Die Feuerwehrmänner ziehen den Verunglückten aus acht Meter Tiefe zurück auf den Weg. Der Abhang ist insgesamt bis zu 20 Meter tief. Foto: Hopp

Feuerwehr rettet verunglückten 73-Jährigen an Abhang bei Mühlen. Zaunbau als Sofortmaßnahme beschlossen.

Horb-Mühlen - Unglück am Radweg: Am Dienstag ist ein Fahrradfahrer (73) bei Mühlen acht Meter weit einen Waldhang hinuntergestürzt und war zunächst bewusstlos. Bürgermeister Jan Zeitler war zufällig vor Ort und hat eine Sofortmaßnahme gegen die hochgefährliche Stelle angekündigt.

Auf dem schattigen Radweg oberhalb von Mühlen, dem Abschnitt Mühlen-Eyach des Neckartalradwegs, stehen gestern Nachmittag drei Feuerwehrwagen. Eine Rettungsleine ist um einen Baum gewickelt - die Einsatzkräfte der Feuerwehr ziehen eine Hartschale den Hang hinauf, in der ein 73-jähriger Radfahrer liegt, er ist ansprechbar, hat eine Platzwunde am Kopf und vermutlich einen gebrochenen Arm, sagt einer seiner Begleiter. Der Mann hat einen Helm getragen. Zu fünft waren die Männer zwischen 72 und 86 Jahren aus Hessen unterwegs.

Der 73-Jährige soll seinen 86-jährigen Begleiter überholt und dabei touchiert haben, sei ins Schlingern gekommen und den ungesicherten Abhang hinabgestürzt. Auf halber Höhe kam er an einem Baumstamm zum Liegen. Wäre er ganz hinabgestürzt - der Unfall wäre sehr wahrscheinlich tragischer ausgegangen.

"Wer hier ganz runterstürzt, ist tot", sagt Horst Schneck, stellvertretender Kommandant der Horber Feuerwehr, und blickt den steilen Abhang hinab. 15 bis 20 Meter geht es in die Tiefe, beinahe senkrecht. Er ist mit Bürgermeister Jan Zeitler zur Unfallstelle gekommen. Die beiden sind kurz vorher zufällig gemeinsam bei einer Pressekonferenz gesessen, als der Alarm einging. Schon vor einiger Zeit war Schneck bei einer privaten Radtour der steile Hang unmittelbar am Radweg aufgefallen. "Ich wollte die Gefahrenstelle schon lange melden, jetzt ist unglücklicherweise was passiert", sagte er.

Jan Zeitler schüttelt den Kopf: "Was nicht alles passiert." Die große Gefahr ist ihm bislang nie aufgefallen. "Wenn man zügig oben lang fährt, sieht man nicht, dass es hier so steil runter geht." Doch der Blick in die Tiefe überrascht und erschreckt ihn jetzt anscheinend. "Man muss sich mal vorstellen, was passieren kann, wenn es hier eng wird, wenn womöglich noch Kinder hier entlang fahren", sagt Zeitler. "Das muss man zügig absichern." Er plant eine Sofortmaßnahme: Ein großmaschiger Wildschutzzaun, 1,50 Meter hoch, auf Länge des Abhangs direkt am Radweg entlang reiche aus, um einen Absturz zu verhindern.

Auf dem Radweg stehen die Männer der Radlergruppe etwas ratlos herum, während ihr Freund im Rettungswagen versorgt wird. Sie sind traurig und enttäuscht, dass ihr Sportsfreund ins Krankenhaus muss und sie die Tour nun zu viert fortsetzen müssen. Der älteste Fahrer berichtet, dass sie erst am Montag in Villingen gestartet sind: Ihr Ziel sei die 520 Kilometer entfernte Heimat, eine Gemeinde bei Wiesbaden (Hessen). "Seit 1991 machen wir zusammen Gruppenfahrten. So was ist noch nie passiert", sagt der Hobbysportler.

Beim Einsatz wurde übrigens kein grüner Zettel zur Unterschrift gereicht, der die beim Hochwassereinsatz der Feuerwehr in Mühringen für Entrüstung gesorgt hatte. "Nein, der Zettel hat hier nichts zu suchen, das ist ein gutes Beispiel", sagt Zeitler und erklärt: "Das hier ist eine originäre Rettungsaufgabe der Feuerwehr, eine Pflicht, die immer dann besteht, wenn Gefahr für Leib und Leben eine Rolle spielt." Das Leerpumpen eines Kellers sei hingegen reiner Service.

Das Rad des Verunglückten hat die Polizei mitgenommen. Nach der Rettung setzte sich der Tross aus drei Feuerwehrfahrzeugen mit den zwölf Einsatzkräften, einem Krankenwagen, einem Notarzt- sowie einem Polizeiwagen in Bewegung Richtung Eyach. Dort landete ein Hubschrauber, der den Verletzten in ein Krankenhaus flog.