Zum Thema Flüchtlinge in der ehemaligen Arztpraxis gibt es geteilte Meinungen. Foto: Hopp

Droht nach Talheim 21 der nächste Spaltpilz in Talheim? Vorwurf richtet sich an die Stadtverwaltung.

Horb-Talheim - Während die umstrittene Steinbruchauffüllung Talheim 21 schon unter den Bürgern des größten Stadtteils für heftige Diskussionen sorgte, droht jetzt auch die Asyl-Frage die Talheimer zu spalten.

Jetzt schlagen die Eltern der Grundschule Alarm. Sie befürchtet "Probleme und Schwierigkeiten", wenn nebenan in den noch vorhandenen Praxisräumen von Richard Brems ab 1. März die nächsten Flüchtlinge einquartiert werden sollen.

Es gibt einen Informations-Brief der Grundschule an "alle Eltern". Hier heißt es: "Eine Flüchtlingsunterkunft in unmittelbarer Nachbarschaft in einer Schule insbesondere bei unter den jetzt gegebenen Voraussetzungen ist aus mehreren Gründen kein geeigneter Standort. Flüchtlinge brauchen eine Umgebung, in der Probleme nicht vorprogrammiert sind. Werden Flüchtlinge im ehemaligen Praxisgebäude von Dr. Brems untergebracht, sind Schwierigkeiten, die auf die Flüchtlinge selbst, auf die Schulkinder, Lehrer, und Eltern zukommen würden, voraussehbar."

Diese Probleme sind in mehreren Punkten zusammengefasst und wurden offenbar in der vergangenen Woche in einem Spitzentreffen auch mit der Stadtspitze, dem Ortsvorsteher und dem Landkreis besprochen. Es heißt in Talheim, dass diese Initiative auf Wunsch der Eltern entstanden sei.

Das ist neuer Sprengstoff. Denn: Offenbar gibt es eine heftige Diskussion im Ort über die Flüchtlingsproblematik. Seit Oktober ist die ehemalige Grundschule mit 50 Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien belegt. Im Ort gibt es eine heftige Diskussion über die "Wirtschaftsflüchtlinge". Es heißt: "Man darf durchaus politisch die Forderung stellen, dass in die neue Unterkunft in den Brems-Räumlichkeiten keine Wirtschaftsflüchtlinge kommen, sondern echte Kriegsflüchtlinge."

Dazu gibt es offenbar immer mehr Stimmen in Talheim, die beklagen, dass im Ort lediglich "Wirtschaftsflüchtlinge" untergebracht werden und alle Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Afrika, Irak oder Afghanistan in Freudenstadt oder dort in der Nähe untergebracht werden. Ein Talheimer zum Schwarzwälder Boten: "Es kann nicht sein, dass in Talheim Wirtschaftsflüchtlinge abgeladen werden und sich die Stadt Horb weigert, ihre Kaserne als Unterkunft zur Verfügung zu stellen."

Andererseits gibt es in Talheim einen Arbeitskreis Asyl, der sich intensiv um die bisherigen Flüchtlinge kümmert. So intensiv, dass beim Vortrag von Andreas Linder vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg von den Helfern von Ort berichtet wurde, dass diese völlig "ausgepowert" sind.

Angeblich 8000 Euro für einen Schlepper bezahlt

Nachdem der Schwarzwälder Bote die kritischen Stimmen aus Talheim öffentlich gemacht hatte, versucht der Arbeitskreis Asyl offenbar, positive PR für die angeblichen "Wirtschaftsflüchtlinge" zu machen. In der Neckar Chronik erzählt eine Flüchtlingsfamilie ihr Leid. Inhalt: Sie seien Aschkali – eine Minderheit unter Albanern im Kosovo. Eines Tages seien zwei Männer ins Haus gekommen und hätten die Mutter vor den Augen ihrer Söhne vergewaltigt. Dann seien sie wiedergekommen – diesmal war der Ehemann zu Hause. Die Bande hätte 50 000 Euro gefordert. Deshalb sei die Familie geflüchtet. Zahlte 8000 Euro an einen Schlepper, der sie nach Deutschland und nach Talheim brachte. Das Treffen mit der Familie – so die Neckar Chronik – fand im Rathaus statt.

Was dieses Publikationsorgan nicht schreibt: Über die Gegenwehr der Talheimer Grundschule dürfte die Rathausspitze seit mindestens einer Woche Bescheid wissen.

Die Frage der "Wirtschaftsflüchtlinge" – neben der umstrittenen Steinbruchauffüllung Talheim 21 der zweite Spaltpilz in Talheim.

Seitdem der Schwarzwälder Bote aufgedeckt hatte, dass es Pläne des Steinbruchbesitzers Armin Kaltenbach gibt, den seit zwölf Jahren stillgelegten Steinbruch im Ort mit Bauschutt aus Stuttgart 21 zu verfüllen, ist Unruhe im Ort. Die Bürgerinitiative gegen Talheim 21 hatte 1100 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Der Ort hat 2600 Einwohner.

Der Ortschaftsrat hatte geheim über Talheim 21 abgestimmt – weil angeblich Ortschaftsräte durch SMS und verbal "bedroht" worden seien. Die Bürgerinitiative weist diese Vorwürfe als "bewusste Verleumdung" zurück. Auch OB Peter Rosenberger und Ortsvorsteher Thomas Staubitzer nehmen die BI gegen die Vorwürfe in Schutz.

Die BI gegen Talheim 21 hat offenbar nichts mit den jetzigen Bedenken gegen die Flüchtlinge zu tun. Sprecher Dietmar Meintel betont: "Damit haben wir nichts zu tun. Von solchen Aktionen distanzieren wir uns". BI-Mitglied Stefan Merkle ist auch Mitglied im Lenkungskreis des Arbeitskreis Asyl von Horb.