Gemeinsam besahen sie sich die Fortschritte bei der Restaurierung des Rathauses (von links): Christian Barth (Deutsche Stiftung Denkmalschutz), Bürgermeister Ralph Zimmermann, Marion Caspers-Merk (Toto-Lotto), OB Peter Rosenberger, der städtische Architekt Thomas Hellener und Restaurator Wilhelm Gläser aus Dießen. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathaus-Restauration: Caspers-Merk lobt vorbildliche Sanierung des Horber "Bilderbuchs" / Ursache für Abbröckelung gefunden

Das sind sechs Richtige für Horb. Die Lotto-Chefin kommt vorbei und bringt auch noch Geld mit, für die Sanierung des Horber Rathauses.

Horb. Vor dem Horber Rathaus traf sich am Mittwochnachmittag Marion Caspers-Merk, Toto-Lotto-Chefin von Baden-Württemberg, mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger, Bürgermeister Ralph Zimmermann, Stadtarchitekt Thomas Hellener, Denkmalschutz-Kurator Christian Barth und Restaurator Wilhelm Gläser. 

Caspers-Merk hat einen Scheck über 50 000 Euro dabei – für die Restaurierung der Rathausfassade. 

Die Lotto-Chefin: "Ich bin überzeugt, dass das Geld hier gut angelegt ist. Bei der Restaurierung wird gründlich und mit der neuesten Technologie herangegangen."

Deshalb gibts die 50 000 Euro – aus Einnahmen der Glücksspirale. Die gehen an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Und damit kann das Rathaus die Kosten von insgesamt 250 000 Euro besser tragen. Gut die Hälfte, so OB Rosenberger, bringt die Stadt davon selber auf.

Doch was macht die Fassaden-Restaurierung so aufwendig? Restaurator Gläser: "Wir haben zwei Probleme: Durch die Statik gibt es teilweise Beulen im Putz oder Risse. Wir sind gerade dabei, die einzelnen Stellen mit Hilfe von Dübeln und anderen Methoden so am Untergrund zu befestigen, dass er haftet." Es gibt auch noch eine Putzblase von gut zweieinhalb Quadratmetern, bei der der Hohlraum vorsichtig gesäubert wird und der mit Glasfasern vorsichtig ausgestopft wird.

Problem zwei: Die Malereien. Wilhelm Klink hatte sie 1925 angebracht. Doch alle zehn Jahre mussten sie bisher restauriert werden. Restaurator Gläser: "Wir haben jetzt die Ursache dafür entdeckt: Magnesium-Chlorid. Wenn da Wasser draufkommt, bildet sich eine wassergesättigte Schicht, auf der die Farbe nicht mehr hält."

Der Grund dafür: Maler Klink war mit der Fassade nicht zufrieden. Zu glatt. Um sie sozusagen aufzurauhen, hat er sie mit Salzsäure abgewaschen. Gläser: "Was Klink nicht wusste: Im Putz war Magnesium enthalten. Zusammen mit der Salzsäure und dem Regenwasser von außen bildet sich so immer wieder das Magnesium-Chlorid."

Doch wie will der Fachmann dieses Problem angehen? Gläser: "Es gibt drei Herangehensweisen: Zu versuchen, das Magnesium-Chlorid auszuschwemmen. Klebemittel einzusetzen. Oder die Oberfläche der Farbe wasserabweisend zu machen. Damit das Wasser von außen nicht auf den Putz kommt."

Doch mit einfach Klarlack ist es nicht getan. Gläser: "Bei der Restauration ist es wichtig, Materialien einzusetzen, welche nicht den Zugang zu der Original-Malerei erschweren." Deshalb will der Restaurator jetzt verschiedene Test-Felder anlegen, um zu schauen, welche Methode wie funktioniert. Gläser: "Für diese Art der Restauration gibt es noch keine Vorbilder. Wir werden das alles in echt, im Labor und der Klimakammer ausprobieren. Auch in enger Zusammenarbeit mit der Uni in Stuttgart. Unser Ziel ist es, die richtige Methode zu finden, damit man nicht alle zehn Jahre die Malereien wieder restaurieren muss."

Und das lobt auch die Lotto-Chefin. Caspers-Merk: "Das Horber Bilderbuch ist ein wichtiges Objekt. Die Restaurierung zeigt, wie gut alles ineinandergreift. Hier werden auch neueste Forschungserkenntnisse angewandt. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand!"

OB Rosenberger bedankt sich. Und sagt: "Hier zeigt der Blick hinter die Fassade, dass Denkmalschutz wissenschaftliches High-Tech ist."

Und auch innen im Rathaus wird noch ein Check gemacht. Weil auch das "Arbeiten" des Fachwerkbaus von 1765 dazu beiträgt, dass die Putz unter Spannung gerät. Stadtarchitekt Thomas Hellener: "Das ein so altes Fachwerkgebäude von 1765 arbeitet, ist normal. Wir werden dennoch die Statik überprüfen und schauen, ob wir mit Stabilisierungsmaßnahmen eine Verbesserung erreichen können."