Foto: Hopp

120 Jahre Johanneskirche, 60 Jahre Gemeindehaus und Kindergarten: In Horb wird kräftig gefeiert.

Horb - Die Bänke vor der evangelischen Kirche Horb waren gestern Mittag voll. Kein Wunder, gab es doch jede Menge Jubiläen auf einmal zu feiern – und eines hatte der Pfarrer sogar fast vergessen.

Vor 120 Jahren wurde die Johanneskirche in der Weingasse gebaut, 1956 wurden sowohl das Gemeindehaus als auch der Kindergarten eröffnet. Und vor 25 Jahren wurde die neue Orgel in der Johanneskirche eingeweiht.

Doch gestern lächelte Pfarrer Michael Keller: "Das wichtigste Jubiläum habe ich ganz vergessen: Im Jahr 1866 wurde die evangelische Gemeinde in Horb gegründet. Der Pfarrer aus Mühlen hatte die evangelischen Gläubigen immer betreut, doch vor 150 Jahren war die Zahl der Gläubigen so groß, dass es Zeit für eine eigene Gemeinde war."

Die Feier. Für viele Horber vor allem Erinnerung an den Kindergarten. Wie beispielsweise für Ex-OB Michael Theurer, jetzt auch FDP-Landesschef: "In meiner Erinnerung sind die meterlangen Flugzeuge aus Lego hängengeblieben, die gleich mehrere Kinder durch das Zimmer jonglierten."

Horbs amtierender Oberbürgermeister Peter Rosenberger lobte den Kindergarten vor allem für die "familiäre Atmosphäre".

Nach dem Foto mit den Kindern und den anwesenden ehemaligen Kindern des Kindergartens dann das Highlight für Eltern und Großeltern: Die Kinder führten das Musical "Gänseblümchen Friederike" vor. Fünf Kinder mit verschiedenen Hautfarben drehten sich im Blümchen-Kostüm mit einem Hula-Hoop-Reifen. Passendes Symbol für den Anspruch des Johannes-Kindergartens und der evangelischen Gemeinde Horb.

Pfarrer Keller: "Ich bin froh, dass Kinder hier im Geiste des Evangeliums gefördert werden." Kita-Leiterin Gabriela Vogt ist nicht nur das nächste Jubiläum. Im September ist sie auch schon 15 Jahre hier. Keller lobte ihre Engagement und ihren Einsatz für die Kinder: "Sie hat ein Herz auf Augenhöhe für die, die es brauchen." Vogt: "Mir ist die Arbeit so wichtig wie am ersten Tag."

Die evangelische Kirche Horb. Jubiläum über Jubiläum. Doch was macht den Geist dieser christlichen Gemeinschaft aus? Pfarrer Keller: "Die Vielfalt. Wir sind eine Gemeinde in der Diaspora. Bei uns werden verschiedene Frömmigkeitsstile nebeneinander im evangelischen Geiste gelebt."

Wolf Hoffmann (Kreistagsabgeordneter der Grünen): "Ich selbst bin aus der Kirche ausgetreten. Ich habe aber mit geholfen und bin gerne hier, weil ich die Gemeinschaft gut finde." Eher für härtere Töne bekannt ist Christian Ott, Rocker und Gründer der Musikschule "Lautpegel". Jetzt sitzt er inmitten der Blumenkinder und spielt Kinderlieder. Er sagt: "Wenn man Kids cool findet, muss man dabei sein. Außerdem unterstütze ich hier meine Schülerin Vanessa Appenzeller."

Klaus Gottschalk, Mitglied des Kirchengemeinderates: "Ich finde es toll, dass es mit der evangelischen Gemeinde Horb immer weiter geht. Und dass Pfarrer Keller uns bei unseren Experimenten unterstützt." Walter Burgbacher, Vorsitzender des Kirchengemeinderates: "Unsere Gemeinde macht aus, dass wir uns als ›Unterwegs im Auftrag des Herrn‹ verstehen. Wir sind nicht allein, sondern bauen unsere Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden weiter aus – egal, ob katholisch oder evangelisch." Organist Michael Grüber: "Über Musik kann ich die Herzen der Menschen direkt erreichen. Hier in der Johanneskirche macht es besonders Spaß, weil sie eine neue, gute, große Orgel hat, mit der man wunderbar Musik machen kann."

Die evangelische Gemeinde Horb im 150. Jahr. Ehrliche Unterstützer, hoffnungsfrohe Gläubige. Ein Geist, der auch Raum lässt. Da kann man wirklich gratulieren!