Foto: Hopp

Bildhauer-Symposium: Skulptur von Künstler Timm Kegel verschwunden. Trotzdem gelungene Veranstaltung.

Horb - Gut, dass die fünf Skulpturen des Bildhauersymposions vom Bauhof sicher an ihren Standorten einbetoniert werden sind. Denn: ein Kunstwerk wurde schon geklaut!

Josef Nadj, Dettinger Bildhauer, Stadtrat und Leiter des Bildhausersymposions: "Timm Kregel hatte aus seinem zweiten Stamm eine gut ein Meter hohe Skulptur gestaltet. Gestern Abend haben wir vor lauter Aufregung und beim Aufräumen vergessen, das Kunstwerk sicher zu lagern. Heute morgen mussten wir feststellen, dass es fehlt."

Künstler Kregel hofft noch darauf, dass der Dieb das gestohlene Kunstwerk zurückgibt

Der Thüringer Künstler ist darüber natürlich traurig, aber er hat noch Hoffnung: "Ich hatte die gefäßartige Skulptur mit Kettensägen gestaltet. Sie war ungefähr 1,20 Meter hoch. Vielleicht habe ich Glück und der, der es genommen hat, bringt es wieder zurück. Das ist mir schon einmal passiert. Damals hatte ich einen Zettel geschrieben, und das Teil tauchte wieder auf." Sowohl Nadj als auch Kregel schauten nach, ob sie noch ein Foto von dem Kunstwerk haben. Leider Fehlanzeige. Kregel: "Schauen Sie sich die Spitze meines Kunstwerks ›Glut‹ im Burggarten an. So in etwa sieht die Holzskulptur aus. Ich verstehe das nicht: Thomas Putze hatte seine Männle nachts draußen gelassen – bei dem ist nichts weggekommen!"

Für den zurückhaltend wirkenden, aber sehr sympathischen Künstler war das Horber Bildhauersymposium – trotz des gestohlenen Kunstwerks – eine gelungene Veranstaltung. Er strahlt über das ganze Gesicht, als beim Abschlussrundgang gestern seine Skulptur Glut im Burggarten dran war. Schon beim Aufgang zum Burggarten fällt das Kunstwerk ins Auge: Ein dunkles, dreieckig geschnittenes Holz. Oben drauf eine Art Krone aus Aluguss. Ein Mix aus schwarz und reflektierendem Silber. Kregel schaut auf die Laterne neben der Skulptur: "Das ist doch klasse", sagt er. Denn er hofft, dass sich das Licht aus dieser Laterne (und möglicherweise auch von der untergehenden Sonne) in der "Krone" seiner Skulptur reflektiert und den Betrachter an Feuer und Glut erinnert.

Die Skulpturen. Endlich an ihrem Platz. Und das, was auf der Turnierwiese noch unfertig aussah, verschmilzt auf einmal mit der Umgebung. Ortrud Strum hat ihre Skulptur "Auf und Ab" an der Marktsteige aufgestellt. Eigentlich ineinander gestapelte Würfel. Aber nicht aufeinandergefügt, sondern aus einem Stamm geschnitten. Nadj: "Sie fügt sich in die Architektur und in die Perspektiven ein – egal, ob von unten, von der Seite oder oben."

Suzann El-Abboud. Das berührendste Kunstwerk mit dem Titel "Homs, die Stadt im Paradies". Ein querliegender Baumstamm auf der Sommerhalde. Links sind die Häuser von Homs zu erkennen, rechts die Metallplastik mit den Babygesichtern. Darüber ein deutsches Haus mit dem Nordstern. Weil Deutschland für die syrischen Kinder das Paradies und der Leuchtstern der Sicherheit ist. Dieses Gebilde ist auf einem viereckigen Balken – einer der Sitzgelegenheiten der Gartenschau. Wenn man jetzt 100 Meter tiefer am Neckarufer stehen würde, hätte man dasselbe Bild: Neckar als Balken-Riegel unten, die Häuser am Marktplatz oben. Der perfekte Platz.

Thomas Putze hat gleich zwei Spuren hinterlassen. Einmal direkt auf der Turnierwiese vor der Tafel mit einem Gedicht. Ein großer Stuhl mit einer Spitze als Sitzfläche. Nadj: "Das bezieht sich auf das Sitzfleisch." Hinter der Eisenbahnbrücke dann die Skulptur "Der Mensch im Eimer" – ein kritischer Blick auf seine eigene Familie. Sein Vater: mit Mülleimer und Zahl 87 drauf – weil er mit 87 Jahren gestorben ist.

Die Mutter dahinter: Ein Stamm, der Deckel des Mülleimers symbolisiert die Hüfte. Putze: "Der Kopf ist hohl. Ich hoffe, da nisten Vögel drin." Und der kleine Thomas? Der sitzt jetzt im Baum am Neckarufer. Eigentlich sollte er in Penishöhe des Vaters aus dem liegenden Körper ragen. Putze: "Das passte aber nicht. Jonathan hat die Wunde dann verschlossen."

Der israelische Künstler Jonathan Ofek bringt dann den lustigsten Abschied an seiner Skulptur "Hand" zwischen jüdischem Betsaal und Spielplatz vor dem Alten Freibad: "Vielen Dank für alles. Auch für das Bier." Er hat seine Familie mit drei Töchtern mit dabei, hat sich in Stuttgart ein Wohnmobil gekauft und will jetzt Südeuropa kennenlernen. Und nach dieser Reise steht eines auch noch auf dem Terminkalender des israelischen Bildhauers, wie der Stuttgarter Künstler Thomas Putze verrät: "Einer seiner Verwandten ist der bekannte Künstler Micha Ullmann. Wir drei wollen in meinem Atelier in den Wagenhallen zusammen arbeiten."