Trotz aufwendiger Suche der Polizei bleibt die 34-Jährige bis heute verschollen. (Archivfoto) Foto: dpa

Eine zweifache Mutter verschwindet im Sommer 2014 in Karlsruhe und bleibt bis heute verschollen. Vor Gericht steht jetzt ihr 45-jähriger Ehemann. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Mordanklage ausschließlich auf Indizien.

Karlsruhe - In einem spektakulärer Mordprozess ohne Leiche hat der Angeklagte die Tat vor dem Landgericht Karlsruhe bestritten und seine Unschuld beteuert. Die Anklage wirft dem Ehemann einer spurlos verschwundenen Frau vor, die 34-Jährige im Juli 2014 in der gemeinsamen Karlsruher Wohnung umgebracht zu haben. Sie sei auf „unblutige Weise“ getötet, in einen großen Stoffkoffer verfrachtet und dann vom Mann in seinem Wagen weggeschafft worden, hieß es zu Prozessauftakt am Dienstag. Der 45-Jährige schwieg. „Mein Mandant bestreitet die Tat. Er ist unschuldig“, sagte sein Verteidiger Hannes Linke. Mordprozesse ohne Leiche sind äußerst ungewöhnlich und selten.

Laut Anklage wollte die Frau die Scheidung einreichen. Ihr Mann habe panische Angst gehabt, die beiden neun und elf Jahre alten Söhne zu verlieren. „Spätestens im Juli plante er die konkrete Tötung seiner Frau, da er keinesfalls auf seine Kinder verzichten wollte“, so der Staatsanwalt. Er sprach von einer zerrütteten Ehe und Streitereien wegen Geld. Die Frau habe sich zudem anderen Männern zugewandt.

Eine Freundin der Verschwundenen bestätigte mehrere Bekanntschaften der Frau mit anderen Männern. Von ihnen habe sie Geschenke oder Geld bekommen und sei abends oft unterwegs gewesen. Einmal habe der Angeklagte ihr gedroht, sie umzubringen. Außerdem habe er sie geschlagen. „Ich glaube, sie ist tot“, sagte die Zeugin. In der Wohnung der Eheleute waren unter anderem Geldbeutel und Tablet der Verschwundenen gefunden worden - „die hatte sie immer dabei.“

Mann soll Frau ausgespäht haben

Die Anklage machte außerdem geltend, dass der Ehemann schon vor der mutmaßlichen Tat begonnen hatte, für die Söhne und sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung zu suchen. Seine Frau habe er regelmäßig ausgespäht - so auch in der Tatnacht. Vor dem mutmaßlichen Mord habe er eindeutige Chat-Nachrichten auf ihrem Handy gelesen, die sie an dem Abend kurz nach einem Streit an ihren Liebhaber geschickt hatte. Warum die Anklage von einem Stoffkoffer als Transportmittel ausgeht, blieb zunächst unklar.

Die Frau ist trotz aufwendiger Suchaktionen bis heute verschollen. Unter anderem hatte die Polizei mehrfach auch einen nahe gelegenen Baggersee abgesucht. Der Mann sitzt in dem Fall bereits zum zweiten Mal in Untersuchungshaft. Beim ersten Mal kam er mangels Beweisen wieder frei, bis die neuen Indizien auftauchten. Ein Urteil wird erst am 18. März erwartet.