Kinder mit Förderbedarf können auch an einigen Horber Regelschulen inklusiv beschult werden (Symbolfoto). Foto: Anspach

An mehreren Horber Schulen können Kinder inklusiv beschult werden. Lehrermangel macht sich bemerkbar.

Horb - Seit zwei Jahren haben Eltern das Recht, ihr behindertes Kind auch auf eine allgemeine Schule zu schicken. Kommt die Inklusion in der Praxis tatsächlich so gut voran wie erhofft? Nachgefragt bei den allgemeinbildenden Schulen in Horb.

Der Anfang sei gemacht, Eltern hätten mehr Wahlmöglichkeiten, hieß es vor einigen Wochen von der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zur Sonderschulpflicht. Andererseits räumte sie ein, dass es nicht genug Sonderpädagogen gebe, um behinderte und nicht behinderte Kinder stets gemeinsam zu unterrichten. Auch im Kreis Freudenstadt zeigt die Tendenz eher in Richtung der sogenannten "Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)" – 94 Prozent der Eltern, die ein Kind mit Förderbedarf haben, entscheiden sich für jene, und nicht dafür, ihr Kind inklusiv beschulen zu lassen.

Sonderpädagogen können Regelschulen stundenweise unterstützen

Dennoch ist die Inklusion an Regelschulen in Horb kein Ding der Unmöglichkeit, wie mehrere Beispiele zeigen. An der Gutermann-Grundschule werden seit letztem Schuljahr vier Kinder, die eine Lernschwäche haben, unterricht, erzählt Rektorin Sabine Peter. Dazu erhält die Gutermann-Grundschule Unterstützung von Lehrkräften der Horber Roßbergschule, eines der SBBZ im Landkreis Freudenstadt. Sie kommen stundenweise an die Schule und nehmen die Kinder mit Förderbedarf teilweise auch zur Einzelförderung aus dem Klassenverband heraus. Allerdings erhält jedes der inklusiv beschulten Kinder nur zwei Stunden individuelle Förderung – zu wenig, wie Peter findet. "Die Sonderpädagogen arbeiten nicht parallel zu den ›normalen‹ Grundschullehrern, was eigentlich der Idealfall wäre. Unser Angebot ist also leider nicht vergleichbar mit dem, was die Förderschule bietet." Auf die Frage, ob mehr Sonderpädagogen gebraucht werden, antwortet die Rektorin daher auch mit einem nachdrücklichen "Ja".

Auch für das Martin-Gerbert-Gymnasium ist Inklusion ein Thema. "Seit Jahren haben wir Erfahrungen mit einzelnen körperbehinderten Schülern", berichtet Schulleiter Georg Neumann. Zur Zeit werde ein Schüler mit Rollstuhl am Gymnasium unterrichtet. "Er hat eine FSJ-lerin als Schulbegleiter zur Unterstützung. Er ist seit mehr als fünf Jahren bei uns und gut integriert", erzählt Neumann weiter. Da das Schulgebäude weitgehend barrierefrei sei, sei eine Beschulung dieses Jungen problemlos möglich.

Die Gemeinschaftsschule wird erstmals seit ihrem Bestehen von drei inklusiv zu beschulenden Kindern mit dem Förderschwerpunkt "Lernen" besucht, berichtet Rektor Götz Peter. Sie sind in Jahrgangsstufe 5. Ähnlich wie bei der Gutermann-Grundschule gibt es "Lehrerwochenstunden", in denen ein Pädagoge eines SBBZ an die Gemeinschaftsschule abgeordnet ist und spezielle Aufgabenformate für die Inklusionskinder entwickelt. Götz Peter lobt auf diesem Weg auch die Arbeit der SBBZ in Horb: "Die Zahl der inklusiv zu beschulenden Kinder ist aus meiner Sicht deshalb so gering, da wir in Horb mit der Roßbergschule und der Pestalozzischule über zwei hervorragende SBBZ verfügen, die von Eltern anerkannt werden und deren Arbeit sehr geschätzt wird."

An den anderen Grundschulen in Horb sind derzeit keine Kinder, die inklusiv beschult werden. Dennoch zeigt man sich offen dafür, zum Beispiel an der Berthold-Auerbach-Grundschule in Nordstetten. "Wenn Eltern ein behindertes Kind an unsere Schule schicken wollen, kommt es auf den Einzelfall an: Kann das Kind ohne weitere Maßnahmen (Hinzuziehung von Sonderpädagogen, bauliche Veränderungen...) integriert werden, können wir es aufnehmen", erklärt Schulleiterin Monika Krahl. Trotzdem sei der Mangel an Sonderpädagogen auch für ihre Schule spürbar – Kooperationsanträge von Förderschulen könnten nicht zeitnah bearbeitet werden und Familien und Lehrkräfte müssten oft sehr lange warten, bis sie Hilfe bekommen könnten. "Fazit also: Wir brauchen dringend mehr Sonderpädagogen, auch an den Grundschulen, um eine sinnvolle, zeitnahe Beratung und Förderung gewährleisten zu können", so Krahl.

Lehrer fehlen, Unterricht fällt aus – eine weitere Herausforderung, vor der Schulen heutzutage oft stehen. Die Horber Grundschulen berichten, dass in der Regel kein Unterricht entfallen darf, da die Eltern einen Anspruch auf die verlässliche Betreuung der Kinder haben. Wenn Lehrer krank sind, bedeutet das Mehrarbeit für das restliche Kollegium – es werde natürlich versucht, das zu vermeiden. "Tatsache ist, dass die Kollegen oft angeschlagen und auch krank zur Schule kommen, weil sie wissen, dass ihr Ausfall vom restlichen Kollegium aufgefangen werden muss", weiß zum Beispiel Kristiane Geiger, Rektorin der Grundschulen Dettingen und Bittelbronn. Nur Förderstunden und AGs könnten an ihrer Schule gegebenenfalls gestrichen werden, fügt Sabine Peter hinzu.

Die Realschule, die Gemeinschaftsschule und das Martin-Gerbert-Gymnasium berichten, dass sie zu Beginn des Schuljahres über eine ausreichende Anzahl an Lehrern verfügten. Kurzfristige Erkrankungen von Kollegen seien dennoch eine Herausforderung. Es gebe zwar einen Krankheitsvertreter (KV)-Pool des Staatlichen Schulamts Rastatt, die Anzahl der Stunden sei aber sehr begrenzt (Realschule) oder die Schule dürfe gar nicht darauf zugreifen (für Gymnasien sind keine Lehrer aus diesem Pool als Krankheitsvertreter vorgesehen).

Lehrer fehlen, Inklusion stockt teilweise – die landesweiten Probleme machen auch vor der Neckarstadt nicht halt.