Derzeit wird geprüft, ob das Gebäude des ehemaligen Unternehmens Riese auf dem Hohenberg zur Flüchtlingsunterkunft wird. Foto: Hopp

Nutzungsänderung zur Gemeinschaftsunterkunft beantragt. In dem Gebäude könnten gut 150 Menschen untergebracht werden.

Horb - Bekommt Horb bald eine größere Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge? Gut 150 sollen in die Räumlichkeiten der in Insolvenz gegangenen Firma Elektro-Riese einziehen.

Es kündigte sich ja schon länger an: Auf der Suche nach Unterkünften für die Flüchtlinge konnte sich auch die große Kreisstadt dem Landkreis nicht entziehen. Jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass die gut 3000 Quadratmeter großen Produktionsräume der Firma Elektronik Riese zur Gemeinschaftsunterkunft werden.

Horbs Bürgermeister Jan Zeitler bestätigt dem Schwarzwälder Boten, dass im Rathaus ein Antrag auf Nutzungsänderung vorliegt: "Die beantragte Baugenehmigung für eine Nutzungsänderung des gewerblichen Betriebes in Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge ist noch nicht erteilt. Im Rahmen des baurechtlichen Genehmigungsverfahrens wird geprüft, ob die Gemeinschaftsunterkünfte baurechtlich zulässig sind. Derzeit läuft die Nachbarbeteiligung und es werden die betroffenen Stellen und Behörde gehört. Sobald diese Beteiligung abgeschlossen ist, kann über den Bauantrag entschieden werden. Das Gebäude befindet sich im Gewerbegebiet ›Steigle-Hahner II‹. Mit dem Gesetz über "Maßnahmen im Bauplanungsrecht zur Erleichterung der Unterbringung von Flüchtlingen" wurde festgestellt, dass Flüchtlingsunterkünfte auch in Gewerbegebieten zulässig sind."

Als Gemeinschaftsunterkunft sollen die Räumlichkeiten vom Landkreis Freudenstadt angemietet werden. Landkreissprecherin Sabine Eisele konnte die Anfrage des Schwarzwälder Boten gestern nicht beantworten. Heute soll die Stellungnahme kommen.

In die Räumlichkeiten von Riese sollen – so heißt es – gut 150 Flüchtlinge unterkommen.

Welche Rolle spielt die Insolvenz der Firma für Sicherheitselektronik? Fakt ist: Im Umkreis der Firmengebäude gibt es fast nur Gewerbe. Einzige Anlieger ist die Familie Riese selbst. Andererseits wäre die Unterkunft für den Landkreis eine Ideallösung. Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß erreichbar. Auch eine Schule ist problemlos für mögliche Flüchtlingskinder zu erreichen. Es ist wohl so, dass eine langfristige Vermietung der Räumlichkeiten an den Landkreis sicherlich einiges an Miete in die Kasse von Gläubigern und dem Zwangsverwalter spült.

Oliver Riese bestätigt indirekt die Pläne. Ihm ist vor allem wichtig, dass es keine kurzfristige Lösung geben soll, sondern eine langfristige Lösung mit gezielten Umbauten. Auf Anfrage schrieb Riese uns gestern: "Laut Aussage von Herrn Geiser, erster Landesbeamter des Landkreises, von heute Vormittag wird der Landkreis keine Kurzfristlösung (das heißt nur Feldbetten, Toilettencontainer vor dem Gebäude etc.) an diesem Standort machen, sondern die Genehmigung der Nutzungsänderung der Stadt Horb (wahrscheinlich in zwei bis drei Wochen vorliegend) sowie das anschließende Angebot der KG abwarten."

Riese unterstreicht, dass dies die präferierte Lösung der Eigentümer nach den Vorgaben der Landesregierung sei. "Es soll eine Art Vorzeige-Gemeinschaftsunterkunft werden, zum Beispiel mit Schulungsräumen für Deutschkurse, eigenen Räumen für den Heimleiter und Sozialarbeiter (die dann dauerhaft an diesem Standort sind)."

Riese weiter: "Falls die langfristige Lösung nicht klappen würde, steht ein Investor aus Österreich zur Verfügung, der unter anderem einen Gewerbepark dort realisieren will."

Riese hat nur ungern Auskunft gegeben, gibt er zu. Generell hätten die Bewohner dieses Geländes große Befürchtungen, dass die Pläne schon Thema in den Medien ist, bevor sie genehmigt seien. Denn die Sorge sei da, dass es zu Vorfällen wie zum Beispiel einem Brand kommen könnte. "Schließlich wohnen sieben Familienmitglieder in beziehungsweise an diesem Gebäude."