Der Umbau am Horber Krankenhaus geht weiter, doch das Leistungsspektrum soll abgebaut werden. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Politiker und Bürgerinitiative wehren sich gegen "Schrumpfpläne" / OB Rosenberger geht in die Offensive

Von Jürgen Lück und Florian Ganswind

Horb. Schock für die Bevölkerung: Das Krankenhaus soll in Zukunft nicht mehr ein klassisches Krankenhaus sein. Das ist die Empfehlung des Aufsichtsrates (siehe "Aus unserer Region"). Aus Horb kommt ein erster Aufschrei. Horber Politiker und die Bürgerinitiative wollen sich wehren.

"Zur Zukunftssicherung des Hauses Horb wird der stationäre Bereich in eine Geriatrische Rehabilitation mit etwa 60 bis 65 Betten umgewandelt, ein Zentrum für ambulantes Operieren eingerichtet und sieben Facharztpraxen mit enger Einbindung in die internen Abläufe in Horb und Freudenstadt angesiedelt", heißt es in der Pressemitteilung der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger geht nach dieser Empfehlung in die Offensive und kämpft für den Erhalt der Akut-Klinik in Horb. "In der Pressemitteilung des Aufsichtsrates kommt zwar mehrmals die Verantwortung für die Kreisfinanzen vor, aber das Wort ›Patient‹ in keinster Weise. An dem Wohl des Patienten wird sich nicht orientiert." Dass der Aufsichtsrat nur die wirtschaftliche Seite, sei in Ordnung, aber der Kreisrat hat eine andere Aufgabe. "Er muss entscheiden, was für die Bevölkerung benötigt wird und was man sich für eine Krankenhausstruktur leisten will." Für die Zukunft gelte, dass bei wachsendem Bevölkerungsschwund der Landkreis gut aufgestellt werde. "Hier wird neben der Kinderbetreuungssituation der medizinische Versorgung ein großer Stellenwert beigemessen." Mit der Entscheidung gegen Horb würden Weichen gestellt, die nicht mehr zurückzunehmen seien. Rosenberger: "Die fehlende medizinische Infrastruktur im Osten des Landes wäre ein Standortnachteil, der zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang führen kann. Wie viel das den Landkreis kostet, wird nicht gesagt.

Rosenberger schließlich: "Mich enttäuscht, dass dem Standort Horb keine faire Chance gegeben werden soll, in Echt-Betrieb zu laufen, so wie es ursprünglich geplant war."

Reiner Klinger, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb, hatte gestern ein Gespräch mit Landrat Rückert und KLF-Geschäftsführer Peter Mast. Er sagt: "Ich bin enttäuscht über das, was bei der Bewertung herausgekommen ist. Mich haben die Zahlen überrascht, die jetzt plötzlich auf den Tisch kommen. Ein ganz wichtiger Punkt für uns ist, dass Horb als Anlaufstelle für Akut-Fälle erhalten bleiben muss." Er könne zwar verstehen, das Landrat Rückert angesichts der Zahlen die Reißleine ziehen müsse. Klinger mahnt aber auch an, dass das jetzige Defizit sicherlich auch aus der Fehlplanung der Vergangenheit resultiert: "Ich glaube, dass diese Dinge noch aus der Vergangenheit nachhallen." Über das weitere Vorgehen will sich die Bürgerinitiative zunächst im Vorstand beraten.

