Ivo Muri, Unternehmer und Zeitforscher aus der Schweiz, zitierte auch aus dem Schwarzwälder Boten Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Auftakt zur neuen Vortragsreihe unter dem Titel "Zeitaspekte"

Von Stephan Hübner

Königsfeld. Über "die drei Arten von Zeit – Ausstieg aus dem Hamsterrad" sprach Ivo Muri, Unternehmer und Zeitforscher aus der Schweiz, im Haus des Gastes. Die Veranstaltung war der Auftakt zu einer Vortragsreihe unter dem Titel "Zeitaspekte".

Ein lebenswichtiges Thema nannte Muri Eigenzeit. "Wir müssen überlegen, wo wir uns selbst abgrenzen in Bezug auf Zeit und Raum, damit wir alle selbstbestimmt und ohne Existenzangst sein können". Nur per Selbstbestimmung könnten Menschen Selbstverantwortung übernehmen, was vielen heute nicht mehr möglich sei.

Eines der Probleme sah Muri in der New Oconomy, die für alles, von der Kinderkrippe über das Abitur bis zur Altenpflege, kürzere Zeiten verlangt. Damit einher gehe die Globalisierung, die eigentlich eine "Entnationalisierung" sei. Muri meinte damit die voranschreitende Privatisierung staatlicher Leistungen oder die Einführung des Euro. Wenn man einer Nation den Währungsraum nehme, schaffe man sie und ihre Möglichkeit zur Selbststeuerung ab.

Zeit- und Geldprobleme von Menschen gemacht

Die Pläne dazu lieferte die "Geldelite", Personen wie der frühere Deutsche Bank Chef Josef Ackermann oder John Nesbit, der laut Muri das Wort "Globalisierung" erfunden hat. Beeindruckend sei dabei, dass offenbar Alan Greenspan, ehemals Chef der US-Zentralbank, zugab, 40 Jahre lang an eine falsche Ideologie geglaubt zu haben. Geld ist laut Muri das wichtigste Machtmittel zur Steuerung des sozialen Zusammenhalts. "Wenn Staaten bankrott gehen, hat das damit zu tun, dass zu viel privatisiert wurde", unterstrich er.

"Es gab noch nie so viel Geld auf Computern, trotzdem sollen wir alle sparen". Reale und Geld-Wirtschaft seien entkoppelt. Neben der in Maßeinheiten aufgeteilten und der individuellen Menschenzeit ist laut Muri in der Wirtschaft auch Geld gleichbedeutend mit Zeit. Grund dafür seien die Fixkosten.

Als einen Schritt hin zu einer Lösung sah Muri die Abschaffung von Zinsen oder deren Ersatz durch einen "Zehnten". Denn dieser sei ernte- und nicht zeitabhängig. Ohne Zinsen würden verschuldete Staaten massiv entlastet. Wichtig sei auch direkte Demokratie, wie zum Beispiel die Volksentscheide in der Schweiz. Zudem brauche es eine Staatsbank, um vor Ausbeutung der Bürger zu schützen. Privatbanken müssten in ihre Schranken gewiesen werden. Der Währungsraum dürfe nicht zu groß sein.

Trotz der Probleme hegte Muri "berechtigte Hoffnungen auf eine bessere Eigenzeit für alle". Zeit- und Geldprobleme seien von Menschen gemacht und damit lösbar. "Eigenzeit für alle ist möglich."