Seite an Seite stehen die Menschen in Oberndorf für die Demokratie ein. Foto: Wagner

Gut 300 bis 400 Menschen waren es, die dem Aufruf der Katholischen und Evangelischen Kirche, sowie der Initiative 27. Januar gefolgt waren und am Samstag auf dem Oberndorfer Schuhmarktplatz Gesicht für Demokratie und Menschenwürde zeigten.

Frauen und Männer jeden Alters waren gekommen um ein Zeichen gegen Intoleranz, Hass und Ausgrenzung zu setzen und engagiert für die Werte der Nächstenliebe, des Friedens und einer gelebten Solidarität einzustehen.

Mit dem Lied „Aufstehn, aufeinander zugehn“ eröffnete Matthias Dohmen die Kundgebung, bevor Andreas Kussmann-Hochhalter die Menschen auf dem Schuhmarktplatz begrüßte und ihnen in Erinnerung rief, dass man sich hier treffe, weil man für Demokratie und Menschenwürde sei. Er sehe hier eine bunte Vielfalt von Menschen auf dem Schuhmarktplatz und freue sich, dass so viele dem Aufruf der Initiatoren gefolgt seien.

Demokratie ist ein großes Glück

Bürgermeister Matthias Winter fragte sich und die Besucher der Kundgebung, ob man in einer Gesellschaft leben wolle in der man seine Meinung nicht sagen dürfe. Man müsse sich immer vergegenwärtigen, dass es ein großes Glück, ein großer Luxus sei, in einer Demokratie leben zu dürfen. Matthias Winter ging auf die politischen Vorkommnisse in den USA und Polen ein und forderte die Menschen auf mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, sich zu informieren und Fragen zu stellen. Demokratie bedeute immer, auch aufeinander zuzugehen.

Paul Schobel findet deutliche Worte

Den Veranstaltern war es gelungen, auch Paul Schobel als Redner zu gewinnen. Er ist Pfarrer im Ruhestand und unter anderem bekannt durch seine Beiträge im Südwestrundfunk. Er sprach deutliche Worte und erklärte, dass es dieselben Maulwürfe wie damals seien die jetzt unsere Demokratie unterhöhlen würden. Aber „nicht mit uns “ stellte er fest. Paul Schobel ging auf die Bauernproteste ein und sprach auch über die Ereignisse in Potsdam, die Remigration und den Gruselkatalog der AfD.

Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten wurden zum Thema und er forderte die Politik auf: „Tut was für den Frieden, für den Krieg habt ihr genug getan“.

Oberndorf als Heimatstadt

Die Notfallpflegerin und angehende Medizinstudentin Merve Yüksel bekannte sich zu Oberndorf als ihrer Heimatstadt. Hier sei sie geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sie erinnere sich noch genau an Bundestagswahlen, als die NPD in einem Nachbarort 54 Stimmen erhalten habe. Dies habe ihr damals ein Gefühl der Unsicherheit gegeben und man habe in der Schule mit Gleichaltrigen darüber diskutiert. Man müsse dafür sorgen, dass man heute solche Warnzeichen frühzeitig verstehe sagte Merve Yüksel.

Christina Jeremias-Hofius von der evangelischen Kirche sprach von Menschenwürde, Angstfreiheit und darüber, dass in unserem Land alle gleich seien und man die eigene Würde einfordern müsse. Pfarrer Martin Schwer meinte, dass aufstehen auch beinhalte, aufeinander zuzugehen. Auch die Christen sollten nicht in ihrer Kirche sitzen bleiben, sondern auf die Straße gehen, damit die Gerechtigkeit nicht unter den Tisch falle.

Beifall für Jörg Rinker

Jörg Rinker gab sein selbst komponiertes, überaus kritisches Lied: „Kein Mensch auf diese Welt ist illegal“ zum Besten“ und trug auch mit „Präsident“ zu einer gelungenen Kundgebung bei.

Die hatte die Menschen zum Nachdenken angeregt und zu viel Beifall für die Rede- und Musikbeiträge animiert. Gemeinsam sang man zum Ende der Veranstaltung mit „We shall overcome“ die Hymne der US-Bürgerrechtsbewegung gegen Intoleranz und für politische und soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit.