Der Prozess um die Automatenknacker ging vor dem Landgericht in die zweite Runde. Foto: /Klaus Stopper

Die acht Angeklagten, die für das Aufbrechen beziehungsweise den Aufbruchsversuch von Geldautomaten vor dem Hechinger Landgericht stehen, agierten wohl sehr konspirativ. Sie teilten mutmaßlich die Aufgaben auf und sprachen kodiert miteinander.

Knapp 175 000 Euro Sachschaden an den Geldautomaten habe es gegeben, knapp 300 000 Euro haben die Täter erbeutet, knapp 70 000 Euro davon konnten von der Polizei sicher gestellt und an die Bank rücküberwiesen werden. Dies ist die Bilanz der Diebstähle an Geldautomaten von Dezember 2021 bis zur Verhaftung von sechs Angeklagten auf der Flucht vom Tatort in Rosenberg auf der Ostalb ein gutes Jahr später. Da die mutmaßlichen Täter, die ansonsten in Sigmaringen, Herdwangen-Schönaich, Sauldorf, Löffingen und Titisee-Neustadt Geldautomaten mit einem Spreizgerät aufbrechen wollten wohl eine „überregionale Gruppierung, die das Ganze professionell begangen hat“ bildeten, übernahm die Kriminalpolizei Friedrichshafen und später das Landeskriminalamt den Fall, sagt ein Beamter der Kriminalpolizei im Zeugenstand. Die Ermittlungen hätten gezeigt, „dass die Täter äußerst konspirativ und vorsichtig vorgingen“.

 

Das Spreizgerät, das die Täter immer wieder aus Feuerwehrgerätehäusern stahlen, nannten sie in von den Beamten überwachten Telefonaten und Chats „das Ding, das den großen Papa paralysiert“. Als sie miteinander über die Vermutung berieten, dass sie überwacht werden, sprachen sie – eventuell in Anlehnung an technische Überwachungswanzen – von „Läusen“.

DNA-Spuren gesichert

Im Laufe der Diebstahlsserie sammelten die Ermittler umfangreiches Beweismaterial. Besonders aussagekräftig scheint ein Spreizgerät zu sein, das an mehreren Tatorten ein identisches Spurenmuster hinterließ und wenige Tage vor einem der Aufbrüche aus einem Feuerwehrgerätehaus entwendet wurde. An dem Gerät ließ sich zudem die DNA von einem der Angeklagten feststellen.

Großteils agierten die mutmaßlichen Täter vermummt und zerstörten teilweise Überwachungskameras, sagt der Beamte der Kriminalpolizei. Doch das Gesicht einer der Männer, der vor der Tat augenscheinlich hinter dem Geldautomaten manipulierte, wurde von einer Überwachungskamera erfasst. Er sei bereits wegen Ladendiebstahl zusammen mit anderen angezeigt worden.

Versteck ist aufgeflogen

Einmal sei einer der Angeklagten zudem beim Diebstahl eines weiteren Spreizgerätes erfasst worden. Zudem habe ein Jogger im Wald das Versteck von Funkgeräten und einem Spreizer entdeckt. Das war ein Kilometer vom Wohnsitz eines der Angeklagten entfernt. Die Polizei sicherte die Fundstücke und stellte Kameras auf, auf denen anschließend ein paar der Angeklagten suchend zu sehen waren. Im Chat schrieb einer der mutmaßlichen Täter: „Die Sachen sind weggekommen.“ Die Frau eines Angeklagten erzählte ihrer Mutter am Telefon: „Die Bullen haben Kameras aufgestellt“, ihr Mann sei „mit der Psyche am Ende“.

Der Tathergang sei bei den Diebstählen derselbe: eine Person spähte vor der Tat die Umgebung des Tatorts aus, eine Person bearbeitete den Geldautomaten und eine weitere reichte die Werkzeuge und hielt Funkkontakt zu mindestens zwei weiteren Männern, die Schmiere standen. Das Urteil fiel an diesem Tag nicht, weitere Verhandlungstage folgen.