Horb - Ob er die Händler "wachrütteln" kann, wie OB Peter Rosenberger es vom neuen City-Manager Bernd Mathieu forderte? Der studierte Diplom-Geograph gab sich gestern jedenfalls zurückhaltend.

Rosenberger führte ihn in den neuen Räumlichkeiten des Stadtmarketings an der Mühlener Straße locker ein: "Tata, Spot an. Da ist er." Bernd Gall, Vorsitzender von Horb Aktiv: "Er war in der großen Bewerberauswahl unser Nummer-eins-Kandidat. Wir sind froh, dass wir ihn gewinnen konnten." Sein Vorstandskollege Tobias Waldmüller: "Wir haben bewusst jemanden gesucht, der nicht ein fertiges Konzept über Horb stülpt, sondern es mit den Händlern erarbeitet." Trotzdem fordert OB Rosenberger: "Erste Impulse erwarten wir schon von ihm zu den großen Veranstaltungen wie dem Naturpark-Markt oder Unsere Stadt feiert."

Doch der neue City-Manager blieb erstmal still und hörte zu. Sagte kaum was. Nur, dass er jetzt die ersten Schritte machen wolle. Den Vorstand mit Stadtmarketing-Chef Martin Scherer kennenlernen, sich bei den Händlern in den nächsten zwei bis drei Wochen vorstellen wolle: "Aber haben Sie bitte Verständnis, wenn ich nicht bei jedem zuerst sein kann."

Sein erster Eindruck von Horb? "Ich habe die Kernstadt kennengelernt. Sie macht einen sehr, sehr schönen Eindruck auf mich. Ich habe hier mehrere Stunden mit meiner Freundin gebummelt. Potenzial ist da." Kritisch, so sein erster Eindruck: "Es gibt wenig Parkplätze in der Innenstadt. Dazu muss man überall bergauf laufen, und es herrschen enge Verhältnisse. Doch nicht alles, was einen selbst stört, stört die Leute."

Und auch der Hut-Tag bekam durch Matieu neue Impulse, so Buchler. Hier wird in der traditionellen Hutstadt auch die Deutsche Hutkönigin gewählt.

Und was ist ihm bei der Gastronomie aufgefallen? Mathieu: "Bei manchen gibt es sicherlich Entwicklungsbedarf." Damit meint er die Außenbestuhlung. In der Hirschgasse könne man so die Gastronomie außen weiter aufwerten.

Die Neckarstraße hat doch so einige leere Geschäfte. Gibt’s hier neue Ideen für das Leerstandmanagement? Mathieu: "Als erstes werden wir uns sicherlich an die Aufgabe machen, die leer stehenden Geschäftsflächen zu kartieren. Es gibt verschiedene Mittel und Wege, um das zu kaschieren." Dazu gehören eine bunte Gestaltung durch Kinder, Schüler oder Künstler mit Vernissagen. Teuerste Möglichkeit: Eine Werbeagentur zu engagieren, die mit Fensterfolien zeigt, was in den leeren Räumen Tolles entstehen könnte. Und was ist mit Internet-Marketing? Facebook, Angebots-Seiten und Co? Mathieu: "Herr Scherer und ich sind uns noch nicht schlüssig, ob wir an so etwas arbeiten wollen."

OB Rosenberger hatte Konkreteres zu verkünden: "Die Neukonstruktion der Homepage der Stadt ist fast fertig. Wir sind jetzt in der Abstimmungsphase. Im Sommer wollen wir damit raus, aber spätestens zum Jahreswechsel soll sie gut laufen." Ein Facebook-Auftritt ist nicht geplant. Rosenberger: "Wenn man das macht, dann richtig. Mit 24-Stunden-Service. Wir haben niemanden, der Facebook nebenher machen kann."

Mathieu: "In Lindenberg haben wir das gemacht und haben damit die jüngere Bevölkerung gut erreicht. Das war aber eine One-Man-Show: Die Veranstaltungen haben wir gepostet – der Rest war nicht vorhanden."

Und wie beurteilt er die Chancen und Risiken des neuen Einkaufszentrums am Bahnhof? Mathieu: "Es ist wichtig, dass die Innenstadt gerüstet ist. Dass die Händler es als Push sehen und nicht als Konkurrenz."

OB Rosenberger fügt hinzu: "Wir sehen auch die Risiken. Aber auch die Chancen für die Kleinen, ein Segment zu füllen, welches es dort nicht gibt. Oder wofür die Miete in der Neckargalerie sonst zu hoch ist."

Dann fügt er hinzu: "Der City-Manager war der erste Kraftakt. Die Neckargalerie ist eine Chance für Horb." Und appellierte: "Wir müssen die Händler aus dem Schlaf wecken. Immer wieder rütteln und rütteln."

Was ihm auch Sorge macht: Vorbehalte aus der Bevölkerung. Rosenberger: "Ich hoffe, dass die Bevölkerung begreift, dass wir in der City wohnen. Mit der Eröffnung des Cafés am Flößerwasen haben wir jetzt zwei Brückenköpfe: Das Gleis Süd und das Tamino. Doch es gibt schon die ersten Beschwerden vom Flößerwasen. Anwohner haben Angst, dass es dort laut werden könnte."

Zum Abschluss noch ein Blick ins neue Büro von Bernd Mathieu: Alles ist noch leer. Bis auf den Schreibtisch. Hier steht ein Notebook. Hoffentlich schafft es der neue City-Manager, nicht nur seine Räumlichkeiten, sondern auch Horbs Handel bald mit Ideen und Aktionen zu füllen. Oder, wie es OB Rosenberger sagt: "Der Erfolg des City-Managers ist sehr schwer messbar. Nur in der Kasse der Händler. Das ist der Maßstab des Erfolges."

Und wer den neuen City-Manager kennenlernen will, dem sei der Fassanstich am Freitag, 25. April, um 17 Uhr auf dem Festplatz empfohlen. Hier will Mathieu neben Stadtmarketing-Chef Martin Scherer zeigen, ob er das Handwerk mit dem Gerstensaft beherrscht.

Seite 2: "Er muss es wissen"

Er muss es wissen. Ralf Buchler, einer der Vorstände der Leistungsgemeinschaft Lindenberg (dortiger Handelsverband), gratuliert Horb zum neuen City-Manager.

Buchler: "Ich denke, Horb hat Glück mit Matieu gehabt." Vier Jahre lang war der neue City-Manager von Horb in der Stadt im Allgäu angestellt. Davor im City-Management Böblingen.

Buchler: "Wir haben sehr gut mit Bernd Matieu zusammengearbeitet. Er war das Bindeglied zwischen Stadt und Handel. Das Lindenberger Winterfest ist ganz aus seiner Feder entstanden und war perfekt vorbereitet." Beim Winterfest schaffen Bildhauer und sonstige Künstler Skulpturen aus Schnee und Eis.

Lindenberg ist auch eine Käsestadt. Und Matieu sorgte dafür, dass dieses Fest zum Genießen und Schlemmen immer internationaler wurde. Inzwischen, so Buchler ist es jetzt "über die Regionen" bekannt.

Und auch der Hut-Tag bekam durch Matieu neue Impulse, so Buchler. Hier wird in der traditionellen Hutstadt auch die Deutsche Hutkönigin gewählt.

Ob Bernd Matieu in Lindenberg auch etwas im Online bewegt hat, weiß Ralf Buchler, Inhaber eines Modegeschäfts, nicht. Fakt ist: Lindenberg hat sogar eine andere App.