Das Rathaus hat die Baustelle im Inneren des Sebastian-Lotzer-Hauses gestoppt. Grund: Mayk Herzog baut heimlich die Gewerbeflächen zu Wohnungen um. Foto: Lück

Mayk Herzog baut heimlich ehemaliges Belle Arti um. Haifischbar hat wieder Kaltwasser.

Horb - Da weinen nicht nur die Fenster: Mayk Herzog hat es schon wieder getan! Beim Umbau des Sebastian-Lotzer-Hauses hat das Rathaus jetzt auch die Baustelle im Inneren stillgelegt.

Spätestens seit Anfang des Jahres das Innere des Lotzer-Hauses hinter dem aufgerissenen Schaufenster mit Rigips verkleidet ist, wird spekuliert, ob Mayk Herzog im Inneren heimlich das ehemalige Restaurant Belle Arti zu Wohnungen umbaut. Anfang Januar – als der Schwarzwälder Bote die Umbauarbeiten aufdeckte – hatte Herzog noch geschrieben: "Instandsetzungsarbeiten im Inneren des Hauses sind genehmigungsfrei."

Von wegen! Bei einer Baukontrolle vor gut einer Woche hat das Rathaus festgestellt, dass Herzog heimlich die Gewerbeflächen zu Wohnungen umbaut – ohne Genehmigung!

Ein Rathaussprecher: "Am Dienstag, 21. Februar, gab es eine weitere Baukontrolle. Hierbei wurde festgestellt, dass die in den Räumlichkeiten weiter vorgenommenen Änderungen einer baurechtlichen Genehmigung bedürfen. Es wird daher eine weitere Baueinstellung verfügt und Bauvorlagen angefordert. Gleichzeitig wird ein Zwangsgeld angedroht und ein Bußgeldverfahren eingeleitet."

Einen Tag später gleich die Reaktion des umstrittenen Horbers: Er "verschönerte" die rote Fassade des Hauses mit weißer Farbe, die vom obersten Stock offenbar über zwei Fenster gegossen wurde. Die Erklärung von Mayk Herzog dazu: "Die Herren Kronenbitter und Eberhard waren von mir eingeladen, beim Beginn der neuen Kunstaktion ›Tearful Windows‹ dabei zu sein."

"Tearful Windows": Windows sind Fenster – klar. Tearful wird übersetzt mit "weinerlich, tränenreich, tränenvoll" oder "den Tränen nahe."

Herzog nennt das ganze ein Kunstwerk im "Rahmen der Installation ›Rotes Chaos‹. Die weinenden Fenster sollen auf die traurige Kernstadtentwicklung der vergangenen 16 Jahre hinweisen sowie auf den Umstand, dass alles Schöne auch vergänglich sein kann und Vergängliches schön".

Kurze Zeit später ist auch die Fassade direkt an der Neckarstraße mit dem "Roten Chaos" verschönert.

Weinende Fenster. Dafür Baustopp. Wem kommen jetzt die Tränen?

Im Fall der Haifischbar, die auch im Sebastian-Lotzer-Haus ist, verzeichnen die Pächter jedenfalls einen Teilerfolg. Hier gab es weder Heizung, Warmwasser noch Kaltwasser. Per einstweiliger Verfügung (Aktenzeichen: 1C57/17) hatte das Amtsgericht Horb am 20. Februar entschieden, dass das Kaltwasser wieder angestellt werden muss. Köksal Durmaz: "Der Gerichtsvollzieher muss wohl am Mittwochabend bei den Herzogs gewesen sein. Am Donnerstagvormittag wollten wir noch mal zum Amtsgericht, weil wir immer noch Kaltwasser hatten. Doch gegen Mittag ging es wieder."

Herzog hatte zuvor gegenüber dem Schwarzwälder Boten behauptet, dass die "Klage vorm Amtsgericht am Vorabend abgewiesen wurde".

Die Pächter der Haifischbar hatten angekündigt, die Gastronomie Ende März zu verlassen. Sie liegen seit Jahren mit den Besitzern des Sebastian-Lotzer-Hauses im Streit. Herzog hatte behauptet, dass die Haifischbar-Pächter fünf Monate lang keine Miete und Nebenkosten bezahlt hätten.

Köksal Durmaz dazu: "Der lügt doch von A bis Z. Ich gehe davon aus, dass Herzog nichts weiter machen wird, bis wir draußen sind. Doch dann wird er sicherlich weitermachen."

Eine düstere Prophezeiung. Im Mai vergangenen Jahres hatte das Rathaus schon einmal die Baustelle im Lotzer-Haus stillgelegt. Damals wurde ein Schaufenster einfach ausgebaut und die Fassade bis auf die Stahlträger abgerissen. Davor lagerte monatelang Sperrmüll, Bauabfälle und Möbel vor dem Lotzer-Haus. Auch das wurde damals von Mayk Herzog zu Kunst erklärt: "Die Vergänglichkeit der Dinge im Kontext zur Erregung öffentlichen Ärgernisses im real existierenden Raum".

Das Rathaus ließ sich dadurch nicht beirren und räumte den Platz: "Gefahr im Verzug – wegen der Glasscherben und Eisenstangen, an denen sich Erwachsene oder Kinder verletzen können."

Die Farbspiele von Mayk Herzog – sie haben schon Tradition. Er hatte während des Baus vor gut zehn Jahren schon einmal die gesamte Fassade des Lotzer-Hauses schwarz angemalt. Hintergrund damals: Der Gemeinderat hatte Probleme mit dem grünen Dach. Damals hatte Herzog den Streit gewonnen.

Wie weit geht das "Rote Chaos" noch? Der Schwarzwälder Bote hatte berichtet, dass Herzog das Lotzer-Haus verkaufen wolle. Das dementierte Mayk Herzog: "Das Haus steht nicht und stand auch nie zum Verkauf." Dennoch gibt es einen Notartermin. Der soll diese Woche sein, so Herzog.