Selbst ein Kaffee wird dieser Tage zum WM-Erlebnis: Anna Schliep und Claudia Mutoin (von links) servieren im Gleis Süd in den Deutschlandfarben. Foto: Hopp

Nach dem 7:1 Sieg gegen Brasilien gibt es nur noch ein Gesprächsthema. Vierter Stern ist zum Greifen nah.

Horb - Das kann ja nur was werden mit dem vierten Stern! Die große Kreisstadt fiebert dem großen Finale am Sonntag entgegen.

Die Public-Viewing Macher in Horb sind schon ganz aufgeregt. Telefonate, Vorbereitungen, Hektik. Koray Yildiz (unter anderem La Dolce Vita, 500 Plätze) sagt: "Ich bin gerade dabei, mit meiner Frau Vicky zu überlegen, wie wir unser Public Viewing auf dem Wilhelmsplatz noch besser machen. Wenn das Wetter mitspielt, soll das ganze noch größer werden. Mehr Plätze, mehr Zuschauer ist das Ziel. Zum Sieg lassen wir uns was besonderes einfallen." Auch die Rauschbart-Wirte Michael Singer und Christoph Steiglechner sind heftig am hirnen: "Wir sind gerade am telefonieren, ob wir etwas besonderes für die Sieges-Party hinbekommen. Die Cocktail-Bar steht und wir hoffen natürlich auf ein echtes Vier-Sterne-Wetter." Und Singer verspricht: „"Ich werde mein Deutschland-Trikot vor Sonntag noch mal waschen. Wenn wir gewinnen, trage ich es die ganze Woche."

Auch im Rathaus fiebert man dem großen Finale entgegen. Bürgermeister Jan Zeitler: "Sogar Fachbereichsleiter habe ich schon im Deutschland-Trikot gesehen." Ein generelles Feier-Frei am Montag wird’s aber nicht geben, so Zeitler: "Wir sind eine Behörde und Dienstleister. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, Urlaubsanträge zu stellen, wenn sie ausgiebig feiern wollen." Zumindest auf der Ebene der Stabsstellen-Ebene, so Zeitler, sind seit dem "Beben von Belo Horizonte" noch keine neuen Urlaubsanträge aufgelaufen. Aber bei Kernarbeitszeiten von 9 bis 16 Uhr im Rathaus wird’s für dessen Mitarbeiter auch nur knapp, wenn das Finale in die Verlängerung geht...

An der Gemeinschaftsschule ist die Fußballbegeisterung im Lehrerzimmer größer als unter den Schülern, so der Eindruck des Schulleiters Götz Peter. "Ich habe heute Morgen Kolleginnen mit Blumenketten in Deutschlandfarben gesehen." Unter den Lehrern sei das Fußballergebnis das erste Gesprächsthema am Morgen bei der Begrüßung gewesen.

An der Pestalozzischule war Fußball gestern auch unter den Schülern das Thema Nummer eins, sagt Schulleiterin Angelika Pavlicek. "Die Kinder freuen sich wirklich, die Begeisterung über so viele Tore ist groß." Dabei hätten viele jüngere Schüler das Spiel nicht gesehen, das erst um 22 Uhr angepfiffen wurde. Doch das Ergebnis wurde bereits auf einer großen Spieltabelle im Flur der Schule eingetragen. Ein wichtiges Ergebnis ist auf dem Plakat noch offen, das des Finales. "Je nach dem wie das Finale ausgeht, ist am Montag die Begeisterung oder Enttäuschung sicher groß bei unseren Schülern", sagt Angeklika Pavlicek. Eine Klasse habe ihr schon saure Gummiwürmchen in Deutschlandfarben gezeigt – die können am Montag dann entweder gegen den Kummer oder zum Freudenfest verspeist werden.

Im Deutschlandtrikot zum Unterricht? Das haben am Martin-Gerbert-Gymnasium nur wenige Schüler gemacht, sagt der stellvertretende Schulleiter Volker Offenhäuser. Trotz des späten Spielendes kurz vor zwölf hat er keine übermüdeten Schüler in seiner neunten Klasse entdeckt. "Wer abends guckt, muss am nächsten Tag trotzdem fit sein", sagt er. "Das 7:1 ist schon Gesprächsthema. 

Auch die Kollegen unterhalten sich über den fulminanten Sieg", sagt er. Der Schulbetrieb werde dadurch aber nicht gestört. Egal wie am Sonntag das Finale ausgehe, der Schulbeginn für Montag kann nicht verschoben werden.

Wer sich noch mit Deko- oder Fanartikel zum Finale eindecken will, muss sich übrigens sputen. Zumindest im real sind die Regale schon recht gelichtet. Doch noch gibt es alles, was das Fan-Herz begehrt, ob Bettwäsche in Schwarz-Rot-Gold, Barbiepubben im WM-Trikot, Deko für das Auto oder der ultimative Deutschland-Hut. Als Renner erwiesen sich allerdings Schminke, T-Shirts und Fahnen. Und weil WM-Zeiten auch ein wenig Ausnahmezeiten sind, sollten die Mitarbeiter ebenfalls ihren Spaß haben, darauf legt Geschäftsleiter Frank Hagedorn Wert: "Fußball-Schauen ist bei uns ausdrücklich erlaubt."