations- und Flüchtlingslage eins zu eins wider“, sagte der Revierleiter, und betonte auf Nachfrage erneut: Das Wachstum der aus dieser Gruppe mutmaßlich begangenen Straftaten entspreche präzise dem Wachstum der Gruppe selbst – es gebe eine direkte Korrelation.

Für eine andere Gruppe gilt das nicht. Die Zahlen tatverdächtiger Jugendlicher und Heranwachsender stieg um 63,6 Prozent und 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was auch auf die Gesamtstatistik durchschlug.

Muss man Angst vor Wohnungseinbrüchen haben?

Das sei zurückzuführen auf Geschehnisse Anfang 2022 durch „lose Zusammenschlüsse von Jugendlichen“, wie Weil nennt, was man auch als „Jugendbanden“ bezeichnen könnte. Diese hätten sich gegenseitig angegriffen, Sachbeschädigungen begangen oder „mit Graffiti ihr Revier markiert“. Durch rechtzeitiges Einschreiten, vermehrte Polizeipräsenz und Gesprächen zwischen Polizei, Schulleitern und Stadtverwaltung habe man das Problem jedoch in den Griff bekommen.

Wohnungseinbrüche spielten in Rottweil nur eine sehr untergeordnete Rolle. Gerade sechs Vorfälle registrierte die Polizei im vergangenen Jahr.

Mit einer Aufklärungsquote von 66,4 Prozent liegt die Polizei in Rottweil besser als der Landesschnitt von 61,4 Prozent, und besser als benachbarte Städte wie Villingen-Schwenningen (59,6) oder Oberndorf (61,5). Das habe sicher mit dem Engagement der Rottweiler Polizisten zu tun, sagte Revierleiter Weil. Er wies jedoch darauf hin, dass sich die Häufung schwer aufklärbarer Straftaten wie Telefonbetrug andernorts negativ auf die dortige Aufklärungsquote ausgewirkt haben könnte.

Das Dunkelfeld kann die Polizei nicht erfassen

Die Bedeutung der Zahlen hatte Revierleiter Weil schon zu Beginn der Präsentation etwas eingeschränkt: Das gesamte Dunkelfeld könne die Polizei nicht erfassen. Dementsprechend steht im Jahresbericht auch schon auf der ersten Seite der Satz: „Die polizeiliche Kriminalstatistik ist kein Abbild des Kriminalitätsgeschehens.“