Stefan und Manfred Lohmiller vor der computergesteuerten Ablängmaschine. Foto: Morlok

Produktion der Fensterbaufirma Lohmiller in Bildechingen läuft mittlerweile wieder auf Hochtouren.

Horb-Bildechingen - Es war ein technischer Defekt, der am 27. April, einem Sonntagmorgen, die Produktionshalle und den Bürotrakt der Fensterbaufirma Lohmiller im Horber Industriegebiet Heiligenfeld in Brand steckte. Doch es geht wieder aufwärts bei Lohmiller.

Eine riesige Rauchsäule, die kilometerweit zu sehen war, stand über dem Gelände. Die Horber Feuerwehr versuchte mit vollem Einsatz zu retten, was zu retten war. Viel war es nicht mehr, denn die Flammen fanden nicht nur in den gelagerten Kunststoffprofilen, die zur Herstellung der Fenster notwendig sind, reichlich Nahrung. Trotzdem: Der Brand war nach knapp zwei Stunden unter Kontrolle. Jedoch dauerte es bis zum späten Abend, bis auch noch die letzten Glutnester, die immer wieder entflammten, gelöscht waren.

Nach dem Brand kamen die Plünderer

Was übrig blieb, das war ein Totalschaden am Gebäude und eine völlig zerstörte Betriebseinrichtung, da genau im Zentrum des Feuers, in der mittleren Halle, die teuren computergesteuerten Maschinen standen. Im vorderen Bereich, der mehr als Lager und Werkstattbereich genutzt wurde, verbrannten die Firmenfahrzeuge. Seniorchef Manfred Lohmiller musste zusehen, wie sein Lebenswerk in Schutt und Asche aufging. Sein Sohn Stefan, der den Betrieb in zweiter Generation führt, stand vor den Trümmern seiner Existenz. Am Brandtag war die Firma das Ziel vieler Sensationstouristen und Tage später kamen die Plünderer. Arbeitsgerät im Wert von mehreren Tausend Euro wurde aus der Brandruine gestohlen. Alles, was noch irgendeinen Wert darstellte, verschwand bei Nacht und Nebel.

Aber die Lohmillers krempelten nach dem ersten Schock die Ärmel hoch. Sie ließen sich von diesem Schicksalsschlag nicht unterkriegen und begannen sofort mit dem Wiederaufbau ihrer Firma. Carmen Lohmiller, die Dritte im Familienbunde, die den kaufmännischen Part in der Firma managt, hatte glücklicherweise fast die gesamten Firmendaten, darunter auch die wichtigen Auftragsdaten mit den Aufmessungen für die zu produzierenden Fenster und Türen, tagesaktuell per separater Datensicherung bei sich zu Hause gelagert. Ein Umstand, der es ihr ermöglichte, mit dem »Aktentäschle, der Rufumleitung und dem Handy«, wie sie sich erinnerte, den Betrieb weiterhin am Laufen zu halten.

Ein weiteres Glück im Unglück war, dass der dritte Gebäudeteil mit einer Brandmauer gegen die Flammen abgesichert war und die Feuerwehr per Riegelstellung dieses Gebäudeteil vor den Flammen retten konnte. Drei Wochen nach Brandausbruch konnte dort schon wieder ein gut funktionierendes Büro eingerichtet werden.

Arbeit an neuem Firmengebäude

In diesem gesicherten Gebäude wird inzwischen auch wieder unter Volllast produziert. Dem jungen Unternehmer gelang es, für seinen teuren Maschinenpark adäquaten Ersatz zu beschaffen. Und dies teils in noch besserer Ausführung. So ist das Herzstück der Produktion – das Zuschnittszentrum – nun ebenfalls computergesteuert. Auch die CNC-gesteuerte Schweiß- und Entgradungseinheit läuft schon wieder im normalen Einsatz.

Nur ist es eben in der Produktionshalle und im Büro viel enger als zuvor. Deshalb wird auch mit Hochdruck an dem neuen Firmengebäude gearbeitet. Seit Kurzem ist nun die Brandruine komplett abgetragen, sämtliche Fundamente und sogar die Bodenplatte sind zwischenzeitlich weg.

Stefan Lohmiller rechnet damit, dass die Baugenehmigung für die neue Halle in den nächsten Tagen eintrifft und dass mit den Maurerarbeiten Mitte September angefangen werden kann. »Wenn alles glatt läuft, bekomme ich als Weihnachtsgeschenk einen fertigen Rohbau«, freut sich der Inhaber – trotz des Stresses, den ihm der Brand verursacht hat. Die Reste der alten Firma sollen in das neue Produktionsgebäude integriert werden, verrät Senior Manfred Lohmiller. »Dann stehen uns über 1200 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.«

Fensterbau Lohmiller stieg wie Phönix aus der Asche. Jede Order konnte erledigt werden und neue Aufträge werden abgearbeitet, als sei nie etwas gewesen. Eine schwäbische Unternehmerfamilie ließ sich weder von Feuersbrunst noch von Plünderern unterkriegen, und gemeinsam hofft man, dass im Frühjahr 2015 die Produktionshalle komplett einzugsbereit an alter Wirkungsstätte stehen wird.