Wenn ein Laserstrahl auf das Auge trifft, kann es gefährlich werden: von einer temporären Blindheit bis hin zu dauerhaften Augenverletzungen. Foto: © lassedesignen/Fotolia.com

Piloten können flugunfähig werden. 525 gemeldete Fälle im vergangenen Jahr.

Horb - Minutenlang kreist der Hubschrauber in der Dunkelheit über Horb (Kreis Freudenstadt) und die Nachbargemeinde Eutingen. Die Polizei ist auf der Suche. Auf der Suche nach einem kleinen, aber sehr starken Laserstrahl. Wenige Minuten zuvor hatte der Stuttgarter Flughafen-Tower die Polizei benachrichtigt, dass eine Person in dieser Region Flugzeuge mit einem Laserpointer attackiert.

Ein Pilot hatte die Koordinaten von Horb und Umgebung durchgegeben. "Man kann den Ort der Laser-Attacke ziemlich genau mitteilen", erklärt Markus Wahl, Pressesprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Doch in den meisten Fällen, so auch in Horb, werden die Täter dennoch nicht geschnappt. "So ein Laserpointer ist schnell wieder weggesteckt, und der Täter ist wieder im Haus verschwunden", sagt Wahl, der ausgebildeter Lufthansa-Pilot ist und zehn Jahre lang Passagierflugzeuge flog, enttäuscht.

Seit Jahren kämpft die Pilotenvereinigung dafür, dass gegen den missbräuchlichen Gebrauch von Laserpointern vorgegangen wird. "Wir hatten bisher großes Glück, dass es noch nicht zu einer Katastrophe gekommen ist", sagt Wahl. In Großbritannien habe es schon Fälle von Augenverletzungen bei Piloten gegeben. "Man unterschätzt, wie stark diese Laserpointer sein können. Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn beide Piloten an Bord flugunfähig werden." Eine britische Medizinstudie gibt zwar Entwarnung, was dauerhafte Augenschäden angeht, allerdings könne eine temporäre Blindheit eintreten, die katastrophale Folgen hätte. Auch im Horber Fall muss ein besonders starkes Gerät zum Einsatz gekommen sein, ist sich der Cockpit-Pressesprecher sicher. Denn die Stadt am Neckar ist zwar nicht mehr weit weg vom Stuttgarter Flughafen, die direkte Landephase beginne allerdings erst zirka 20 Kilometer vor dem Airport.

Laserpointer-Meldungen von Piloten an den Stuttgarter Tower kommen immer wieder rein, erklärte eine Sprecherin. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) macht jedes Jahr ein Ranking. Am meisten Laser-Attacken wurden im vergangenen Jahr vom Flughafen Köln-Bonn gemeldet, gefolgt von Frankfurt und Berlin-Tegel. Stuttgart steht an achter Stelle dieses unrühmlichen Rankings.

525 Fälle gab es deutschlandweit 2015, im ersten Halbjahr 2016 waren es "nur" 161. "Der Rückgang ist allerdings kein Grund, sich erleichtert zurückzulehnen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher", sagt Kristina Kelek, Pressesprecherin der DFS. Pilotensprecher Wahl bestätigt das: "Nicht alle Piloten melden diese Fälle. Manchmal hat man auch in diesem Moment, Wichtigeres zu tun." Und: Oftmals steige die Zahl der Fälle nach einem bekannt gemachten Vorfall. Nachahmungstäter seien ein großes Problem. "Dennoch ist es wichtig, über dieses Thema in den Medien zu reden, um klarzumachen: Das ist kein Dummejungenstreich." Im Februar musste beispielsweise eine Maschine, die von London nach New York fliegen sollte, wieder umkehren.

In einigen Ländern wie Australien oder den USA gibt es bereits gesetzliche Einschränkungen für den Gebrauch leistungsstarker Laserpointer. "Cockpit" hat einen ganzen Forderungskatalog an die Politik aufgestellt. Das Tragen und Mitführen von besonders starken Lasern ohne plausible Begründung müsse unter Strafe gestellt werden. Laser mit einer Leistung von über 500 Mega-Watt (mW), bei Lasern mit optischem Aufsatz schon ab 50 mW, sollen unter das Waffengesetz fallen. Die Einfuhr und der Handel solle unter höheren Auflagen erfolgen. Und auch der Straftatbestandes soll auf Versuch und/oder Vorbereitung von gefährlichen Eingriffen in den Luftverkehr erweitert werden. Das Problem: Auch in der EU ist die maximale Leistung von Laserpointern für den freien Verkauf beschränkt. Händler im Internet bieten Laserpointer allerdings als harmlose Geräte an, die aber in Wirklichkeit viel stärker sind. Das hat eine von der "Süddeutschen Zeitung" in Auftrag gegebene Studie herausgefunden.

Bisher ist es nur strafbar, wenn tatsächlich ein "gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr" nachgewiesen werden kann. Hierfür sieht das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren vor. In bisherigen Fällen wurden allerdings oft Geldstrafen verhängt, wie bei einem Fall in Ulm 2014. Da hatte ein 32-jähriger Mann vor Gericht gestanden, einen Polizei-Hubschrauber, der sich gerade auf Vermisstensuche befand, mit einem Laserpointer geblendet zu haben.

Aber nicht nur der Flugverkehr ist von diesen Attacken betroffen. Immer wieder kommt es zu Meldungen, dass Züge ein Ziel der Attacken sind. Ebenso meldet die Polizei immer wieder Vorfälle von betroffenen Autofahrern oder auch von Kollegen, die mit Laserpointern bei Einsätzen außer Gefecht gesetzt werden sollten.

Und auch der Sport ist vor Laser-Angriffen nicht sicher. Schon seit Jahren kommt es immer wieder zu Vorfällen bei Fußballspielen – zuletzt in der Bundesliga im Spiel Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen. In der 88. Minute verschoss Chicharito wohl dadurch den Elfmeter. Am Ende verlor Leverkusen noch.