Stadtentwicklung: Beide Städte suchen einen neuen Gestalter des städtischen Handels / Ortskenntnis ist gefragt

Von Lena Müssigmann

Horb. Nagold und Horb – beide Städte sind auf der Suche nach neuen City-Managern, wobei die Aufgaben unterschiedlicher nicht sein könnten. Während in Nagold der Einzelhandel brummt, klaffen in Horb Löcher in der innerstädtischen Handelsstruktur. Einen neuen Citymanager in Horb erwarten Herausforderungen – und das bei nicht gerade attraktiver Bezahlung, wie die Kollegin aus Nagold analysiert.

Das Gehalt, das die Stadt Horb für diese Position anbietet, ist aus Sicht der Nagolder City-Managerin Angela Nisch am unteren Rand der Gehaltsspanne. "Die meisten City-Manager sind massiv unterbezahlt", sagt sie. Horb bietet 68 000 Euro Jahresgehalt. In Nagold werde erfolgsabhängig bezahlt – wie viel genau, sagt Nisch aber nicht. Die Stadt Horb will die Gehaltsdiskussion nicht öffentlich führen, wie sie auf Anfrage mitteilt.

Die Herausforderungen in Horb sind indes gewaltig. Über die zunehmende Zahl der Leerstände in der Stadt sagt Nisch: "Der oder die neue City-Managerin muss schauen, dass die Löcher belegt werden." Zuletzt war bekannt geworden, dass zwei Schuhgeschäfte die Segel streichen.

Das Angebot muss Seltenheitswert haben und interessant für Besucher sein

Um die Zeiten des Leerstands möglichst kurz zu halten, müsse man kreativ sein – Nisch spricht von kurzfristiger Nutzung, von "Pop-Up-Stores", die es etwa in Berlin zuhauf gebe. Bei solchen Konzepten bekommen Jungunternehmer, Kreative oder Designer die Möglichkeit, ihre Geschäftsideen als Zwischennutzer bei günstiger Miete zu verwirklichen. Das Angebot müsse Seltenheitswert haben und interessant für Besucher sein, sagt Nisch. Als Beispiel aus Nagold nennt sie einen kürzlich eröffneten Barbershop – ein besonderes Frisör-Konzept nur für Männer. Ein größeres Beispiel ist in Stuttgart die Conceptmall Fluxus, die vorübergehend in der Calwer Passage untergebracht ist.

Es sei schwierig, Immobilienbesitzer zu Mietnachlässen für Zwischennutzer zu bewegen. Letztlich gehe es aber darum, die Frequenz in der Stadt zu erhalten. "Wenn die Lage erst mal tot ist, dann hat auch der Immobilieneigentümer nichts mehr davon", sagt Nisch.

Sie will Verständnis dafür schaffen, dass die Arbeit des City-Managers langfristig gedacht werden muss. "Am Anfang wird man als Heilsbringer gefeiert. Wenn im ersten Jahr nichts passiert, kassiert man nur Prügel", sagt sie. Dabei verhandle man in mancher Angelegenheit über Jahre, bevor ein Erfolg zu verbuchen ist. Sie hat lange durchgehalten und viele Erfolge ihrer Arbeit in Nagold gesehen. Mitte des Jahres gibt sie ihren Job auf, um mehr Zeit für ihre Familie zu haben.

Dass nicht nur Nagold, sondern auch Horb und Freudenstadt derzeit City-Manager suchen, hält sie für unproblematisch. Die Städte jagten sich aus ihrer Sicht nicht gegenseitig die Bewerber ab, glaubt sie. "Wer sich als Baiersbronner interessiert, bewirbt sich besser in Freudenstadt als in Nagold", sagt sie. Als City-Manager habe man aus ihrer Sicht Residenzpflicht. "Am Leben in der Stadt kann man nur teilnehmen, wenn man da wohnt." Nur dann kenne man Geschäfte, Leute, Straßennamen – all das mache den Einstieg in den Job einfacher.

Die Händler in Horb hatten zunächst bewusst einen ortsfremden City-Manager gewählt, um Impulse von außen zu erhalten, schwenken nun aber um und wünschen sich jemanden mit Ortskenntnis.

Die Nachricht, dass der Horber City-Manager aufhört, ist noch neu. In Nagold ist man schon einen Schritt weiter. "Wir haben gute Bewerbungen reinbekommen", sagt Nisch. In der kommenden Woche werden ihren Angaben zufolge erste Vorstellungsgespräche geführt.

Auch in Horb gibt man sich optimistisch. Die Stadtverwaltung teilt auf Anfrage mit, sie selbst und der Zusammenschluss der Einzelhändler, Horb Aktiv, gingen angesichts der sehr guten Bewerberlage beim ersten Ausschreibungsverfahren davon aus, dass die Stelle des Horber City-Managers wieder adäquat besetzt werden kann.