Auch der Horber FW-Kreisrat Wolfgang Kronenbitter, ebenso wie Rosenberger auch Aufsichtsratsmitglied, zeigt sich schockiert: "Ich bin von der aktuellen Entwicklung sehr betroffen, enttäuscht und zum Teil frustriert. Für mich ist die Sicherung des Krankenhaus-Standortes Horb ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der medizinischen Versorgung des Ostkreises und auch eine Frage der Glaubwürdigkeit." Vor zwei Jahren sei im Kreistag die Erweiterung und Sanierung des Horber Krankenhauses mit Investitionen in Höhe von elf Millionen Euro beschlossen worden. "Dies war für mich und meines Erachtens auch für die Bevölkerung eine weitere Bestätigung für den Krankenhaus-Standort Horb." Es sei sicherlich richtig, bei der Entwicklung der Verluste der KLF aktuell eine Kostenprüfung vorzunehmen. "Andererseits ist es nach den bisherigen Beschlüssen und den getätigten Investitionen der Bevölkerung wohl nicht vermittelbar, wenn keine Krankenhausleistungen mehr am Standort Horb angeboten werden sollen und das Horber Krankenhaus nicht die Chance bekommen soll, das noch im Frühjahr 2011 beschlossene Leistungsspektrum im Bereich der Inneren Medizin zu erbringen."

Der Horber FDP-Kreisrat Daniel Wochner sieht in den Plänen für Horb einen Sanierungsbeitrag für die KLF und den Standort Freudenstadt (siehe auch Wochners weiteren Ausführungen auf der Seite "Aus unserer Region). Wochner: "Dennoch muss man den Landrat dafür dankbar sein, dass nunmehr endlich die schonungslose Wahrheit über die Situation bei der KLF dem Kreistag dargestellt wurde."

Doch warum soll ein Zentrum für geriatrische Rehabilitation in Horb den Erfolg bringen? Die geriatrische Reha hat derzeit 25 Betten und zwei TÜV-Qualitätssiegel erhalten. Laut KLF-Geschäftsführer Mast sei eine Erweiterung sinnvoll, weil die bisherigen stationären Pflegekräfte mit ihrer Akut-Ausbildung ein Pluspunkt seien.

Er hofft, Patienten aus Böblingen zu gewinnen. Dort wurde im September die Reha geschlossen. Mast: "Diese Patienten haben als Alternative zu Horb lediglich Bad Urach, und das ist weiter von dort entfernt." Auch Gernsbach bei Baden-Baden sei keine räumliche Alternative für diese Patienten.

Dazu kommt, dass in Horb baldmöglichst laut den Gutachten 800 000 Euro investiert werden müssen. In den nächsten 25 Jahren sind noch mal fünf Millionen Euro fällig, so "teamplan" aus Tübingen.

Die Fortführung des stationären Betriebs in Horb sei extrem unwirtschaftlich, so die DKI-Gutachter. Bei einer Auslastung von 90 Prozent, einem Case-Mix-Index von 0,7 sei ein Horber Minus zwischen 4,5 und 5 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren zu erwarten. Mast: "Das ist schon sehr optimistisch gerechnet. Eine normale Klinik hat 75 Prozent Auslastung"

Auch das ambitionierte CMK-Konzept mit einer 24-Stunden-OP-Bereitschaft würde nichts bringen. Es heißt: "Die dann erzielbaren Mehrerlöse wären geringer als die erforderlichen Mehrausgaben für das Personal." Auch eine Verlagerung von Freudenstadt nach Horb, zum Beispiel die HNO, alle ambulanten Operationen und Gerontopsychiatrie würden zu keiner Verbesserung führen.

Dazu kommt: In Horb fehlt es offenbar an Medizintechnik, um Patienten optimal zu behandeln. Mast: "In der Kardiologie bräuchte man moderne Medizintechnik. Das lohnt sich aber nicht, das in Horb vorzuhalten."

Die Overheadkosten in Horb – Verwaltung, Energie und Abtrag für die Umbau-Kredite – seien ein Riesen-Block in Horb. Angesichts der wenigen Betten seien die Ertragsschancen sehr gering, so Mast. Um die Betten in Horb zu füllen, überlegt Mast auch, die als "Hotelbetten" zu vermieten. Der KLF-Geschäftsführer: "Für Patienten, die nach einer ambulanten Operation nicht gleich nach Hause fahren wollen." Die Übernachtung müsste dann aber selbst bezahlt werden.

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