Ein Urteil im Prozess um die Automatenknacker wird noch in dieser Woche erwartet. Foto: Thomas Kost

Sieben Jahre und acht Monate Haft fordert die Staatsanwaltschaft am vierten Verhandlungstag für den Hauptangeklagten im Automatenknacker-Prozess vor dem Landgericht Hechingen. Sein Verteidiger plädiert auf Freispruch.

Die acht mutmaßlichen Täter sitzen stillschweigend mit klirrenden Fußfesseln auf der Anklagebank. Ihre Frauen und Familien warten in Tränen aufgelöst hinter der Glasscheibe auf ein mögliches Urteil.

Mindestens sechs Geldautomaten sollen die Angeklagten in den vergangenen zwei Wintern in Baden-Württemberg aufgebrochen haben. Rund 300 000 Euro sollen sie dabei erbeutet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern organisierte Bandenkriminalität vor, mindestens vier der acht Männer sollen Mitglieder der kosovarischen Bande gewesen sein.

„Tief im kriminellen Umfeld verstrickt“

Die Staatsanwaltschaft plädiert am vierten Verhandlungstag auf sieben Jahre und acht Monate Haft für den Hauptangeklagten. Auch die zwei Männer, die laut Anklage nur an einem der Fälle beteiligt waren, sollen für mindestens ein Jahr und zwei Monate beziehungsweise zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. „Derlei Taten müssen mit einem deutlichen Preisschild vergeben werden“, meint der Staatsanwalt.

Die insgesamt acht Angeklagten seien allesamt „tief im kriminellen Umfeld verstrickt“. Für den Staatsanwalt steht fest: „Es ist ganz klar, dass die Taten so begangen wurden.“

Eingereist aus dem Kosovo, Albanien und Frankreich

Die Männer sei „im hohen Maße spezialisiert“ vorgegangen: Einige der Männer seien gezielt für die Straftat unter falschem Namen aus dem Ausland eingereist – aus Albanien, Kosovo und Frankreich. Vor Ort hätte jeder der Männer eine konkrete Aufgabe gehabt, kommuniziert wurde offenbar mithilfe von Walkie-Talkies. Auch die Tatsache, dass die Angeklagten von der Polizei observiert wurde, hätte diese nicht abgeschreckt, so der Staatsanwalt. Als sie miteinander über die Vermutung berieten, überwacht zu werden, sprachen sie untereinander von „Läusen“.

Verteidiger plädiert auf Freispruch

Als schuldig bekennen sich vor dem Landgericht Hechingen aber weiterhin nur zwei der mutmaßlichen Mittäter auf der Anklagebank. Der Hauptangeklagte, den der Staatsanwalt im Kern der Band vermutet, sagt vor Gericht in gebrochenem Deutsch: „Alles, was mir vorgeworfen wird, stimmt nicht.“ Trotz der Tatsache, dass bei ihm ein Spreizgerät gefunden wurde, welches zum Aufknacken der Geldautomaten verwendet wird, plädiert sein Verteidiger aufgrund von „fehlenden Beweisen“ auf Freispruch.

„Ein Unschuldiger kann keine Reue zeigen“, sagt einer der mutmaßlichen Mittäter auf Albanisch. Und weiter: „Ich hoffe es gibt kein Gericht auf der ganzen Welt, geschweige denn in Deutschland, das jemanden ohne Beweise verurteilt.“

Zwei Angeklagten vor dem Landgericht Heilbronn verurteilt

Doch zwei der Angeklagten wurden erst in diesem Monat vor dem Landgericht in Heilbronn rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilt. Beide müssen mehr als zwei Jahre ins Gefängnis. Was das für die Urteilssprechung vor dem Hechinger Landgericht bedeutet, bleibt abzuwarten. Die zwei Verteidiger plädieren auf eine „Freiheitsstrafe im bewährungsfähigen Bereich“ und eine „schnellstmögliche Abschiebung nach Kosovo“.

Wie das Urteil für die acht Angeklagten tatsächlich ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Denn auch am vierten Verhandlungstag bleibt nach dem Ende der Beweisaufnahme vor dem Landgericht Hechingen ein Urteil vorerst aus. Eine Urteilssprechung ist auf einen fünften Verhandlungstag am Donnerstag, 20. Juli, um 10 Uhr angesetzt.