Oman (links, 32) ist der Älteste der syrischen Männer, die seit Donnerstag in Horb untergebracht sind. Er will arbeiten, um seine Familie nachzuholen. Foto: Müssigmann

24 Männer untergebracht. Meisten haben gute Ausbildung. Oman berichtet vom Leben im Kriegsgebiet.

Horb - Oman* hat alles in Syrien zurückgelassen: seine "wunderschöne" Frau, Sohn (1,5 Jahre) und Tochter (3 Monate). Trotzdem lacht er an diesem Morgen. "Meine Sorgen bringen mich nicht weiter", sagt er. Oman lebt seit gestern mit 23 anderen Syrern in Horb.

Die Männer wurden im ehemaligne Kreisforstamt in der Ihlinger Straße untergebracht. Der Landkreis hat das Gebäude vom Land angemietet. In einer kleinen Küche können die Männer kochen, essen müssen sie auf ihren Zimmern, einen Aufenthaltsraum gibt es nicht, dafür eine Biertischgarnitur auf der Terrasse – gedeckt mit einer Tischdecke voller bunter Herzen.

Oman wollte unbedingt nach Deutschland kommen. Die deutsche Wirtschaft sei kraftvoll und die deutsche Regierung arbeite gut, sagt er. Er hatte das Gefühl, Deutschland zu kennen. Er habe Wilhelm Hauff und Friedrich Schiller in der arabischen Übersetzung gelesen. Und trotzdem sei Deutschland für ihn "eine neue Welt", sagt er. Ein bisschen wie Amerika.

Regierung sucht Soldaten: Angst vor Zwangsdienst

Oman hat Finanzwirtschaft in Damaskus studiert. Er schrieb Gedichte und Kurzgeschichten in seiner Freizeit. Er hatte ein schönes Leben, sagt er.

Dann brach der Krieg über sein Land herein. Der Weg aus seiner Heimatstadt Deir Alzoor nach Damaskus zur Universität sei zu gefährlich gewesen. Syrien sei unterteilt in Gebiete unter Hoheit der Milizen und Gebiete in der Hand der Regierung. Damaskus sei Regierungsgebiet. "Die Regierung braucht Männer für die Armee, sie zwingen einen einzutreten. Wenn man in der Armee ist und dann davonrennt, werden sie einen erschießen", sagt Oman. Deshalb sei er nur noch zu Hause gewesen, habe im Milizengebiet als Lehrer gearbeitet. Zwar sei es auch dort gefährlich. "Aber die Milizen zwingen einen nicht zu kämpfen", sagt er.

Die Gefahr im Milizen-Gebiet: Die syrische Armee bombardiert Milizenstellungen aus der Luft. Drei Mal habe er deswegen im vergangenen Jahr sein Haus verlassen müssen. Die Häuser seiner Nachbarn seien bei Luftangriffen zerstört worden.

Eine Lösung der Probleme liege in weiter Ferne. Deshalb habe er sich entschieden, zu fliehen. Seiner Familie sei der lange Weg nicht zuzutrauen gewesen.

Er will seinen Master fertigmachen, arbeiten und Frau mit Kindern so bald wie möglich herholen. Aber erst mal muss er warten. "Möglicherweise sogar ein Jahr", sagt er. "Das ist ein Riesen-Problem. Nach maximal drei Monaten hätten wir gerne unsere Papiere und die Erlaubnis zu arbeiten. Zu warten ist langweilig. Eine Enttäuschung."

Helfer bringen am Freitagmorgen Butterbrezeln vorbei

Oman empfindet wie die anderen Männer aufgeregte Ungeduld, weil das Nichtstun in ihren Augen verschwendete Zeit auf ihrem ambitionierten Weg in ein besseres Leben ist. "All die Männer hier sind jung. Wenn sie die Chance bekommen, werden sie für ein besseres Leben kämpfen. Und sie sollten die Chance bekommen. Wir haben alle Energie", sagt er.

Viele der Männer sind gut ausgebildet, einer hatte eine Textilfabrik, ein anderer zückt seinen internationalen Studentenausweis, wieder ein anderer erzählt von seinem Maschinenbau-Studium.

Oman sagt, er nutze die langen Tage seit der Ankunft in Deutschland dazu, mithilfe seines Handys im Internet Deutsch zu lernen. Er brauche aber jemanden, der ihm die richtige Aussprache beibringt – der Arbeitskreis Asyl versucht, ab nächster Woche Lehrer zu vermitteln.

Die Ehrenamtlichen haben die Männer am Donnerstag empfangen. Am Freitagmorgen bringen Jérôme Brunelle und Bettina Wiebe, beide Lehrer in Sulz, übrige Butterbrezeln von der Lehrerkonferenz vorbei. Elisabeth Schneiderhan war an beiden Tagen vor Ort. Sie sagt: "Die Küche hat keine Arbeitsplatte und in der Dusche gibt es nur kaltes Wasser. Aber sonst sind die Männer hochzufrieden."

Zur Gruppe gehören auch drei 17-Jährige und ein 15-Jähriger. Nach Angaben des Landratsamtes sind diese Minderjährigen mit volljährigen Brüdern unterwegs, sodass sie nicht in extra Jugendeinrichtungen untergebracht werden müssten.

Oman ist der älteste in der Gruppe. Er sieht älter aus als 32. Sein Kopfhaar ist dunkel und licht, er ist klein und zierlich. Aber stark in seiner Haltung. "In Syrien zu sitzen und zu weinen, bringt mich nicht weiter", sagt er. "Ich muss glücklich sein. Ich kämpfe für ein besseres Leben." u *Name von der Redaktion geändert

 Kleidung

Der Arbeitskreis Asyl sucht Winter- und Sportkleidung für Männer.

 Haushaltswaren

Haushaltswaren wie Wäschekörbe oder Küchenmesser werden ebenfalls gebraucht.

Abgabe von Sachspenden

Wer Sachspenden abgeben will, meldet sich bei Viviana Weschenmoser, E-Mail viviana.weschenmoser@googlemail.com, oder Gisela Höpfer, Telefon 07451/90 11 42, E-Mail g-hoepfer@horb.de.

Privatsphäre

Der Arbeitskreis Asyl bittet darum, die Privatsprähre der Männer zu wahren. Wer helfen will, soll nicht einfach in die Unterkunft laufen, sondern sich beim Arbeitskreis melden.