Mit blinkendem Helm und seinem ganz besonderen Lächeln nahm Martin Stöckel die Ehrung seines Orchesters entgegen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Viele lobende Worte für Dirigent Martin Stöckel

Horb-Talheim (pm). "Non, je ne regrette rien" (Nein, ich bedaure nichts) so heißt der Titel des wohl bekanntesten Chanson von Édith Piaf. Musiklehrer Martin Stöckel ließ ihn beim Osterkontert "seines" Musikvereins Obertalheim im letzten Medley des Abends spielen. Es war so etwas wie ein Omen. Auch er konnte nach 22 Jahren an der Spitze dieses Orchesters ruhigen Gewissens von sich behaupten: "Nein, ich bedaure nichts." Es gab für ihn auch nichts zu bedauern, denn er war es, der die Obertalheimer Musikanten zu dem machte, was sie heute sind – ein Oberstufenorchester, das man in der ganzen weiten Raumschaft und auch darüber hinaus immer gerne hört.

Vorsitzender Knut Peter stellte in seiner Laudatio fest, dass Martin Stöckel über 20 Jahre der Chef im Ring war, der sowohl das Publikum als auch seinen Klangkörper ab und zu an seiner Grenzen geführt habe. "Denn wenn eines berechenbar war, dann deine Unberechenbarkeit in der Stückeauswahl."

Hans Dreher, der Vorsitzendes des Blasmusikkreisverbands Freudenstadt betonte, dass Stöckel mit seiner begeisterungsfähigen Arbeit in den Vereinen und im Verband Weichen gestellt habe. "Mit seinen Konzerten und den Erfolgen beim Wertungsspiel hat er wie nicht viele seines Fachs Maßstäbe gesetzt. Viele Kinder und Jugendliche, aber auch uns Erwachsene und Funktionäre hat sein Ausbildungskonzept, sein Auftreten als Musikpädagoge und nicht zuletzt sein Eintreten für die Wertschätzung für die Blasmusik geprägt und positiv beeinflusst."

Der Mann, dem all diese Lobesworte galten, pendelte gefühlsmäßig zwischen Lachen und Weinen, war berührt und amüsiert zugleich. Von der Kreativabteilung des Vereins gab’s einen Baustellenhelm mit aufgesetzten Blicklicht, damit man ihn auch im Ansturm der großen Gratulantenschar nicht aus dem Blickfeld verlor und ein eigens für ihn getexteter Song, in dem so manch lustige Begebenheit aus den gemeinsamen Jahrzehnten eingearbeitet wurde, sorgte für die heiteren Momente der Erinnerung.

Von jeder seiner Musikerinnen gab es zum Abschied eine weiße Rose mit einer ganz persönlichen Widmung und von den Herren des Orchesters ein Fläschen Gehaltvolles, ebenfalls mit einem ganz individuellen Etikett.

Schöntrinken musste er sich den Abend jedoch auf keinen Fall. Auch nicht an der nach Konzertende eröffneten "Martin-Stöckel-Bar". Was nachklingen wird, das ist der Song: "Tschau, Tschau Martin" und die Erinnerung an eine schöne Zeit im Steinachtal.

Stöckel wird der Horber Musikwelt jedoch erhalten bleiben. Er dirigiert weiterhin den Musikverein Betra, bleibt Musiklehrer an der Horber Musikschule und wird seine Jugendprojekte weiter mit dem Engagement betreiben, das man von ihm kennt. Und ob das mit dem selbst gesteckten Ziel "langsam tun" klappt, da kann man nur abwarten.