Martin Herr, Benjamin Frick, Michael Amberger, Reinhard Frick und Thomas Pischner haben viel Herzblut in das Öko-Musterhaus investiert. Foto: Schwarzwälder-Bote

Immobilien: Modern und trotzdem in traditioneller Schwarzwald-Bauweise / Nachhaltiges Mehrfamilienhaus

Ein echtes Öko-Musterhaus entsteht derzeit auf dem Hohenberg: Flexibel, biologisch abbaubar und energiesparend – so wird das neue Mehrfamilienhaus am Paul-von-Schanz-Weg.

Horb. Der Horber Bauherr Michael Amberger arbeitet selbst bei "Die Werkstatt". Er sagt: "Hier auf dem Hohenberg erfülle ich mir meinen Traum von einem nachhaltigen Mehrfamilienhaus. Spätestens im nächsten Frühjahr soll es fertig sein. Dann werden die fünf Wohnungen, die sich auch als Mehrgenerationenhaus eignen, zu üblichen Mietpreisen an dem Markt gehen. Wie beim Neubau an der Bildechinger Steige wird der bei 8,50 bis 9,50 Euro kalt pro Quadratmeter liegen."

Die Mieter sparen bei den Nebenkosten

Dafür sparen die Mieter dann allerdings an den Heizkosten, so Thomas Pischner, Bauingenieur von "Die Werkstatt": "Heizung und Warmwasser stellen wir aus einer Kombination aus Photovoltaik und einer Wärmepumpe her. Dabei kommen wir auf eine Energiebilanz, die umgerechnet bei 0,6 Liter Heizöl pro Quadratmeter liegt. Die entsprechenden Heizkosten würden beim Öl bei nicht mal 300 Euro liegen."

Reinhard Frick, Geschäftsführer des Hausbauers "Die Werkstatt" aus Musbach bei Freudenstadt: "Das heißt: Die Kaltmiete ist normal, dafür sparen die Mieter richtig bei den Nebenkosten."

Doch was macht das neue "Öko-Musterhaus" so besonders? Es ist komplett in Fachwerkbauweise erstellt. Frick: "Das hat den Vorteil gegenüber der Holzständerbauweise, dass sich die Konstruktion komplett selbst trägt. Man kann die Balken also offen stehen lassen, entfernen oder mit dem verkleiden, worauf man Lust hat." Beispielsweise auch mit Lehmputz. Der Fußboden ist ebenso wie die Decke aus Massivholz – Frick: "Damit hat man natürlich ein super Wohnklima." Auch gut: Unter dem Echtholz-Fußboden wärmt eine Fußbodenheizung.

Die Fachwerkkonstruktion ist komplett in der Fabrik vorgefertigt. Frick: "Jedes Teil ist extra nummeriert. Damit kann man sich die Wände wie in einem Stecksystem auch selber zusammenbauen."

Die Zwischendämmung besteht aus Zellulose (auch Holz) und ist so ähnlich wie Isofloc. Die Dämmplatten sind auch aus Holz.

Bauingenieur Pischner: "Durch die Holzkonstruktion gibt es keine Wärmebrücken nach außen, weil wir quasi einen komplett geschlossenen Kasten hinstellen. Die Dachüberhänge werden außen einfach angefügt."

Es gibt nur zwei Öko-Kompromisse: Das Untergeschoss ist aus Beton und mit Kunststoffdämmung versehen. Frick: "Damit sind wir als Ökos nicht glücklich – aber so ist die Konstruktion wirklich solide." Unter der Fundamentplatte aus Beton aber wieder ein "Öko-Trick". Frick sagt: "Dort haben wir 30 Zentimeter Glasschaum eingebracht – das dient der Wärmedämmung von unten."

Der zweite Öko-Kompromiss beim "Meilenstein", wie das Muster-Öko-Haus heißt: In der Mitte ist ein dicker Stahlträger montiert. Bauingenieur Pischner: "Das haben wir bewusst so gemacht. Die Außenmauern und dieser Stahlträger halten statisch das komplette Gebäude. Damit ist gewährleistet, dass man nach Wunsch wirklich jede Fachwerkwand im inneren nach Lust und Laune versetzen oder abreißen kann, ohne dass die Stabilität gefährdet ist."

Fenster, Farben, die Fassadenverkleidung – alles aus Holz oder ökologisch. Und trotzdem ist der Brandschutz besser als bei einem konventionell gebauten Haus, wie Bauingenieur Pischner sagt.

Das neue Öko-Musterhaus. Für Horbs Klimamanager Martin Heer ein "toller Beitrag zur klimaneutralen Kommune." Er freut sich, dass Horb damit ein Musterprojekt für energieeffizientes Bauen hat, welches auch andere Bauherren neugierig machen könnte. Und darauf hoffen natürlich auch die fleißigen Jungs von "Die Werkstatt". Geschäftsführer Reinhard Frick: "Wir werden immer wieder Führungen für Neugierige anbieten."

Auch gut: Im Keller wird es neben der "Öko-Heizung" auch einen Batteriespeicher für den Solarstrom geben. Benjamin Frick von "Die Werkstatt": "Damit kann man seinen Mietern theoretisch auch die Möglichkeit anbieten, hier sein Pedelec oder möglicherweise sein Elektroauto zu laden. Das hängt aber davon ab, wie viel Strom die Elektrofahrzeuge benötigen und wann die geladen werden müssen. Eine Option, wenn das technisch geht, wäre das aber."

Das neue Öko-Musterhaus. Gebaut nach der Schwarzwälder Bautradition. Fachwerk, Decken aus verleimten Brettsperrholz, in Kreuzlagen verleimt. Frick: "Zum Schluss machen wir unten die Fassadenverkleidung in Holz quer und an den Giebeln senkrecht. Die können dann wie früher mit Ölfarbe gestrichen werden. Allerdings haben die Farben im Gegensatz zu früher keine gesundheitsgefährdenden Lösungsmittel."

Nur eins wundert die Öko-Baumeister. Reinhard Frick: "Laut Bebauungsplan ist dieses Gebiet hier für Mehrfamilienhäuser. Leider sind die Vorschriften so eng gefasst, dass wir hier lediglich fünf Stellplätze unterbekommen. Sonst hätten wir auch insgesamt acht Wohnungen errichten können!"