Kultur: Bunt, bodenständig und konsequent: Anneliese Hermès und ihr Augenschmaus "Ja – ich schaff das" im Kloster

Monothematisch ist anders. Pommes Rot/Weiß, Porsche-Schlepper, Jagdhunde, Blumen, aber auch Köche. Künstlerin Anneliese Hermès sagt: "Ich bin Künstlerin und kann alles malen."

Horb. Anneliese – mit ihrem rheinischen Akzent, ihrer Fröhlichkeit und Bodenständigkeit ist sie genau das Gegenteil ihres Nachnamens. Der steht ja für den französischen Luxuskonzern, der Handtaschen und Co. herstellt. Anneliese Hermès dagegen mag es lieber bunt, bodenständig und konsequent. Im "Prachtraum" vorne hängen Porträts von Jagdhunden. Hirschgeweihe. Davor Kühe. Nebenan an der Wand Landschaftsbildern mit Schleppern und landwirtschaftlichen Geräten. "Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nebenan hat ein Jäger gewohnt. Da bin ich es gewohnt, dass ich nur das esse, was wir produziert haben. Zu meiner Hochzeit hat es zwei Rehe gegeben."

Weiter nach links. Hier hängen Spiegeleier an der Wand. Dann die Pommes. An der Wand noch Hermann Hesse, wie er Zigarre raucht. Deftig-Lecker. Die "Männer-Ecke?" Hermès lacht: „Na, eher die Laster-Ecke. Bei uns in der Eifel ist das so, dass nach dem großen Ball im Zelt immer Spiegeleier gebacken wurden. Nach einem Fest war ich mal dran. Da hab ich dann den "Jubel-Doppel-Dotter" gemacht – mit spaciger Dekoration. Weil einer der Gäste Star-Wars-Fan war." Auch ein Augenschmaus.

Daneben dann die Pommes-Bilder. Die Künstlerin: "Klar. Ich liebe Fritten. Deshalb heißt das Bild auch ›Meine Fritten‹ – weil ich es hasse, wenn du die bestellst, hat immer jemand seine Hand drin." Dann der coole Hermann Hesse mit glühender Zigarre an der Wand. Aus dem Zyklus, als die Künstlerin, die jetzt im Landkreis Göppingen lebt, Hesse-Porträts gemalt hatte. "Auf die Idee bin ich gekommen, als das mit dem Rauchverbot in Kneipen aufkam. In die Qualmwolke habe ich das Zitat von ihm reingeschrieben: Rauchen gehört zu den schönen Lastern, denen ich fröne, seit ich erwachsen bin. Ich habe es oft aufgegeben, auf ärztlichen Rat, und immer wurde mir gesagt, nach kurzer Zeit werde mit der Gewohnheit auch das Bedürfnis oder Gelüst aufhören. Das stimmte jedoch nicht, auch monatelange, ja halbjährige Abstinenzen töteten das Bedürfnis nicht, und so rauchte ich eben wieder."

Handfest und lebensnah. Dann gehen wir zu den "Tafelskulpturen" – ein Begriff, den die Künstlerin selbst erfunden hat. Überall steht Ja. In 3D in Kisten, beide Buchstaben mit Ringen verbunden. "Die Idee habe ich von einem Junggesellenschrank. Wenn du Ja sagst, hat das immer eine Folge. Du hast Arbeit, musst die Verantwortung tragen. Das Ja mit den Ringen zeigt dann die Konsequenzen, wenn ein Junggeselle Ja gesagt hat. Beide Ehepartner müssen gegenseitig die Verantwortung für die Verbindung tragen."

Beschäftigung mit der Jagd führt zu Hunden

Die Künstlerin lächelt: "Wenn du Nein sagst, dann passiert nichts. Als mich Leute gefragt haben, ob ich ihnen mal ein Nein machen kann, da habe ich Nein gesagt."

Sie selbst hat übrigens das letzte Mal vor gut einem Jahr "Ja" gesagt. Hermès: "Da hatte ich dann den Jagdschein bestanden. Wenn du nicht Ja sagst zum Schuss, dann ist die Gefahr groß, dass du das Tier nicht sauber tötest. Du trägst die Folgen des Ja – und hast selbst immer das eigene Fleisch im Schrank."

Klar, dass die Beschäftigung mit der Jagd auch zu den Hunden führt. "Deshalb habe ich mit den Jagdhunde-Porträts angefangen. Der Hund schaut dich nur einen winzigen Moment an. Dann erkennst du in dieser Millisekunde seinen Charakter. Und genau das will ich einfangen. Das ist fast besser, als Menschen zu portraitieren."

Anneliese Hermès – sie sagt: "In den Bildern ist mein ganzes Leben." Und das ist ganz schön bunt. Beste Voraussetzungen dafür, dass viele Kunstfans zu der Ausstellung im Kloster Ja sagen.

Weitere Informationen: Ausstellung "Ja – ich schaff das" von Anneliese Hermès. Vernissage: Sonntag, 7. Mai, 17 Uhr. Kunstverein Oberer Neckar, Kloster. Die Ausstellung endet am 11. Juni