Das Car-Sharing in Horb, hier der Standort Dammstraße, hat noch viel Steigerungspotenzial. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Gerade mal zwei Buchungen pro Tag. Wird nach Hohenberg auch Standort Dammstraße eingestampft?

Horb - Das sind Zahlen, die weh tun. Im Verwaltungsausschuss legte Stadtwerke-Chef Eckardt Huber die Nutzerzahlen für das Car-Sharing vor.

Die ersten 79 Tage (offizieller Startschuss war auf dem großen Stadtfest am 12. September, danach die Zeit bis zum 31. November) kann man schon als Mega-Flop bezeichnen: Gerade mal zwei Buchungen am Tag!

Lediglich 27 Prozent aller Buchungen (42 insgesamt in 79 Tagen) kommen von Bürgern. 73 Prozent aller Fahrten (116) wurden von Stadt-Mitarbeitern gemacht. Das Rathaus hatte extra einen Dienstwagen abgeschafft, damit das Car-Sharing so besser in Schwung kommt.

"Der neue "Car-Sharing"- Dienstwagen ist offenbar unbeliebter als der alte"

Doch, so Joachim Patig, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung, der neue "Car-Sharing"-Dienstwagen ist offenbar unbeliebter als der alte. Patig: "Der alte Dienstwagen hatte so 7000 bis 8000 Kilometer im Jahr. Wenn man die Buchungen für dieses Jahr für das Car-Sharing-Auto hochrechnet, werden es bei diesem Fahrzeug so 6000 bis 7000 Kilometer sein."

Schon jetzt hat man das Teil-Auto vom Hohenberg verlagert. Der Grund: Keine Nachfrage. Konkret heißt das: In 79 Tagen wurde der Renault Kangoo nur 17 Mal gebucht! Immerhin elf Mal von Bürgern.

Das heißt: Das Teil-Auto Horb ist bisher ein Ladenhüter. Weitere Einschnitte nicht auszuschließen. Klimaschutzmanager Martin Heer, der für das Car-Sharing verantwortlich ist, sagt: "Sollte es sich herausstellen, dass die Nachfrage nicht anzieht, dann könnte man im schlimmsten Fall den Standort Dammstraße auch noch aufgeben. Oder die Teilorte bringen es hin, dass dort genügend Interessenten sind."

Und dass die Teilautos auch noch in der Nähe vom Bahnhof verschwinden, scheint nach der Drei-Monats-Bilanz auch nicht so unwahrscheinlich. Der hier bis Ende November allein stationierte Opel Corsa hatte bis dahin auch nur 22 Buchungen.

Sieht also so aus, als ob bald nur noch Car-Sharing-Autos im Parkhaus Marktplatz stehen. Und hier könnte man das – als Hauptattraktion gepriesenen Elektroauto – theoretisch auch wieder dem Händler zurückgeben. Der VW Up als Teilauto hatte 73 Buchungen mit 1627 Kilometern. Das Elektroauto – der Renault Zoe – wurde zwar 46 Mal gebucht. Aber nur für Kurzstrecken. Insgesamt 290 Kilometer.

Die Car-Sharing-Bilanz nach drei Monaten. Eine große Enttäuschung. Das Elektroauto als Zugpferd hat bisher auch nicht funktioniert. Und selbst der Standort am Bahnhof läuft nicht. Obwohl das Teilauto hier auch theoretisch von Teilort-Bewohner genutzt werden könnte, wenn sie mit Bahn oder Bus zum Bahnhof kommen.

Die Verantwortlichen gaben sich im Verwaltungs- und Technikausschuss dennoch optimistisch. Rosenberger: "In großen Städten läuft das Car-Sharing einfach und automatisiert. Je mehr man in ländliche Kommunen geht, desto mehr Zuschüsse sind gefragt. Es darf am Anfang nicht verhehlt werden, dass es die einen oder anderen Startschwierigkeiten gibt. Dennoch sind wir auf dem richtigen Weg."

Klimaschutzmanager Martin Heer will jetzt noch einmal "brieflich" alle Geschäftsleute motivieren, am Car-Sharing teilzunehmen. Die schlechten Zahlen führt er nicht auf fehlende Bekanntheit zurück. Heer: "Bei der Umfrage am Neujahrsempfang hat sich gezeigt, dass das Angebot bekannt genug ist. Jetzt geht es darum, Vorurteile abzubauen."

Margarethe Rebholz (Freie Wähler) sagt: "Als ich die Zahlen gesehen habe, war ich sehr ernüchtert. Mich würde interessieren, welche Kosten die Stadt im schlimmsten Fall zu tragen hätte?"

Joachim Patig: "Wir waren bei vier Fahrzeugen im Worst-Case bei einem Stadtzuschuss von 18 000 Euro jährlich ausgegangen. Durch die jetzige Fahrzeugreduzierung liegt das Risiko bei maximal 12000 Euro."

Die Frage, ob man das Car-Sharing ganz eindampfen sollte, wurde im VTA nicht gestellt. Die Mega-Flop-Zahlen wurden "zur Kenntnis" genommen.

Übrigens: In Gerlingen wurde im Mai das Teil-Auto eingeführt. Im November kam dann ein Opel-Astra Kombi. Hier gibt es drei Ehrenamtliche, die ordentlich die Werbetrommel rühren. Eine von ihnen ist Monika Feil. Sie sagt: "Wir machen jeden Monat mindestens eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung. Das Teil-Auto geht immer mehr, wir sind sehr zufrieden."

In Horb läuft das Car-Sharing über die Klimaagentur. Vielleicht macht das den Unterschied?