Ein echter Verkaufsschlager: Reihenweise geht derzeit Frostschutzmittel in der Avia-Tankstelle in der Dammstraße über die Theke. Foto: Geideck

Autofahrer müssen jetzt besonders diszipliniert sein. Stadt bittet um mehr Mithilfe. Tiere haben mit Kälte zu kämpfen.

Horb - Frostige Temperaturen werden auch in den kommenden Tagen ständige Wegbegleiter in Horb sein. Worauf müssen Autofahrer jetzt besonders achten? Ist der städtische Winterdienst auf Zack? Und wie können Hundebesitzer ihre Vierbeiner vor Salz und Splitt schützen? Hier kommt der Kälte-Check.

Kaum Blechschaden

Die beste Nachricht gleich am Anfang: Der rasante Winter-Einbruch hat auf den Horber Straßen nur wenig Schaden angerichtet. Lediglich zwei kleinere Unfälle sowie zwei Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäumen registrierte die Polizei am Wochenende. "Viele haben bei dem Wetter wohl gesagt, dass sie lieber daheim bleiben. Glücklicherweise war Wochenende, da gibt es kaum Berufsverkehr", sagt Renate Diesch, Pressesprecherin des für Horb zuständigen Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Motor darf nicht laufen

Was in Horb hingegen – wie in vielen anderen Städten auch – so gar nicht funktionieren will: Viel zu viele Autofahrer lassen morgens erst einmal den Motor laufen, bevor sie ihre Scheiben freikratzen. Das ist nicht erlaubt. Allerdings: Wer es trotzdem macht, muss im Prinzip keine Strafe befürchten. Diesch: "Die Polizei kann das gar nicht ahnden. Bis wir dahin gefahren sind, ist derjenige längst weg." Und wer den Beamten doch irgendwie ins Netz gehen sollte, muss nicht allzu tief in den Geldbeutel greifen: Gerade einmal zehn Euro Bußgeld kostet diese "Winter-Sünde".

Blickfeld muss frei sein

Eine weitere Nachlässigkeit von Autofahrern in diesen bitterkalten Tagen: nur ein kleines Guckloch in der Frontscheibe freikratzen. Auch das ist nicht erlaubt. Diesch: "Eine freie Rundum-Sicht muss gewährleistet sein." Das bedeutet: Neben der Frontscheibe müssen auch Heckscheibe oder Seitenspiegel sowie die Scheinwerfer vom Eis befreit werden. Der Bußgeldkatalog zeigt sich aber auch hier von seiner sanften Seite: Ebenfalls nur zehn Euro werden fällig. Sogar ganz ohne Strafe kommt davon, wer kein Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage schüttet – "nicht bußgeld-bewährt" heißt es so schön im Beamten-Jargon. Allerdings appelliert die Polizei eindringlich an alle Autofahrer, aus eigenem Interesse immer genügend Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage zu füllen.

Tankstelle ist gewappnet

Um die Horber Autofahrer muss man sich bei dem Punkt jedoch keine Sorgen machen: Frostschutzmittel ist momentan der absolute Kassenschlager in der Avia-Tankstelle in der Dammstraße. Auch Eiskratzer und Türschlossenteiser gehen reihenweise über die Shop-Theke. Pächter Hans-Joachim Eckert freut es, auch wenn er sagt: "Für viele scheint das ein Allheilmittel zu sein. Dabei würde eine warme Garage viel mehr bringen." Entwarnung kann Eckert derweil allen Besitzern von Diesel-Fahrzeugen geben: Bis minus 20 Grad kann man bei ihm bedenkenlos tanken. Sollte es tatsächlich noch kälter werden, hat der Pächter Zusätze in der Hinterhand, durch die der Diesel bis minus 30 Grad nicht verklumpt.

Schichtbeginn um 3.30 Uhr

Alle Hände voll zu tun hat in diesen Tagen auch der Winterdienst der Stadt Horb. Am Freitag fielen die ersten Flocken vom Himmel, seitdem sind die "orangenen Engel" quasi im Dauereinsatz. Schichtbeginn: 3.30 Uhr. Trotzdem stoßen sie an ihre Grenzen. "Aufgrund der Schneemassen konnten die Straßen nur noch entsprechend der Prioritätenlisten geräumt und gestreut werden", bittet Bürgermeister Jan Zeitler um Verständnis. Priorität hatten bei der Räumung zunächst die Hauptverkehrsstraßen sowie Steigungen, gefährliche Straßenabschnitte und Kreuzungen. Zeitler: "Es war aufgrund des anhaltenden extremen Schneefalls unvermeidlich, dass Nebenstraßen angesichts der Verhältnisse größtenteils außen vor bleiben mussten." Inzwischen hat die Winterdienst die Situation aber im Griff, zumal es nicht mehr schneint.

