So langsam wird das viele Wasser auf den Feldern zum Problem. Foto: © BIB-Bilder - stock.adobe.com/Edgar Biehle

Das nasse Wetter der letzten Wochen ist nach der Trockenheit im Juli für die Landwirtschaft ein Segen – zumindest denken das viele. Doch mittlerweile zeichnet sich ab, dass nun der lang anhaltende Regen zum Problem für die Landwirte wird.

Der wochenlange Regen sorgt derzeit bei Touristen und Ausflüglern für lange Gesichter. Das Wetter ist mal wieder Gesprächsthema Nummer eins. Und häufig fällt dann der Satz: „Wenigstens ist der viele Regen gut für die Bauern.“ Doch stimmt das eigentlich?

Landwirt Markus Stollsteimer erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es aufgrund der Trockenheit zu Beginn des Sommers grundsätzlich ein großes Regendefizit gegeben habe. Der Landwirt aus dem Kreis Calw hat Flächen in den Kreisen Freudenstadt, Calw und Böblingen, die es zu bewirtschaften gilt.

Qualitätsverlust beim Mehl

Nach der Trockenheit würden nun einige Kulturen – besonders Zuckerrüben und Mais – von den aktuellen Regenfällen profitieren. Anders sieht es jedoch bei verschiedenen Getreidekulturen aus.

Stollsteimer erzählt, dass beispielsweise beim Winterweizen noch nicht alle Getreideschläge reif für die Ernte seien. Gleichzeitig könnte der anhaltende Niederschlag dafür sorgen, dass die Körner bei der Ernte zu feucht sind. Das würde die Qualität des Mehls negativ beeinflussen, so dass es dann nicht mehr zum Backen geeignet wäre. Man könne die Körner dann nur noch als Futtermittel benutzen, so Stollsteimer.

Er betont, dass diese Gefahr von Tag zu Tag wächst, je länger er die noch nicht geernteten Kulturen stehen lasse. Generell sei es jedoch von der Getreidesorte abhängig, ob und wie stark sich die Regenfälle negativ auf die Backqualität des Mehls auswirken werden.

Auch um seine Rapskulturen sorgt sich der Landwirt. Sie sind noch nicht vollständig geerntet, und eine Gefahr, die er momentan sieht, ist der starke Wind in Verbindung mit den Niederschlägen der letzten Zeit. Diese haben den Raps schnell reifen lassen, und die überreifen Schoten könnten im schlimmsten Fall durch den starken Wind platzen und zu Boden fallen. Die Schoten könnten dann von der Erntemaschine nicht mehr aufgelesen werden. Stollsteimer hofft deshalb, den Raps so bald wie möglich einfahren zu können.

Grundwasser weiter knapp

Teilweise sei auch die Sommergerste betroffen, die für die Malzherstellung Verwendung findet. Für das Mälzen sei jedoch die Keimqualität des Braugetreides entscheidend, erklärt Stollsteimer. Der Regen könnte diese Qualität allerdings negativ beeinflussen, so dass auch die Sommergerste nur noch als Futtermittel verwendet werden kann.

Und es gibt noch eine schlechte Nachricht für die Landwirtschaft. Denn trotz des langen Regens hat sich das Grundwasser noch immer nicht erholt. So hat der BUND festgestellt, dass sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen in Baden-Württemberg trotz der Niederschläge der letzten Wochen auf unterdurchschnittlichem Niveau befinden. Das berichtet die Organisation in einer Pressemitteilung.

Im Mai und Juni war es zu heiß

Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von Wetter und Klima beeinflusst“, sagt Christoph Schramm, Agrarreferent des BUND Baden-Württemberg. „In diesem Jahr fehlten vor allem im Mai und Juni Niederschläge, und es war zudem sehr heiß.“

Der in den letzten Wochen einsetzende Regen habe zwar die Ertragsaussichten für manche Feldfrüchte verbessert, aber gleichzeitig die Ernte selbst erschwert, meint Schramm. "In der Summe sind die Böden im Südwesten immer noch zu trocken – insbesondere in tieferen Bodenschichten.“