Gemeinderat: Runder Tisch soll erster Analyse ermöglichen / Bessere Anbindungen an Ortsteile könnte Lage verbessern

Braucht Horb eine neue Offensive für bezahlbaren Wohnraum? Das fordern SPD und OGL im Gemeinderat (wir berichteten).

Horb. Oberbürgermeister Peter Rosenberger: "Ich finde, ein Runder Tisch ist der erste, richtige Schritt, um die Lage mit allen Akteuren zu analysieren. Danach müssen wir die gefundenen Ergebnisse politisch im Gemeinderat bewerten."

Denn: In der ersten Analyse, die das Rathaus vorgenommen hat, ist ein Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum noch unklar. Das Kaltmiet-Niveau in Horb befindet sich bei rund 6 Euro. Das weist eine Studie von Baum Immobilien nach. Die Baugesellschaft Horb vermietet derzeit für durchschnittlich 6,10 Euro. Laut dem Mietspiegel des Landkreis Freudenstadt liegt das Niveau für Wohnungen um die 60 Quadratmeter zwischen 5,90 bis 7 Euro pro Quadratmeter.

In Stuttgart liegt dieses Niveau laut Mietspiegel bei 13,39 Euro, München hat sogar 17,32 Euro pro Quadratmeter. Die günstigsten Städte, so das Rathaus, haben 4,75 Euro Kaltmiete.

Macht es Sinn, einen Mietspiegel für Horb aufzustellen?

Er würde zwischen 23 000 und 45 000 Euro kosten, so die Drucksache 2/2017. Stadtplaner Peter Klein schreibt dazu: "Der Nutzen eines Mietspiegels ist aufgrund der dezentralen Struktur der Stadt fraglich."

Gibt es überhaupt Bauplätze für sozialen Wohnungsbau?

Der wird meistens in sogenannten Mehrfamilienhäusern umgesetzt. Hier gibt es Potenzial in Barbel West in Talheim, bei den Bauplätzen nahe der alten Schule, die jetzt abgerissen wird. Auch die Ortsmitte Mühringen und die noch nicht realisierten Baugebiete in Nordstetten und Allmend in Bittelbronn bieten Potenzial.

Allerdings: Investoren haben bisher hier – so die Drucksache – auf diese Angebote nicht reagiert. Klein schreibt: "Das Quartier 5 wurde öffentlich ausgeschrieben – insbesondere für den Geschosswohnungsbau. Auf die sechs Bauplätze haben sich ausschließlich Bauherren für Einfamilienhäuser gemeldet. Auch in anderen Baugebieten gibt es derzeit praktisch keine Nachfrage von Baugesellschaften für Geschosswohnungsbau."

Auch die Baugesellschaft Horb, die zu knapp 45 Prozent der Stadt gehört, scheint derzeit wenig Lust auf sozialen Wohnungsbau zu haben. In der Drucksache heißt es: "Im Kreis der Gesellschafter der Baugesellschaft Horb ist derzeit nicht mit einer Mehrheit dafür zu rechnen, den Mietwohnungsbau aus Mitteln der Gesellschaft zu subventionieren."

Wo könnte bezahlbarer Wohnraum nun entstehen?

Wahrscheinlichster Ort: Die Kaserne auf dem Hohenberg. Die OGL hatte vorgeschlagen, das noch leer stehende Mannschaftsgebäude in ein Mehrgenerationenhaus umzubauen. Dazu fordern sie, bei der restlichen Bebauung auf dem jetzigen Sportplatz 20 Prozent der Fläche für bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Ein ähnliches Modell hatte auch Kurt Maier von "Baldauf Architekten und Stadtplaner" im November im Gemeinderat vorgestellt. Gemixt mit Luxuswohnungen, die am Hang sein sollen (wir berichteten.

Was ist für den Runden Tisch geplant?

Eine komplizierte Gemengelage. Und jede Menge Stoff für Diskussion. OGL-Fraktionschef Markus Pagel: "Wir begrüßen einen Runden Tisch. Dabei sollten auch die Sozialverbände mit am Tisch sitzen." SPD-Stadträtin Viviana Weschenmoser: "Wir hoffen, dass wir noch vor der Sommerpause erste Ergebnisse präsentieren können." Ihr Kollege Dieter Rominger-Seyrich schlug vor, auch gleich Experten für energetisches Bauen mit an den Runden Tisch zu holen. OB Rosenberger: "Wir haben vor, die Sozialverbände wie die Caritas oder Erlacher Höhe neben Haus und Grund sowie dem Mieterbund und der Baugesellschaften an den runden Tisch zu holen. Weil es erst im zweiten Schritt um die Bauausführung geht, würden wir den Runden Tisch nicht überfrachten wollen. Wir würden aber die Expertise der Energieagentur intern abfragen. Und auch, wie die Integrationsbeauftragte die Lage einschätzt."

Alfred Seifritz, Fraktionschef der FD/FW: "Wir haben kein Problem damit, die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Horb zu analysieren. Für Schlussfolgerungen ist es heute aber noch zu früh." Das betont auch CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Wir erheben beim Runden Tisch zunächst nur Zahlen, ob Bedarf vorhanden ist."

Wäre es nicht leichter, bezahlbare Wohnungen in den Ortsteilen zu schaffen?

ULH-Fraktionschef Hermann Walz: "Was uns bedenklich stimmt, ist, dass es in den bisher erhobenen Forderungen beispielsweise der Caritas nur darum geht, bezahlbaren Wohnraum in der Kernstadt zu errichten. Wohnungen in den Ortsteilen könnten das Problem doch lösen."

Stadtoberhaupt Peter Rosenberger: "Diese Forderung ergibt sich daraus, dass die verkehrliche Anbindung in der Kernstadt im Vergleich zu den Ortsteilen optimal ist. Die angedachte Zielgruppe kann sich den Individualverkehr nicht leisten."

Ein Punkt, den auch Caritas-Leiter Rüdiger Holderried aufgreift. Er hatte mehr bezahlbaren Wohnraum gefordert. Holderried zum Schwarzwälder Boten: "Vielleicht ist das ein Anlass, über neue Wege im ÖPNV nachzudenken. Über flexible Rufbusse, wie es sie beispielsweise im Kreis Calw schon gibt. In Ortschaften wie Talheim ist es derzeit fast unmöglich, am Wochenende mit dem ÖPNV wegzukommen. Hier sollten dringend neue Wege angedacht werden."

Der Runde Tisch wurde dann einstimmig beschlossen. Rosenberger: "Wir hatten als Termin ursprünglich den 6. April geplant. Das ist wohl zu ehrgeizig. Wir peilen jetzt ein Datum direkt nach den Osterferien an."