Kreis Rottweil - Zur Modernisierung des Berufsschulzentrums in Rottweil wartete der Planer vor einigen Wochen mit einer zweifelhaften Zwischenrechnung auf. Die Empörung bei Kreisräten war groß. Jetzt konnte ein klares Wort von Architektenseite die Gemüter aber deutlich beruhigen.

Ein Großprojekt, viele Beteiligte, viele Kostenstellen. Und irgendwann ein böses Erwachen? Oder vielleicht doch nicht? 12,7 Millionen Euro wurden für das Rottweiler Vorhaben vor Baubeginn veranschlagt. Bei vielleicht etwa 13,5 Millionen Euro könnte sich die Schlussabrechnung bewegen. Das wäre dann eine Kostensteigerung von sechs bis sieben Prozent. Bei einem Bauprogramm, das sich bei der Umsetzung stark mit den Altbau-Gegebenheiten auseinandersetzen muss, nicht unbedingt eine überraschende Größenordnung.

Gut ist es natürlich, wenn ein solcher Kostenerhöhungsbedarf wohlbegründet daherkommt, beziehungsweise die dahinterstehenden Protagonisten schlüssige Erklärungen zur Hand haben. Das war bis Montag nicht unbedingt so: Zur Modernisierung des Berufsschulzentrums wartete der Planer vor fünf Wochen, wie berichtet, vor Kreisräten mit einer zweifelhaften Zwischenrechnung auf. Die Empörung hatte sich auch bei einer weiteren Sitzung 14 Tage später noch nicht gelegt. Jetzt konnte von Architektenseite aber Transparenz geschaffen werden, die einigermaßen zufriedenstellt.

Als nämlich Dorothee Kurz, die kaufmännische Leiterin des Architektenbüros vielmo, am Montag vor dem Sozial-, Kultur- und Schulausschuss des Kreistags mit prägnanten Erklärungen den Sachverhalt erläuterte, war schnell Land in Sicht zu einer positiven mentalen Verarbeitung der nach oben gezonten Kostengröße. Soll heißen: Bis auf einen strittigen Betrag von 24 000 Euro wird der im Moment erfasste Endkostenstand von 13,056 Millionen Euro als "i. O." abgehakt. Auch bei noch nicht genehmigten Nachträgen in Höhe von knapp 230 000 Euro deutet sich an, dass dafür grünes Licht gegeben werden sollte. Des weiteren bewegen sich noch die als vorsorglich anzusehenden Posten "Prognose für weitere Nachträge" und "Risikokosten" in der Kosten-Pipeline. Kurz spricht deshalb von einem "worst case" von 13,76 Millionen Euro.

Aber zurück zu den in den vergangenen Wochen vorherrschenden Irritationen, die in heftigen Vorwürfen von Kreistagsseite gegen das Architekturbüro gipfelten. Die kaufmännische Leiterin räumt auf Nachfrage von Kreisräten ein, dass ihr Büro mit unklaren und missverständlichen Darstellungen zu dem Unmut nicht unwesentlich beigetragen hat. Da sei einiges nicht besonders zielführend kommuniziert worden. Mit Beifall für ihre sachkundigen Darlegungen, aber auch für die ungeniert geäußerte Selbstkritik, wird sie aus dem Gremium verabschiedet.

Auf Nachfrage von Kreisrat Winfried Hecht (SPD), ob Büro, Schule und Kreisverwaltung nun in purer Einigkeit dem Finale bei dieser Schulmodernisierung entgegenstrebten, signalisierte Finanzdezernent Gerald Kramer "klar Schiff", betonte aber auch, dass Nachtragswünsche genauestens zu prüfen seien.

Auch wenn die Affäre sich jetzt weit weg von der Brisanz zeigt, die zunächst hätte vermutet werden können, könnte das aufrüttelnde Gezerfe und die daraus resultierende klare Darlegung der Kostenentwicklung das Kostenbewusstsein bei Beteiligten noch stärker geschärft haben. So ist neben anderem zum Beispiel in einer Räumlichkeit statt einer Akustikdecke eine weniger kostspielige Lösung geplant.

Kommentar: Klare Ansagen

Von Winfried Scheidel

Bei einem Großprojekt wie der Modernisierung des Rottweiler Berufsschulzentrums stehen viele Köche am Herd. Das Menü soll ja auch mehreren tausend Schülern guten Appetit machen. Gut gewürzt, mit vielen Aspekten für eine wegweisende Pädagogik. Doch aufgepasst: Da kann auch mal ganz schnell das eine zum anderen kommen. Wenn die am Programm schraubenden Protagonisten – Schule und Planer – das Gefühl haben können, dass alles Wünschenswerte auch machbar ist, kann es gefährlich werden, was die Finanzierung betrifft. Insofern ist es gut, dass – wie jetzt von Kreistagsseite aus – auch mal mächtig gepoltert wird. Auch wenn der Anlass für das Gezerfe eher nichtig ist, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, schwört "ein klares Wort zwischendurch" nochmals neu auf ein möglichst sparsames Wirtschaften ein.