Thomas Wulfer, Alena Sharina und Kathrin Arya (von links) von den "Leitwölfen" tragen in Stuttgart zum Mittelalterflair bei. Foto: Lück

Premiere des Staufer-Spektakels in Stuttgart. Kontraste zu Horber Ritterspielen. Mit Video

Horb/Stuttgart -  Die Premiere des Staufer-Spektakels in der Landeshauptstadt sorgt für Wirbel: Kann dieser Mittelaltermarkt Horb schlagen? Oder entsteht dort ein eher kommerzielles Spektakel? Erste Stimmen berichten Verschiedenes.

Marcus Christen ist Abteilungsleiter bei "in.Stuttgart". Der städtischen Veranstaltungsgesellschaft, die sowohl Porsche-Arena, Schleyer-Halle als auch den Wasen vermarktet. Er rechnet damit, dass die Premiere des Staufer-Spektakels zur Konkurrenz für Horbs Ritterspiele werden könnte. Christen: "Das wird bestimmt eine Konkurrenz zu Horb. Hier im Reiterstadion, welches von Wald umgeben ist und weit weg von der Stadt, kann das Stauferspektakel zu der Sommer-Attraktion neben dem Frühlingsfest und Wasen werden." Man rechne mit bis zu 50 000 Besuchern.

Damit könnte das Staufer-Spektakel, welches bisher zwölf Mal in Göppingen rund um Fronleichnam stattgefunden hat, Horb übertrumpfen. Denn: Die Zuschauerzahlen der Ritterspiele in der Großen Kreisstadt liegen im Durchschnitt bei 30 000. Davon sind rund die Hälfte verkaufte Tickets, so Veranstalter MPS.

Allerdings: Das Stauferspektakel ist vier Tage lang, in Horb sind die kostenpflichtigen Ritterspiele nur an zwei Tagen – Samstag und Sonntag.

Karl Göbel, Veranstalter des Staufer-Spektakels: "Es ist unglücklich, dass die Termine unseres Staufer-Spektakels und der Ritterspiele in diesem Jahr zusammenfallen. Normalerweise soll das Staufer-Spektakel in Stuttgart rund um Fronleichnam sein – das heißt: Die nächsten Jahre ist uns Horb immer voraus."

Göbel war auch schon bei den Ritterspielen in Horb. "Ich denke, Konkurrenz belebt das Geschäft. Das wird auch positiv für Horb sein, weil sich jetzt jeder noch mehr anstrengen muss." Christen von "in.Stuttgart" betont, dass man vor allem in Stuttgart und Esslingen (dort gibt es den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt) sowie im Radio Werbung gemacht hat.

Und damit das Stauferspektakel auch richtig läuft, hat Veranstalter Göbel am heutigen Freitag Kindergärten und Schulen zu einem kostenlosen Rundgang eingeladen. Parallel dazu gibt’s den ganzen Tag ein extra Programm für die Kids. Clever.

Doch wird das Staufer-Spektakel auf Dauer Horb schlagen können? Vanessa Müller von der Garuda-Falknerei wird den direkten Vergleich haben. Gestern war sie in Stuttgart, morgen und Sonntag wird sie in Horb sein. Die hübsche Falknerin: "Das Staufer-Spektakel ist nicht so groß wie Horb. Es ist aber am ersten Tag schon sehr viel los, obwohl es so heiß ist."

Berno Maier, erster Vorstand der "Freien Ritter zu Randingen": "Wir waren früher auch in Horb. Dort tendiert es allerdings durch den Bund oberschwäbischer Landsknechte zum späteren Mittelalter durch die Konzentration auf die Zeit Kaiser Maximalians. Wir verkörpern die Ritter früher."

Süel verkauft mittelalterliche Instrumente aus aller Welt. Er ist Stamm-Händler auch beim Staufer-Spektakel. Er sagt: "Horb hat an Attraktivität nachgelassen."

Ist das Staufer-Spektakel besser als Horb? Schon bei der offiziellen Eröffnung durch den Herold Oswald Moricane fällt auf, was später auch Besucher sagen: Auf Authentizität wird hier weniger Wert gelegt. Die "Flugträumer" legen eine Artistik-Show mit der blonden La Bomba hin – da wird auch mal mit Hüten jongliert, die es im Mittelalter so nicht gegeben hat. Daneben steht ein Typ in Pluderhose, der Cappuccino-Tassen jongliert. Dabei wurden die ersten Kaffeehäuser in Europa 1645 eröffnet. Da war das Mittelalter schon vorbei.

Dem Publikum ist es egal. Denn: Es fühlt sich offenbar prächtig unterhalten. Sehenswert: Der Schwertkampf der Leitwölfe. Sie zeigen, wie man pariert und führen den Zuschauer in das Fechten ein. Das Staufer-Spektakel – ein Mix zwischen Entertainment, Mittelalter und Familien-Angebot. Die Ritterspiele in Horb dagegen sind authentischer. Nicht nur durch die historische Kulisse, sondern auch durch die Konzentration auf die Zeit Kaiser Maximilians. Der Bund oberschwäbischer Landsknechte wird Exerzierübungen und Kämpfe mit vielen Beteiligten zeigen – das ist Mittelalter-Feeling pur. Auch die Bands, die Gaukler – die meisten werden unplugged auftreten und in Kostümen der Zeit. Durch die Verlegung des Ritterturniers auf den Marktplatz vor dem Horber Bilderbuch wird sich für Action-Fans viel mehr Spannung und Dramatik ergeben.

Gut auch: In Horb ist der Eintritt an den Abenden kostenfrei. Hier gibt’s Live-Musik von Metusa, Scherbelhaufen oder Spectaculatius. Im Gegensatz zu Stuttgart: Da muss man sogar schon für den Parkplatz, ehe man überhaupt im Staufer-Spektakel ist, sechs Euro hinlegen!

Die 21. Ritterspiele in Horb. Werden sie von der Premiere in Stuttgart in den Schatten gestellt? Fakt ist: Mit dem Bund oberschwäbischer Landsknechte auf der Turnierwiese und dem Ritterturnier auf dem Marktplatz sowie der historischen Altstadt gibt es in Horb Mittelalter pur zu erleben. Authentisch sehen, fühlen, spüren. Wenn es dem Veranstalter MPS gelingt, das dieses Jahr noch runder auf die Bühne zu bringen, darf Stuttgart ruhig das Mittelalter für Großstädter im Reitstadion machen... Dafür spricht auch, was ein Insider der Mittelalterszene in Deutschland erzählt. Der Schwabo zeigte ihm das Video von "La Bomba" und der Hutjonglage: "Das sind Dana und Niki Pfeiffer. Die gehören zu einer Zirkusfamilie. Das geht eigentlich gar nicht auf einem Mittelalter-Markt."