Das muss besser laufen

Sollte der Himmel erneut seine Flocken über der Stadt ausbreiten, bittet Zeitler um mehr Mithilfe der Autofahrer als zuletzt: "Besonders störend waren parkende Autos in engen Straßen. Die schweren Räumfahrzeuge mit breitem Schneepflug sind bis zu 3,50 Meter breit. Das entspricht etwa einer Durchfahrtsmöglichkeit in der Breite von zwei Autos nebeneinander." Autofahrer sollen daher so am Straßenrand parken, dass die Räumfahrzeuge ohne Einschränkungen vorbeifahren können. Da dies seit Freitag nicht immer möglich war, sei es laut Zeitler auf den festgelegten Fahrtrouten des Winterdienstes teilweise zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen gekommen – was wiederum die Telefone im Rathaus klingeln ließ. "Es sind angesichts der Verhältnisse einige Beschwerden nicht ausgeblieben. Die Mehrzahl der Bürger hatte jedoch angesichts der extremen Wetterlage ein Einsehen, dass der Winterdienst nicht überall gleichzeitig sein kann", so der Bürgermeister, der betont: "Die Salzlager werden regelmäßig nachgefüllt. Derzeit gibt es keine Engpässe."

Die Pfoten eincremen

Während sich die Autofahrer über reichlich Salz auf der Straße freuen, könnten die vierbeinigen Horber dankend darauf verzichten. Salz, Splitt oder auch Asche – alles, was den Asphalt rutschfest macht, ist für Hundepfoten schmerzhaft. Frank Klobas vom Tierschutzverein Horb empfiehlt daher: "Die Pfoten nach dem Gassigehen abwaschen und eincremen, zum Beispiel mit Vaseline." Er weist ebenso darauf hin, dass Minus-Grade nicht nur Menschen frieren lassen. "Diese Kälte ist nicht für alle Rassen geeignet, um stundenlang draußen zu sein", hat Klobas dabei vor allem Hunde mit kurzen Beinen im Blick. Beim Gassigehen liegen zwischen ihrem Bauch und dem frostigen Boden nur wenige Zentimeter. Notfalls könne man seinem Vierbeiner dann einen Hunde-Pullover überstreifen. "Das sieht vielleicht albern aus, aber es hilft dem Tier", meint Klobas.

Vögel brauchen Hilfe

Mit der Kälte zu kämpfen haben aber nicht nur Hunde, sondern auch Vögel. Gerade sie sind jetzt auf menschliche Hilfe angewiesen. "Die Schneedecke ist so hoch, da finden die nichts mehr zu essen", sagt Ursula Göttert, die beim NABU Horb für den Vogelschutz zuständig ist. Am besten geeignet seien aus ihrer Sicht hängende Säulen wie Meisenkolben, an die die Vögel heranfliegen müssen. Das Futter einfach in einem Vogelhäuschen auszubreiten, kann zu Problemen führen. So wie vor einigen Jahren, als der NABU auf ein massives Grünfinken-Sterben aufmerksam wurde. Es stellte sich heraus: Ihr eigener Kot landete wohl auf dem Futter, das auf dem Boden von Vogelhäuschen ausgestreut wurde – und dadurch Infektionen bei den Grünfinken auslöste. Das kann bei Meisenkolben nicht passieren. Aus den Gärten verbannen will Göttert die Vogelhäuschen jedoch nicht. Im Gegenteil, denn auch auf dieses Futter sind die Vögel im Winter angewiesen. Außerdem seien die hübschen Holzkästen eine gute Möglichkeit, sie in den Garten zu locken und Kinder für das Thema zu sensibilisieren, meint die Chef-Ornithologin vom NABU Horb.

Kinder haben ihre Freude

Sowieso gilt auch in diesem Winter: Die jüngsten Horber haben wieder den größten Spaß an der Schnee-Pracht. Viele Schlitten wurden am vergangenen Wochenende aus dem Keller geholt und aus manch einem Vorgarten der Neckarstadt grüßt seit dem Wochenende ein Schneemann. Wenn es nach den Kindern geht, darf der Winter noch lange anhalten.